Mittwoch, 10. März 2021

Die Mutter aller Prime-Time-Öffentlich-Rechtlich-Krimis. Ein Kopfkinoerlebnis.

 


Die Suche nach dem Bernsteinzimmer. Oder ‚Die Mutter aller Prime-Time-Öffentlich-Rechtlich-Krimis mit Realitätsbezug und Lernangebot“. Ein Exposé nach einer Idee von Justus W. und dem Verfasser dieses Blogs.

About. Es gibt wahrlich noch viele ungelöste Rätsel. Etwa: Wo ist der Nazi-Goldzug? Wer hat die Bundeslade? Warum kamen die Nazi-Ufos zu spät für eine entscheidende Wende im WK2 und wo sind sie jetzt? Im Kyffhäuser? Wer hat beim Tauchgang des russischen Atom-U-Boots kurz vor dem Tauchgang das Klofenster offengelassen und somit die Katastrophe heraufbeschworen? Und immer wieder schön: Wo ist das Bernsteinzimmer? Der Plot eignet sich vorzüglich für ein deutsches Prime Time Krimiformat á la Tatort und Co. Die einzelnen Handlungsteile sind bekannt, gewohnt und somit leicht  nachzuvollziehen, sie verstören nicht. Und üblicherweise beginnt alles mit einer Leiche. Unverzichtbar: Jede Menge Absperrband.

Handlung

Tatort: Industriegelände. Nacht. Regen. Scheinwerfer. Mit Absperrband eingezäuntes Areal. (Absperrband darf nie fehlen.) Die Spusi bei der Arbeit. Kommissar & Assistentin am Schauplatz. Ein Uniformierter hebt das Absperrband , um die Beamten durchzulassen. Dialog Kommissar / Mediziner (Pathologe)

K: Was haben wir, Günther? M:Weibliche Leiche um die 30. K: Todesursache und Todeszeitpunkt? M: Kann ich nicht genau sagen. Muss ich erst auf dem Tisch haben. K: Wann? M: Vielleicht in drei Tagen. K.: Also morgen.

Es stellt sich heraus, die Tote ist die seit 2 Tagen vermisste 29-jährige Studienrätin (Bio und Geschichte) Meike Kleinschmidt. Die Ermittlungen scannen das persönliche Umfeld, finden heraus, dass sie nur wenige private Kontakte hatte, konzentriert sich auf das schulische Umfeld. Es gibt Rückblenden, die das Opfer vor der Klasse zeigen, im Lehrerzimmer. Es gibt Dialoge , die den Zuschauer verwirren, auf bestimmte Fährten bringen sollen. Verdächtig machen sich bei dem Verhör der verhaltensauffällige Musiklehrer, ein oder 2 Schüler der Abschlussklasse. Hatte Meike sexuelle Abenteuer in diesem Kreis? Die strengen Befragungen weisen darauf hin.

Kommissar und Assistentin stehen vor einer durchsichtigen Tafel mit entsprechenden Fotos. Der K. schiebt Fotos hin und her. Verbindet sie mit einem farbigen Marker und einer Schnur. Schüttelt den Kopf und sagt: „Wir haben nix“. Sackgasse.  Herein stürmt der übliche Computernerd. (Gern fettige Haare, schwächliche Erscheinung, Pullunder) Er hat was im Darknet gefunden. Mareike unterhielt einen Blog im rechtsradikalen Umfeld zum Thema Bernsteinzimmer. Aufgrund dieser Info verschiebt der K. wieder Fotos und zeichnet eine Linie von dem Foto Meikes zu dem Logo der rechtsradikalen Gruppe und einem vergilbten Foto, das angeblich das original Bernsteinzimmer zeigt. Ein neuer Ermittlungsansatz.  Staatsschutz MAD und BKA werden eingeschaltet. Es gibt nervtötende, unsinnige Diskussionen zwischen der Vorgesetzten von K. und Vertretern der Geheimdienste. Kompetenzgerangel.

In dem Blog  findet sich auch ein kryptisches Kürzel BT 74 II S 234?. Der K. schreibt das auf die Tafel zeichnet eine Verbindungslinie dahin von Meikes Foto.  Steht  sinnend davor und hat eine Eingebung. Stürzt aus dem Raum, vorbei an seiner konsternierten Assistentin. Auf ins Postmuseum. Hier findet er die Auflösung des kryptischen Kürzels. Berliner Telefonbuch von 1974 2. Band S234. Er reißt die entsprechende Seite heraus. Im Kommissariat heftet er die Seite an die Tafel, zeichnet eine weitere Linie und steht wieder grübelnd. Abblende. Offenbar nächster Tag. Der K. steht immer noch grübelnd. Assistentin reicht ihm Kaffee. Plötzlich hat er es.  Sagt kurz angebunden ‚Scheiße‘ und stürmt mit der A. aus dem Raum. Fahrt durch Berlin. Dramatik. Entsprechende Musik. Fahrt aus der Drohnenperspektive (kann gerne mal ein oder zwei Minuten dauern. K. fährt neuestes Modell eines deutschen Premiumherstellers allerdings in der Ausstattungsvariante Blaulicht).  Quietschende Bremsaktion vor der Zieladresse, ein Gründerzeitwohnblock in Neukölln, kein Parkplatzproblem. Zu Ks. großer Überraschung ist das Gebäude bereits mit NATO-Draht abgesperrt. Diesmal von einer Spezialeinheit der Armee. Der hier verantwortliche  Major mit Fleckenanzug und Tarnbemalung will ihn nicht durchlassen. Böse Worte, Kompetenzgerangel. Schließlich gelingt es dem Kommissar und seiner Assistentin mittels einer Finte, die Barriere zu überwinden. Sie stürmen mit gezogener Waffe in den dritten Stock. Klingeln.

Ein Mann, mit großem Bauch und Feinrippunterhemd und Kampfhose öffnet. M: Ja?

K.: Sind Sie Herr Stein? M.:Wer will das wissen? K.: Bernd Stein? M.(spricht Berlinerisch wg. des Lokalkolorits.): Det binick. K.:Haben Sie noch diese Zimmer. M: Na suuper. Endlisch kümmert sich mal jemand. Komme ja nich mehr rin in dit Zimmer. Schlüssel weg. K. zu seiner Assistentin: Aufbrechen. Assistentin benachrichtig per Sprechfunk die TürAufbrechSpezialkräfte. Die müssen allerdings erst noch angefordert werden. Kaserne. Einsatzkräfte in Fahrzeuge. Wieder Blaulichtfahrten u.a. Drohnenperspektive. Mann sagt: Dit mitm Uffbrechen lassen se mal. Wer zahlt mir dit denn. Mein Vamieter?  Am Arsch Leute.

Hier könnte die Handlung jetzt in die finalen Momente eintreten.  Handschellen. Abführen. Verhöre. Das jedoch nur falls der K. Im Flur Verdächtiges bemerkt hat. Eine Reichskriegsflagge oder etwa einen Schmuckteller mit den Insignien der rechtsradikalen Gruppierung.

Falls die 90 Minuten noch nicht voll sind, muss eben flugs noch im rechtsradikalen Milieu ermittelt werden. Und dort findet man den Täter: Es ist der verhaltensauffällige Musiklehrer. Sein großer Fehler: Er trägt auch bei niedrigen Außentemperaturen Sandalen, meist ohne Socken (So verschroben ist der Kerl.) So fallen der Assistentin 2 Tattoos auf. Ein Hakenkreuz auf dem rechten großen Zeh und  die Zahl 18 auf den Zehen in unmittelbarer Nähe. Der K. sagt zu ihr: Gute Arbeit.

Für die Zuschauer, die das Warum und Wieso bis dahin nicht kapiert haben, referiert der K. vor einer größeren Runde aus LKA,BKA und Geheimdiensten ungefähr wie folgt:

„Es hat nie ein Bernsteinzimmer gegeben. Immer nur Bernd Steins Zimmer. Das hatte das Opfer herausgefunden. Wahrscheinlich ist dieses Missverständnis durch einen Übermittlungsfehler entstanden. Damit die rechtsradikale Gruppe den Mythos aufrechterhalten konnte, musste Meike final zum Schweigen gebracht werden.

Betroffene Blicke in der Runde. Man vereinbart Stillschweigen: Kein Wort an die Presse.

Tja Leute, so gehen Tatort und deutsche öffentlich-rechtliche Krimiunterhaltung heute. Herr W. und der Verfasser dieses Blogs entwerfen bereits das nächste Exposé zum Thema ‚Suche nach dem Nazi-Goldzug‘ . Mit dabei ein Ermittler, angelehnt an Indianer Jones. Skelette von SS-Wachmannschaften. Magda Goebbels. Auf den Tunnelwänden hinterlassene obszöne Liebesbotschaften an dieselbe.  Von der SS am Spieß gegrillte Kinder, die in Ermangelung von Frischobst eine Dose Leberwurst statt eines Apfels zwischen den Kiefern hatten. Dem Zufallsfund einer staubbedeckten Mao Bibel nebst einer alten chinesischen Armeemütze und der Erkenntnis des Ermittlers: Hier stimmt was nicht. Das passt einfach nicht. Ob das Gold im Goldzug tatsächlich Gold ist? Das wird noch nicht verraten.