Donnerstag, 9. Juni 2022

Psychologie und Wirtschaft. Eine Kurzanleitung zu Mentalitätsfragen

 

Allenthalben regiert Enttäuschung und Frust darüber, dass multinationale Ölkonzerne und Sprithersteller die Steuererleichterungen nicht an die tankende Kundschaft weitergeben. Das Vorhaben war naiv. Denn war es jemals anders? Man reicht solchen Konzernen die Hand, sie nehmen diese auch und behalten sie. So ist eben deren Mentalität. Die muss man berücksichtigen und nutzen. Jetzt mal anders. Vor Jahren machte dieser europäische Politiker, der während eines Besuches beim Scheich eine Erfahrung. Einfach um mal nett und plaudativ zu sein sagte er: Ihr habt aber schöne Kamele. Nun fühlt sich der Scheich verpflichtet und antwortete: Mein Freund, suche Dir eines aus. Ich schenke es Dir. Das ist eben seine Mentalität.  Der Politiker hat  zwar ein Kamel aber auch ein Problem: Was tun mit dem Kamel? (Augen auf beim Loben. Hätte er mal die Pferde…. wegen seiner reitbegeisterten Tochter ) Ähnlich soll es jemandem ergangen sein, der die Sammlung exklusiver Scheich-Sportwagen lobte. Mentalität des Gastgebers verhalf dem Lobenden zu einem neuen oder klassischen Sportwagen. Man sagt den Deutschen ja nach, sie seien eher schroff, penibel und steuerten die Hacken zusammenschlagend und humorfrei auf das Verhandlungsziel los. Ohne Rücksicht auf Mentalitätsdispositionen.

So, jetzt aber angewandte Energiepolitik. Der Robertminister z.B. besucht die Scheichs wiederum und sagt: Ihr habt aber schönes Öl.  Das muss er aber taktisch klug und wie nebenbei sagen, damit die sich nicht brüskiert fühlen. Nur dann greift wieder deren Mentalität. Sie können nicht anders als zu sagen: Mein Freund. Ja das Öl. Nimm Dir so viel Du willst. Der Minister kommt zurück in seine Heimat, verkauft das Geschenk  mit einem klitzekleinen Aufschlag, der bei ihm verbleibt, wird als Held gefeiert und als Problemlöser zum Präsidenten gewählt. Leute, so geht Wirtschaft. Mentalitäten richtig und geschickt nutzen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.

(Das Motivbild ist ein Ausschnitt aus dem Gemälde mit dem Titel 'Tom Waits' von Claire Mesnil www.clairemesnil.info)

Dienstag, 7. Juni 2022

Ein Grabmal für einen Penis? Ein Missverständnis.

 


Begriffe im Wandel von Ort und Zeit. Lokales vs. Globalisierung

Wanderer kommst du nach Köln und schlenderst über den wunderschönen Melatenfriedhof, so kann es geschehen, dass du vor einer  bestimmten Familiengruft ins Grübeln kommst. In zierlichen Lettern ist die als Grabstätte der Familie ‚King Size Dick‘ ausgewiesen. Dick das doch mittlerweile auch für Leser deutscher Zunge umgangssprachlich so viel bedeutet wie Schwanz oder hochsprachlich Penis. Nebenbei im Familiengrab finden sich auch weibliche Personen. Erste Vermutung: Hier  hat sich ein Pornodarsteller mit dem Alleinstellungsmerkmal sehr großer Penis öffentlich ein Denkmal gesetzt. Oder ein Zuhälter? Wie kann das sein einer traditionell katholischen Stadt? Ist das mit Zustimmung der Verwaltung und des Grünflächenamtes geschehen?

Ein Erklärungsversuch. King Size Dick ist der Künstlername eines in Köln weltberühmten Unterhaltungssängers, der seine Lieder gern in kölscher Mundart darbietet. Lokalkolorit eben. Und im Kölschen soll ‚Dick‘ - nicht eben brüllend originell - wohlwollend foppend eine überaus beleibte Person bezeichnen. Jener Dick lebt übrigens noch. Offenbar steht für den Künstler hier der lokale Referenzraum an Prio1 und nicht irgendwelchen  überregionalen, internationale Gepflogenheiten. Das ist ehrenwert für einen originär Kölner aber mitunter verwirrend. Schließlich darf die Familiengruft als Beispiel dienen, dass Namen, Begriffe hin und wieder ihre Bedeutung verlieren oder ersetzt bekommen. Wir erinnern uns. Vor einigen Jahren noch las man in der Anforderungsliste in Jobannoncen häufig, Kandidaten sollten ‚Querdenker‘ sein. Und heutzutage?  Man sieht, die Umwertungen machen keine Pause. Fälle gibt es zuhauf.