Freitag, 20. Februar 2015

Natives oder Eingeborene. Eine Annäherung im Sinne einer Pharmafirma.




Es wird mal Zeit, das ein oder andere Wort zu verlieren über den Terminus ' Native' , zu Deutsch 'Eingeborener'. Kennt noch jemand folgenden Gassenhauer?
Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien,
Hei-di-tschimmela-tschimmela-tschimmela-tschimmela-bumm!
Wir haben Mägdelein mit feurig wildem Wesien,
Hei-di-tschimmela-tschimmela-tschimmela-tschimmela-bumm!
Ende der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts war dieser Schlager ein großer Erfolg. Gelegentlich diente er als Ersatznationalhymne etwa bei Sportveranstaltungen, weil  es  unmittelbar nach dem WKII noch keine offizielle Nationalhymne gab, die nationale Identität stiften helfen sollte. Erst mit Gründung der BRD sang und spielte man dann wieder das "Einigkeit und Recht und Freiheit."
Szenenwechsel. Der kleine aufgeweckte Sven-Thorben steht vor dem Kölner Dom. Angesichts der vielen hin- und hereilenden Menschen fragt er: "Papa, sind das alles Eingeborene? (aka 'Natives')"
Papa sagt: " Sven-Thorben, das ist schwer zu sagen. Vielleicht ist der eine oder andere dabei, der aus Dortmund kommt oder vielleicht sogar aus Belgien."
Nochmal Szenenwechsel.  Auf einer Pauschalsafari in einem exotischen Land unterhalten Menschen in landesüblicher Kostümierung die Touristen mit Folkloristischem . Nun sagt der kleine, aufgeweckte Sven Thorben: " Das sind aber mal nette Eingeborene!" Der Vater nickt und bestätigt:"Ja, mein Sohn. Das sind nette Eingeborene."
Wir sehen, am problemlosesten ist von Eingeborenen / Natives zu sprechen, wenn man sicher sein kann, dass sie an einem bestimmten Ort geboren und aufgewachsen sind.
Seit längerem hat sich nun der Begriff 'Digital Native' etabliert. Der meint nicht, dass dieser Personenkreis mit Plus und Minus ernährt wurde, statt Muttermilch oder Babykost. Auch spielt die räumliche oder  nationale Abstammung hier eine untergeordnete Rolle, da Digitales tendenziell  global verstanden werden muss und will. Eher versucht der Terminus eine Generation zu beschreiben, die in eine Welt hineingeboren wurde, als der Siegeszug digitaler Technologien unumkehrbar erschien. Wie  schön und natürlich ist da die Annahme, dass dieser Personenkreis digitale Technologien sowie deren Verständnis gewissermaßen mit der Muttermilch aufgesogen hat. Aber wann ist dieser Zeitkorridor anzusetzen?  Ab wann darf man sich als Digital Native bezeichnen? Vielleicht ab Mitte der 80er Jahre . Folglich sind die 'Digital Natives' heute so um die 30 Jahre alt. Digital Natives sind in der Arbeitswelt hochwillkommen. Allerdings reicht das nicht immer aus. Das Pharmaunternehmen Merck sucht  Mitarbeiter die unter anderem folgende Anforderungen erfüllen:
"·  Erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium in relevanten Bereichen
·  Mehrjährige  Berufserfahrung, bevorzugt in einer Beratung / Agentur oder In-house
·  Social-Media-Native"
Ab welchem Geburtsjahr darf man nun von sich behaupten, man sei ein 'Social-Media-Native'?
Setzen wir die erfolgreiche Ausbaustufe der digitalen Welt hin zur Social-Media-Welt mit der Etablierung von Wikipedia (etwa 2001) oder doch erst mit dem Auftauchen von Facebook (um 2004). Wie auch immer. Der Konzern sucht offenbar Mitarbeiter, die heute zwischen 14 und 11 Jahren alt sind.
Pubertierende mit Hochschulabschluss? Wenn das mal gut geht.