Mittwoch, 15. April 2020

Über das Praktische und die Philosophie


(Fundstück. Aus den Archiven eines Unbekannten)

Lassen Sie mich über einen Freund erzählen, der – nicht nur weil er einsam war und die Nähe eines atmenden Wesens wünschte, das ihm zugleich die Komplexität und damit verbundene Unbill allzu zwischenmenschlichen Verkehrs mildern hülfe - sich einen Hund anschaffen und diesen sich zum Freunde machen wollte.

Zugleich müsste dieser Hund einer Rasse angehören, die mit Fug und Recht zu den klügsten und geschicktesten zu zählen wäre. Ungefähr Kniehöhe sollte das brave Tier im ausgewachsenen Zustand erreichen.

Diesen wollte er Kierkegaard nennen. Wobei Kierkegaard wie (kʰiɔ̯g̊əˌg̊ɔːˀ) auszurufen sei, also mit einem offenen AO-Laut gegen Ende und nicht wie Uneingeweihte vielleicht meinen, mit einem harten RD.

Diese Namensgebung in Tateinheit mit angeborener und weiter entwickelter Gelehrigkeit des Tieres adelte seinen Besitzer.

So wird sich das Tier bei dem Ruf „kʰiɔ̯g̊əˌg̊ɔːˀ“ selbst aus der spielerischst in sich verwuselten Hundemeute folgsam seinem Herren zugesellen, anstatt wie die anderen zwangloseren und nachlässiger gehaltenen Stadthunde in ihren tierischen Tun fortzufahren.

Zugleich wäre der Ruf „ kʰiɔ̯g̊əˌg̊ɔːˀ“ Statement und Positionsbestimmung. Denn wer kennt schon Kierkegaard?

Aus dem situativen Zusammenwirken von Befehl und Befolgung ergäben sich kommunikative Anknüpfungspunkte mit fasziniert Unwissenden  - bevorzugt mit weiblichen Menschen schön an Gestalt und Witz.

Der zu erzielenden Wirkung aus Bildung, Sehnen und schließlich praktisch umgesetzter Sexualität kam jedoch der Teufel Räsonieren in die Quere.

Mein Freund wohnt im 3. Stock eines älteren Bürgerhauses, dessen Treppenaufgang nicht anders als steil zu bezeichnen ist.

Die Beschwer beim Erklimmen der Treppenstufen sei keinem Hund zumutbar, räsonierte mein Freund. Denn auf lange Sicht stellen sich irreparable Schäden an Wirbelsäule und Bewegungsapparat ein. Den Hund neben etwaigen Einkäufen wie etwa Bierkisten in den 3.Stock zu tragen, ist zudem dem Hundehalter nicht zu zumuten.

Und so bleibt der Hund Kierkegaard eine Utopie bis vielleicht eines fernen Tages eine ebenerdige und weitläufige Lebenssituation geschaffen ist zu Nutz und Frommen von Mensch und Hund.

Ach Scheiße Sören!