Donnerstag, 17. April 2014

Der Prominente als Überbringer. George Clooney inside.




Schenkt man den einschlägigen Fraueninnenlebenpublikationen Glauben, dann gilt George Clooney als der Mann, den die allermeisten Frauen haben wollen. Warum, das soll hier nicht erörtert werden. Nehmen wir es einfach mal  als Fakt.  Es soll auch hier nicht um George als Person gehen, sondern um das Generalthema dieses Blogs, die Kommunikation; im Falle von Herrn Clooney, wie Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren.  Herausragende Prominente werden gern hergenommen, um ihre Prominenz auf das in Frage stehende Produkt abstrahlen zu lassen. Und so hat denn auch ein Kaffee - und Kaffeemaschinenhersteller  GC angeheuert. Werbeclips wurden gedreht, damit sie  unter anderem in den Werbeblöcken der Fernsehsender zum Einsatz kommen. Diese Clips erzählen nun so kleine Geschichten, in denen es um Kaffee geht und ein wenig auch um GC. Einer davon geht so:
GC betritt eine Art größere Dachterrasse, die wahrscheinlich zu einer Art Gastronomie gehört, denn es gibt  Tische und Stühle. Die Terrasse ist mit Publikum wohl gefüllt. Warum Clooney an diesen Ort kommt, was er dort will, das wird nicht erklärt. Warum auch? Irgendwo muss George ja sein. Wahrscheinlich verdient er mit dem Auf-Der-Dachterrasse-Sein-Für-Kaffee-Zum-Werben einen Teil seines Lebensunterhalts. Das Publikum bemerkt den überaus prominenten GC nicht, obwohl einige  Frauen dabei sind, die aufgrund von GCs Sexiness  ja eigentlich in Wallung geraten sollten. GC balanciert in einer Hand eine kleine gläserne Tasse. - Der Arbeitswillige findet , dass Espresso und Ähnliches  in Keramikbehältnissen besser aufgehoben wären. Hier allerdings erlaubt das Gläserne einen Blick auf den Inhalt. Tatsächlich, wir sehen eine schwarzbraune Flüssigkeit mit einer Schicht weniger braunen Schaums. Erfahrene Espressotrinker schließen sofort: Hier handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Kaffee mit 'Crema', kompetent und lecker erzeugt vom Zusammenwirken der vorzustellenden Kaffeekapseln und der dazugehörigen Maschine.  Der alte Flirtfuchs Clooney nähert sich jetzt einer  am Tisch sitzenden Dame. Wir sehen,  wieder aufgrund der Transparenz des Trinkgeschirrs, diese Dame hat den Großteil des Trinkgenusses schon hinter sich.  Der prominente Held  zeigt sich nun charmanter weise bereit, ihr ein neues Heißgetränk zu organisieren. Souverän, wie er nun einmal ist, lässt GC keinen Zweifel daran, dass ihm dieses Abenteuer gelingen wird. Hat er doch beste Kontakte zur Kaffeequelle.(Das Unternehmen selbst hat ihn ja offensichtlich engagiert.)  
Die Dame quittiert das mit einem "How nice of you." GC wendet sich um, lässt dabei sein Glastäschenauf dem Tisch vor der Dame. Nun geschieht etwas sehr Seltsames.  Die Ereignisse überschlagen sich.
Die Dame greift nach dem Getränk, dass George auf dem Tisch zurückgelassen hat. Mit Alarminbrunst, die an den Ruf des römischen Wächters erinnert, der seinerzeit  "Hannibal ante Portas" verkündete, schreit diese Dame nun: " George Clooney is inside."  Und das ist stramm gelogen. Denn George Clooney ist gar nicht in ihr drin. Auch nicht in einem der Glastäschen.  Wie es mit dem guten George weitergeht , können wir nur erahnen. Denn die Kamera bleibt bei der eben noch Schreienden. Es erhebt sich ein  Tumult meist weiblicher Stimmen. Wir sehen vor dem inneren Auge,  GC wird nun von Damen bedrängt. Sie werden ihn mit getragenen Schlüpfern bewerfen und/oder mit Nagelscheren einige Textilstücke aus seinem Anzug schneiden oder noch Schlimmeres.
Was will uns diese Geschichte sagen? Vielleicht glaubt die Dame, George sei so doof, dass er nicht in der Lage ist, ihr einen Kaffee zu holen. Darum nimmt sie den, der schon vor ihr steht. Vielleicht will uns das Unternehmen aber mitteilen, ein Trunk, zubereitet aus den Kaffekapseln unter Zuhilfenahme der dafür konstruierten Maschine, sei in jedem Falle einer Plauderei mit Clooney vorzuziehen?
Und warum haben die auf der Dachterrasse anwesenden Damen George Clooney nicht gleich erkannt und ihn schon bei Betreten der Location mit Schlüpfern beworfen. Man weiß es nicht.  
Der Arbeitswillige muss  eingestehen, dass er die Geschichte nicht versteht.
Viele Bildungspolitiker verlangen immer wieder mit Nachdruck, Medienkunde möge einen festen Platz im schulischen Bildungskanon erhalten. Nicht zuletzt, damit die Heranwachsenden Informationen an die Hand bekommen, die ihnen ermöglichen, zwischen Realität und "Scripted Reality " zu unterscheiden. Angesichts  des oben beschriebenen Spots kann sich der Arbeitswillige diesen Politikerforderungen nur anschließen. Das Unternehmen hat schließlich viel Geld dafür ausgegeben, um mit seinen Kunden zu kommunizieren. Da ist es doch scheußlich, wenn die Botschaften mangels Bildung nicht verstanden werden.  Also Leute. Ab heute gehört "Werbebotschaften richtig verstehen" zum Stundenplan, sollte es zumindest.

Montag, 14. April 2014

Ratgeber. Ohjemineh




Der Arbeitswillige liest in der Wirtschaftswoche folgende Tipps zum Thema Online-Bewerbung:

"Nicht nur Menschen nichtdeutscher Herkunft kennen das Problem. Vor allem in Süddeutschland werden Familiennamen oft vorangestellt, so dass es bei Familiennamen wie „Werner“ oder „Klaus“ schnell zu Verwirrungen kommen kann. Darum sollten Sie Ihren Familiennamen im Lebenslauf in VERSALIEN schreiben. Und das erst Recht, wenn Sie auch für nichtdeutsche Arbeitgeber präsent sein wollen.

Einen Klick weiter ist dann Rechtschreibung das Thema:

"Scheint selbstverständlich, ist es aber nicht. Gerade junge Menschen achten oft nicht ausreichend auf korrekte Orthographie. Und das gilt auch für die englische Fassung. Erst recht wenn – wie meist – beansprucht wird "Englisch fließend in Wort und Schrift" zu beherrschen, können Rechtschreibfehler verheerend wirken. „Ein Berater kann nur die bestgeeignetsten* Kandidaten dem Kunden vorstellen und hat er Zweifel an Ihrer Sprachfertigkeit, kann das Ihre Chancen verschlechtern vorgestellt zu werden“, sagt Krisztian Klivényi von der Personalberatung Element GmbH in Frankfurt am Main."

*"bestgeeigneten"  wäre hier richtig.  Der Superlativ ist eben vermintes Feld.

Jaja, die Rechtschreibung. Mal klappt sie, mal nicht. Und darum an alle Arbeitswilligen: Rächt Pfiehl Spahs mit der Rechtsschreipung. Die Profis von der Wirtschaftswoche weisen den Wech.

Sonntag, 13. April 2014

Dem Wenfall (aka : Akkusativ) sein Wegfall




Wer erinnert sich nicht gern an die musikalische Huldigung an den Fußballhelden Völler, gesungen nach der eingängigen Melodie von 'Guantanamera'? " Rudi  Völler, es gibt nur ein Rudi Völler. Rudi Vööhller .....".  Dieses Lied markiert nicht nur die Hochachtung vor der Leistung des Herrn Völler, sondern auch einen bemerkenswerten Schritt hin zur Vereinfachung der deutschen Grammatik. Wieder wurde die Deklination um einen kompletten Fall  bereinigt. Mittlerweile sind einige Jahre ins Land gegangen und die Bewegung zur  Ausdünnung der Grammatik schreitet fort. So liest man am 13.April 2014 auf den  Plakaten, die an den  Straßenverkaufsautomaten für den Kölner Express angebracht wohl die Kaufentscheidung stimulieren sollen, folgende Information:
"Harvard-Forscher beweisen
Babys schreien, damit Mama kein Sex hat."
Manch einer reibt sich verwundert  die Augen.  Ja, klingt logisch, dass die Kleinchen  sich nicht weitere Konkurrenz  ins Haus holen wollen.  Aber müssten selbst Babys hier nicht nach dem Akkusativ verlangen. Von den Harvard-Forschern mal abgesehen. Müssten sie nicht schreien, damit Mama keinen Sex hat?  Eine fade Erklärung wäre, es war halt kein Platz für ein schlichtes 'en' in der Zeile. Diese Erklärung greift nicht. Es ist ausreichend  Raum vorhanden.  Zutreffend ist es wohl anzunehmen, die Profis vom Kölner Express  haben den Akkusativ abgeschafft oder setzen sich an die Spitze des Trends, der mit der Völler-Huldigung angestoßen wurde.
Für all diejenigen, die mit der Deklination ein wenig aus der Übung sind, aber eine leise Ahnung von den reichen Möglichkeiten des Ausdrucks bei vollständiger Grammatik haben, hier ein Beispiel  welche sprachliche Bereicherung  4 Fälle mit sich bringen können. Nehmen wir einmal das Wort 'Der Werber'
Nominativ = der Werber
Genitiv = des Wesbers
Dativ = dem Wember
Akkusativ = den Wenber
Und nun viel Spaß bei der Deklination des Wortes 'Werwolf'.