Donnerstag, 10. Juli 2014

Zu Unrecht geschmäht




Ein gut gepflegtes Vorurteil lautet, deutsche Behörden und Ämter seien durchweg und unrettbar verschnarcht, hätten ein Problem mit der Modernität. Vor allem wenn es um  die Kommunikation mit dem Bürger bei der  Behandlung von Begehren oder Fragen geht. Dieses Vorurteil  entbehrt jeder Grundlage. Im Gegenteil. Deutsche Behörden und Ämter sind, was effiziente Kommunikation angeht, absolut führend und beispielgebend. So hatte der Arbeitswillige jüngst eine Frage zum Thema, welcher der Radspuren auf einer bestimmten Straße zu nutzen seien, wenn auf dieser Straße zwei parallel  in eine Fahrtrichtung führende  Radwege markiert sind. Über diese Frage hatte es einen unschönen und lautstark geführten Disput mit einem PKW-Fahrer gegeben, der beim Rechtsabbiegen in eine Hofeinfahrt einen Radfahrer aus Sattel geholt hatte.  Wer nun welche Regelung nicht gesehen hat, welcher der beiden vorhandenen Radwege zu nutzen sei, wer welche Beschilderung für sich in Anspruch nehmen könne, all das ließ sich vor Ort nicht  abschließend klären. Aber wozu gibt es Behörden, die die Installation von Radwegen mit Kompetenz zu verantworten haben? Aber welche mag das im konkreten Falle sein? Vielleicht das Ordnungsamt? Am besten fragt man mal nach.
Die Indizien verdichten sich. Es ist das Ordnungsamt. Nach drei bis vier Weiterleitungen innerhalb des Behördenapparates  springt dann die Katze aus dem Sack. Man müsse eine bestimmte Nummer anrufen, informiert eine nette Dame, da  finde man Gehör. Was sie allerdings nicht sagt, ist, dass diese Telefonnummer zu einer Endstelle gehört, die niemals besetzt ist. Offensichtlich ist das die Anschlussnummer, auf die alle Anrufer umgeleitet werden, auf die man aus welchen Gründen auch immer keine Lust hat. Wir dürfen uns das wohl so vorstellen: In einem schalldichten Verschlag, klingelt das Telefon freudlos vor sich hin.  Nach einer gewissen Ruftonanzahl kommt dann die Meldung "Ein  Gespräch konnte nicht aufgebaut werden." Niemand in dieser Behörde käme jemals auf die Idee, tatsächlich an diesen Apparat zu gehen. Mutmaßlich laufen derartige Nummern im Telefonverzeichnis der Ämter/Behörden unter Begriffen wie 'Totes Gleis' oder 'Sackgasse'.
Alles in allem liegt hier ein schönes Beispiel von 'Best Practise' vor, das bei Ämtern und Behörden zur Vollendung gereift ist.  Diese 'Best Practise' hat längst den Weg in die sogenannte freie Wirtschaft gefunden. So gibt eine Agentur einen Ansprechpartner für Fragen bei der Jobanbahnung an. Nur, dieser Ansprechpartner ist nienienie zu erreichen. Dass nicht zurückgerufen wird, dürfte auch klar sein. Oder man erfährt aus einer automatisierten Rückmeldung, die Ansprechpartnerin sei in den kommenden 4 Wochen nicht zu erreichen. Alternativen keine.  Oder der Ansprechpartner sei  - was allerdings erst Wochen später kommuniziert wird - nicht mehr im Unternehmen.
All das sind Spielarten des oben beschriebenen Behördentelefons.