Dienstag, 15. Juli 2014

Das innere Trüffelschwein




Na, liebe Mitarbeitswillige, Lust auf den  allerfeinsten Job? Dann nicht lang gefackelt und auf zu United P. , denn das Unternehmen sucht Hilfe in Form eines Redakteurs / Texters (w/m). Warum das Unternehmen so klasse ist, erfährt man sogleich in der Anzeige.
"Schon heute ist United P. in vielen Marktsegmenten führend - mehrere tausend Installationen weltweit sprechen bereits für Intr.. Ehrgeiz, Visionen und klare Ziele sind Antriebsfeder für immer neue Herausforderungen."
Bei ständig neuen Herausforderungen ist selbstverständlich auch ein ganz bestimmtes Charakterbild des Kandidaten (w/m) gefragt:
"Sind Sie ein „Trüffelschwein“, das Stories erkennt und abdruckfreien Platz in Magazinen entdeckt?“
Nun mag es einige geben, die sich nicht gern als Schwein - in welcher Qualität auch immer - titulieren lassen wollen. Der Arbeitswillige ist jedoch völlig frei von dergleichen Eitelkeiten. Sein inneres Trüffelschwein lässt ein begeistertes 'OinkOink' verlauten.  Zumal die Tätigkeit als Trüffelschwein, wie United P.  sie sehen will, recht unkompliziert erscheint. Es soll ja nur abdruckfreien Platz in Magazinen entdecken. Wie oft schon stieß der Arbeitswillige bei der Durchsicht von Magazinen wie der Apothekenrundschau, Haus & Garten, Spiegel und dergleichen mehr auf Seiten, die völlig unbedruckt - also abdruckfrei-  waren.  Das liegt daran, dass den Magazinmachern hin und wieder absolut nichts einfällt, was sie drucken könnten. Oder der für den Inhalt der betreffenden Seiten zuständige Mensch ist krank, auf Elternzeit etc. In diesen Fällen sagen sich die Magazinmacher: Oh Mist, da gibt es wieder mehrere leere Seiten. Shit happens. Das ist nun mal passiert. Sollen sich doch die Magazinleser selbst darum kümmern, wie sie die Seite füllen.  Und jetzt schlägt die große Stunde des United-P. Trüffelschweins. Es hat findig die Seiten identifiziert, sorgt dafür, dass schwerbewaffnete Jungs die gesamte Auflage des  Magazins in ihre Gewalt und schließlich zum Trüffelschwein bringen. Das Trüffelschwein füllt diese vordem leeren Seiten nun mit Bildern und Texten, die geeignet erscheinen, Ruhm und Ehre von United P. zu mehren und bringt die so vervollständigten Magazine wieder in Umlauf, zu Apotheken oder Verkaufsstellen. Das ist eine Möglichkeit, die das Trüffelschwein hat. Die andere wäre etwas zivilisierter. Es ruft bei den Machern der einschlägigen Magazine an und fragt höflich nach, ob denn in der bevorstehenden Ausgabe abdruckfreie Seiten ins Haus stünden. Falls ja, hätte das Trüffelschwein feine Texte und Bilder. Das kostete nix, sei somit eine WinWin-Situation für alle Beteiligten. So spräche das Trüffelschwein zu den Magazinmachern.
Das alles lässt sich doch wohl machen. Allerdings muss das Trüffelschwein noch über weitere Qualitäten verfügen unter anderem:
"- Hands-on-Mentalität
- Lust auf Team und born to be successful"
Das Trüffelschwein soll also Lust darauf haben, geboren zu sein, um Erfolg zu haben.  Das ist etwas schwierig. Denn wie kann man Lust auf etwas haben, für das man sowieso geboren ist?
An dieser Stelle des Annoncentextes horcht der Arbeitswillige in sich hinein, ob da nicht noch ein weiteres affirmative' Oink' von seinem inneren Trüffelschwein zu vernehmen ist. Stille zunächst und dann ganz, ganz leise 'Tschakka, Tschakka'.