Samstag, 31. Mai 2014

Wenn Ärmelschoner texten....



Wenn Ärmelschoner texten,  dann tun sie das mit aller zu Gebote stehenden Präzision und einer sprachlichen Eleganz, die sich mutmaßlich nur der Zielgruppe erschließt,  die bereits eine jahrelange Konditionierung - um nicht zu sagen - systemimmanente Gehirnwäsche hinter sich hat.
Das Landesverwaltungsamt Berlin sucht  eine Oberamtsrätin bzw. einen Oberamtsrat.  Wem Oberamtsrat/rätin zu schal und muffig klingt, hat eben Pech. Ein flotter englischer Terminus bietet sich wohl nicht an.

"Anforderungen:
Erfüllung der laufbahnrechtlichen Voraussetzungen für die Laufbahngruppe 2, erstes Einstiegsamt des nichttechnischen Dienstes der allgemeinen Verwaltung. In Betracht kommen Beamtinnen und Beamte, die bereits mindestens ein Amt der Besoldungsgruppe A 12 bekleiden."
Das heißt ja wohl, dass Bewerber gerne auch drei oder vier der einschlägigen Ämter bekleiden sollen. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen. "Bekleiden" hat nichts mit Mode oder Garderobe zu tun.
Die Anforderungen werden präzisiert.

"Fachliche Kompetenzen:
Unabdingbar sind tiefgehende Kenntnisse im Zuwendungs- und im Berliner Haushaltsrecht.
Sehr wichtig sind IT-Kenntnisse zur Bürokommunikation; Kenntnisse über die im Bereich Beschäftigungsförderung relevanten Rechtsgrundlagen und Vorschriften sowie Erfahrung in deren Anwendung; Kenntnisse der einschlägigen Förderprogramme der EU; Kenntnisse statistischer Befragungs- und Auswertungsmethoden (Erhebungstechniken, Datenaufbereitungs- und –analyseverfahren, Evaluierung)."
 
 Wer nun glaubt, naja, ist eben ein typischer Beamtenjob, etwas für  Pensionsritter und Brückentagsplaner,  der sollte umdenken. Der moderne Beamte muss ganz schön 'tough' sein:

"Außerfachliche Kompetenzen:
Sehr wichtig sind Belastbarkeit, Leistungsfähigkeit, Organisationsfähigkeit, Selbständigkeit, Entscheidungsfähigkeit, Selbstbewusstsein, Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Kritikfähigkeit und Mitarbeiterführung.
Wichtig sind Wirtschaftliches
(wirtschaftlich ist mit großem 'w' geschrieben. Das hat wohl seinen Sinn.) Handeln, Flexibilität, Soziales Verständnis (Diversity-Kompetenz) und Dienstleistungsorientierung."  
Wer all das auf sich vereint der möge sich bewerben. Aber, es gibt ein dickes, fettes Aber.

"Es handelt sich um die Ausschreibung einer besetzten Stelle. Der derzeitige Stelleninhaber wird sich voraussichtlich bewerben. "

Hoppla. Was ist denn das? Die Stelle ist bereits besetzt. Und der derzeitige Stelleninhaber wird seinen Posten nicht kampflos räumen.
Dieser Hinweis kann als Aufforderung interpretiert werden, der Kandidat (m/w) täte gut daran, den aktuellen Posteninhaber mittels Gewalt oder Bestechung aus dem sicheren Nest zu schubsen. Vielleicht hülfe auch Voodoo, damit der bereits installierte Beamte sich etwa nach Bohmte versetzen ließe.
Oder ist das das Eingeständnis, der  aktuelle Amtsbekleider sei eine Vollnulpe, der die ambitionierten Anforderungen eben nicht erfüllt. Käme dann jemand in glänzender Rüstung daher ... dann könne der aktuelle Oberamtsrat (m/w) sich seine neuerliche Bewerbung  in die Haare schmieren. Wir lernen: Auch in den Amtsstuben geht es rau zu. Der Bessere obsiegt stets über den Guten, den Bewährten. Wer hätte das gedacht? Zumal von Berlin?




Dienstag, 27. Mai 2014

Keine Antwort ist die Antwort




Landauf landab hört man Klagen, dass  Arbeitswillige (m/w) nach erfolgter Bewerbung nichts aber auch gar nichts mehr von den Unternehmen hören, bei denen sie in Lohn und Brot kommen wollten.Da helfen meist auch keine personalerumschmeichelnden Nachfragen. Der Grund wird wohl in dem ungeheuren Aufwand liegen, den Unternehmen auf sich nehmen müssen , wenn sie sich einige rechtlich wasserdichte Formulierungen der Absage und des Trostes  an die Adresse der bis dato hoffnungsfrohen Kandidaten (m/w) abringen müssen.  Den Unwillen, diesen Aufwand zu betreiben, eingestehen zu müssen, fällt  manchem Unternehmen sehr schwer. Deshalb verfahren diese nach dem Motto: Am besten man stellt sich tot. Irgend wann werden die Arbeitswilligen schon merken, dass wir keinen Bock auf sie haben, sie uns  am Rektalbereich vorbei gehen.
Das ist nicht schön. Jedenfalls nicht für die Arbeitswilligen. Und im Sinne einer höflichen Wertschätzung , die im zwischenmenschlichen Verkehr den Ton bestimmen sollte, eher verheerend.
Wie viel angenehmer ist da doch das Verhalten des in F.a.M. etablierten Versicherungsunternehmens, dass sich um Transparenz, ja man darf sagen, um die Standards der "Neuen Höflichkeit " verdient macht.
Dieses Unternehmen verschickt als  automatisierte Antwort auf das Ich-will-für-Euch -Arbeiten:

"wir danken Ihnen für die Übersendung Ihrer Bewerbungsunterlagen und das unserem Unternehmen dadurch entgegengebrachte Interesse. Wir werden Ihre Unterlagen sorgfältig und individuell prüfen, um danach entscheiden zu können, ob wir Ihre Bewerbung im Hinblick auf die Anforderungen zu besetzender Vakanzen berücksichtigen können. Sollte dies der Fall sein, kommen wir unaufgefordert auf Sie zu. Im negativen Fall erfolgt kein gesondertes Anschreiben."

Das zeigt doch, wie sehr dieser Versicherer auf Effizienz getrimmt ist, Man mache sich einmal klar, wie viele Stunden es braucht, um eine Standardabsage per Mail an vielleicht 100 Arbeitswillige zu versenden. Daran sitzt ein Azubi oder ein nicht bezahlter Praktikant bestimmt einen Monat. In dieser Zeit könnte die mit dieser Aufgabe betraute Person doch nützlichere Dinge tun. Dinge, mit denen das Unternehmen vor allem finanziellen Ertrag erwirtschaftet. Und dieser Ertrag ermöglicht es dem Versicherer wiederum, die Versicherungsbeiträge für seine Kunden niedriger als der Wettbewerb zu halten.
Also liebe Arbeitswillige, seid nicht traurig, wenn Ihr nicht einmal eine standardisierte Absage erhaltet. Das ist keine böse Absicht, sondern dokumentiert allein die schlanke und effiziente Aufstellung des Unternehmens. Und so ist es an Euch, liebe Arbeitswillige, diese Erkenntnisse über die derart wohlorganisierten Unternehmen in die Welt zu tragen! Lobt sie, wo immer Ihr seid! Das wirft ein gutes Licht auf Euch, zeigt es doch, dass Ihr Verständnis habt für die Erfordernisse des Wettbewerbs.
( Den Namen des Versicherers gibt es auf konkrete Nachfrage.)