Mittwoch, 23. Oktober 2019

E-Scooter als soziokulturelles, erotisch-ästhetisches Problem.



Es gibt viel zu lesen derzeit über E-Scooter, viel Negatives und Hämisches. Was bislang eher kaum berücksichtigt wurde, ist das Phänomen E-Scooter im kulturhistorischen, ästhetisch-erotischen Kontext.




Wer bereits das (Miss)vergnügen hatte, diverse Nutzerinnen und Nutzer dieser Gefährte in der Öffentlichkeit beobachten zu können, dem wird eine weitgehende Übereinstimmung bei Körpersprache und -haltung auffallen: Der Fahrbetrieb verlangt das Zusammenpressen von Ober- und Unterschenkeln. Im Sinne einer entspannteren Körperlichkeit darf das durchaus als kultureller Rückschritt gelten.
Zum einen bei jungen Frauen. Bei diesen erscheint das Zusammengepresst-Sein der Extremitäten seltsam sittenstreng puritanisch. Hatte man doch hoffen dürfen, dass eine derart steife Körperaussage spätestens seit den Reformbewegungen des ausgehenden 19.Jahrhunderts (Stichwort: Ringelreihen mit leichter Bekleidung in freier Natur) aus dem Verhaltenskanon des Schicklichen sukzessive entfernt wurde. Mit einer Einschränkung vielleicht. Ratgeber für angemessenes Sitzen in Businesszusammenhängen empfehlen Frauen immer noch, die Oberschenkel fugenlos geschlossen zu halten, die Unterschenkel dabei leicht abgewinkelt parallel und ebenfalls geschlossen zu führen. Dabei möge der Rocksaum den unteren Teil der Knie umschmeicheln.
Männer hingegen haben traditionell mit derartiger Strenge nicht zu kämpfen. Obwohl das sogenannte 'Manspreading' (de.wikipedia.org/wiki/Manspreading) im öffentlichen Raum mittlerweile als problematisch gilt. Selbst eingefleischte Macho-Manspreader werden durch E-Scooter gezwungen, bei der Fahrt ihre unteren Extremitäten zusammen zu pressen. Ein Fortschritt? Wohl kaum.
Die Prognose sei erlaubt, dass binnen kürzerer Zeit Urologen und Hautärzte hier lautstark und ernst ihre warnenden Zeigefinger erheben werden. Denn - so werden die Urologen anführen – durch das Zusammenpressen der Beine werden wichtige Fortpflanzungsorgane in ihrer Funktion eingeschränkt. Und das vor dem Hintergrund, dass – wie Studien zeigen – Spermienzahl und -qualität gerade in westlichen Ländern signifikant abnehmen. Diese Tendenz muss gestoppt werden. Ist doch jedermann gehalten, alles Menschenmögliche zu unternehmen, um allein aus rententechnischen Gründen für ausreichenden Nachwuchs zu sorgen.
Hautärzte werden vor den fortwährenden, durch unebene Wegstrecken hervorgerufenen Reibereien warnen. So etwas zeitigt Hautirritationen bis hin zu entzündlichen, nässenden Ekzemen.
Das sei noch erwähnt: Es gibt Nischen, in denen zusammengepresste Beine ästhetischen Reiz und Qualität haben: Turmspringen. Vielleicht, vielleicht wird dieser gemeinsame Nenner dereinst eine neue Sportdisziplin hervorbringen. Das setzt allerdings die Entwicklung von wasserverträglichen Akkus voraus.