Mittwoch, 6. Februar 2013

Stylischer Livestyle und Fleisch




Aus gegebenem Anlass  traten  dem Arbeitswilligen  Bilder einer weithin als Vorreiterin  stylischen, hochmodernen Lifestyles geschätzten Künstlerin vor seine inneren Augen. Lady Gaga trug angelegentlich ein Kleid aus Fleischlappen. Wahrscheinlich Rindfleisch. Wahrscheinlich Rind, weil Schwein in bestimmten Weltgegenden eher abschätzig bis  ablehnend begegnet wird.
 Wer es nicht glauben mag, hier ein Link zur Überprüfung: https://www.google.de/search?q=lady+gaga+fleischkleid&hl=de&tbo=u&tbm=isch&source=univ&sa=X&ei=xUASUfrEOs_DtAarxIGACg&sqi=2&ved=0CDAQsAQ&biw=1437&
Das ist der Beweis. Lifestyle und Fleisch können eine attraktive Verbindung eingehen, stehen unter Umständen an der Spitze dessen, was als höchst angesagt gelten darf. 
Darauf setzt auch ein Unternehmen aus einem Ort, der bislang nicht als Hort des fortgeschrittenen Hipstertums aufgefallen ist. Und dieses Unternehmen sucht in einer Anzeige einen Mitarbeiter für Pressearbeit und Social Media.  Der Mitarbeiter soll ausgestattet sein " mit Affinität zu Luxus und Lifestyle im Zusammenhang mit Lebensmitteln insbesondere Steaks."
Neben den  üblichen Obliegenheiten einer derartigen Tätigkeit soll der Mitarbeiter auch die     " Zusammenarbeit mit Hochschulen bei wissenschaftlichen Projekten" fördern und über "ausgezeichnete Englischkenntnisse" verfügen. Englischkenntnisse sind wohl ziemlich ausschlaggebend. Denn wie sollte sonst mit Stilikonen wie Lady Gaga kommuniziert werden. Stilikonen sprechen und schreiben bevorzugt englisch. Das dürfte  jedem klar sein. Und auch bei wissenschaftlichen Projekten sind Fremdsprachen kein Hindernis. Schwerpunkte des Forschungsinteresses könnten - im Falle von Lady Gaga - wohl Haltbarkeit und die Vermeidung von Geruchsbildung sein bei Fleisch, das bei der Präsentation schon als "länger frisch" bezeichnet werden muss.
Nun wäre es allerdings zu kurz gegriffen, annehmen zu wollen, das Unternehmen plane ausschließlich Werbeaktionen wie die mit Lady Gaga. Nein, die Steaks sollen unter anderem auch verzehrt werden.  In diese Richtung weisen weitere Anforderungen an den Bewerber:
"· Hohes Maß an Kreativität und eine Liebe zu leckeren Prime Steaks
· Übersprudelnde Energie um diese einzigartige und interessante Aufgabe auszufüllen".
Das lässt sich leicht machen. Denn wie man weiß, gibt leckeres Fleisch jede Menge Energie. Es sei denn, man ist eingefleischter Vegetarier. Aber so jemand hat in dem Job eh nichts zu suchen.
Was wird geboten? Dazu schreibt das Unternehmen: "Wir bieten eine höchst attraktive Position beim Marktführer für Prime Steaks im Internet."
Das Unternehmen ist dermaßen stylish, das es offenbar seine Steaks nicht länger auf Teller - oder rustikaler auf dem Holzbrett - serviert. Nein, jetzt lassen sich die Portionen offenbar auch direkt im Internet genießen. Toll. Was die alles ermöglichen können. Prime Steaks im Internet. Die geruchsintensive Zubereitung in der heimischen oder Gastro- Küche entfällt. Ab sofort? Nicht ganz. Hier gibt das Unternehmen einen zarten Hinweis:
"Bei G. erwartet Sie ein junges motiviertes Team, das bereit ist, die Verzehrgewohnheiten der Genießer in den nächsten Jahren zu verändern." 
Das ist allerdings eine Herkulesaufgabe, findet der Arbeitswillige. Verzehrgewohnheiten verändern, weg vom Teller hin zum Internet. Der Arbeitswillige bezweifelt, ob seine Fähigkeiten und Motivationen ausreichen, diese hohen Ansprüche einlösen zu können. Aber das junge Team - exklusive Älterer und Vegetarier - wird diese Revolution der Esskultur schon schaffen.
Noch ein PS: Es soll ja Menschen geben, die Lady Gage auch ohne - oder gerade ohne - stylisches Fleischkleid ziemlich lecker finden.