'Wir haben eine traurige Nachricht für Sie'. So oder
ähnlich schreiben es die Drehbuchautoren den Schauspielern ins Skript, wenn es
darum geht, Hinterbliebenen beizubringen, ihr Liebstes, sei leider, leider zu Tode
gekommen. In britischen Krimis wird dann in der Regel Tee zubereitet. Bei
anderen reicht ein bequemer Stuhl und ein Glas Wasser. Das Überbringen
niederschmetternder Nachrichten ist nicht einfach. Es wühlt auf. Vielleicht
erzeugt es auch hin und wieder einen Psychoknacks. Das darf man nicht
unterschätzen. Auch die Überbringer der Nachrichten bedürfen innerer Aufrichtung.
Denn leicht ist es nicht, gebührende Anteilnahme zu signalisieren.
Auch Absagen gehören in die Kategorie der äußerst
beklemmenden Botschaften.
Diese Nachricht ereilte den Arbeitswilligen unvermutet
beim Öffnen seines elektronischen Postfachs.
"Sehr geehrter
Herr Arbeitswilliger,
täglich treffen wir
viele Entscheidungen – auch solche, die uns weder leicht fallen noch
angenehm sind:
Ihnen heute abzusagen gehört dazu.
Nach sorgfältiger
Prüfung aller uns vorliegender Bewerbungsunterlagen konnten wir Sie leider
nicht
in den engsten
Kreis der Bewerber einbeziehen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass oft nur
Details bei der
Besetzung einer Position entscheiden. Für Ihre Bemühungen, die Sie in Ihre
Bewerbung investiert haben und insbesondere für das unserem Unternehmen
entgegengebrachte Vertrauen, danken wir Ihnen herzlich.
Wir wünschen
Ihnen für die Zukunft alles Gute."
Da ist jemand offenbar sehr, sehr traurig. Das Notwendige
zu tun, ist eben nicht immer freudevoll.
Der Arbeitswillige hält es für seine Menschenpflicht, der
an ihren unschönen Pflichten Verzweifelnden ein wenig Trost zu spenden. So
schreibt er:
' Sehr geehrte Frau
K.,
vielen Dank für die
Information. Und grämen Sie sich nicht allzu sehr, weil Sie mir absagen
mussten.'
Ob es wohl geholfen hat? Frau K. reagiert nicht.
Vielleicht auch deshalb, weil sie Wasserglas auf Wasserglas leert.