Sonntag, 30. Dezember 2012

Die Rolle der Leidenschaft in der Arbeitswelt




Miesepetrige Kritiker behaupten, in unserer komplett reglementierten Lebens- und Arbeitswelt spiele die Leidenschaft eine nur noch marginale Rolle. Dabei sei Leidenschaft nicht nur eine "conditio sine qua non" für Erfolg, sondern auch eine allgemeine Bereicherung. Sie irren! ruft der Arbeitswillige diesen Kritikern zu. Die Arbeitswelt ist voller Leidenschaft/Passion. Nicht von ungefähr führt eine große deutsche Bank das Motto "Leistung aus Leidenschaft" (Insidersprech: "Lal").
Fraglos ist Leidenschaft eine Haupttriebfeder menschlichen Strebens. Das wissen Unternehmen ganz genau und fordern Leidenschaft ein. Hingabe an den Geschäftszweck mit jeder Faser, jedem Atemzug. Diesen Wunsch kann man ja nachvollziehen. Der Arbeitswillige findet das auch in der Ordnung.
Nun prallte ihm in einer Annonce wieder Leidenschaft entgegen: "Entfachen Sie unsere Leidenschaft!" (Auch in der Originalanzeige ist diese Kernaufforderung rot hervorgehoben.)
Nun hat der Arbeitswillige so seine Erfahrungen mit dem Entfachen von Leidenschaft. Allerdings eher im privaten Bereich. Ging es doch eher um den engagierten Vortrag selbstverfasster Reime und den stürmischen Vortrag auf der Gitarre, um die Passion der Angebeteten zu entfachen. Der Arbeitswillige muss gestehen, es war nicht durchweg zielführend. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen fragt er sich nun, wie es ihm gelingen möge, die Leidenschaft eines ganzen Unternehmens zu entfachen. Denn das steckt ja wohl hinter dem "uns" in der Anzeige.
Schauen wir doch mal was dieses Unternehmen, dessen Leidenschaft von dem Arbeitswilligen entfacht werden möchte, treibt.
"Die XY DEUTSCHLAND GMBH gibt Leidenschaft eine tiefere Bedeutung: Wir suchen in mehreren tausend Metern Tiefe nach Erdöl und Erdgas. Mit professioneller Passion, einem Team von rund 600 Beschäftigten und als Teil eines der weltgrößten Energiekonzerne – der XY Gruppe. Was wir von Ihnen fordern, sind Einsatzwille und Leistung. Kurz: Ihre Mitarbeit mit ganzer Leidenschaft."
Aus dieser Selbstdarstellung darf der Arbeitswillige schließen: Leidenschaft ist bei XY bereits reichlich vorhanden und wird von den 600 Beschäftigten gelebt. Und wenn nun ein Neuling gesucht wird, muss der selbstverständlich in die Kultur passen. Das versteht der Arbeitswillige. Was er nicht so ganz versteht ist hier die Aufforderung " Entfachen Sie unsere Leidenschaft!". Das kann ja nur heißen, dass es mit der bereits vorhandenen Leidenschaft nicht so toll sein kann. Sonst müsste sie ja nicht vom Arbeitswilligen entfacht werden. Überdies sagt der Volksmund, um Leidenschaft zu entfachen, genüge häufig nur ein Funke. Wenn man nun die Tätigkeit des Unternehmens betrachtet - die Förderung von Gas und Öl - und dann kommt nun noch der entfachende Funke der Leidenschaft des Arbeitswilligen hinzu... Das könnte das Gemisch aus Gas und Öl zur Explosion bringen. Wollen die das wirklich? Der Arbeitswillige fragt lieber mal nach, wie das gemeint ist mit dem Entfachen der Leidenschaft. Über die Erklärung  seitens XY wird der Arbeitswillige an dieser Stelle berichten.