Montag, 31. August 2015

TäteräTattoos




Erst kürzlich stieß der Arbeitswillige auf eine Jobannonce, die war derart zielgruppig und hip formuliert - es fehlte weder Hinweise auf den Tischkicker noch auf die Möglichkeit, sich vegan zu verköstigen- , dass er Zweifel bekam, ob er denn den Ansprüchen eines derartig hippen Arbeitsumfeldes genügen möge. So fügt er seinem Anschreiben ein PS an: " Ich habe keine Tattoos. Ist  das schlimm?"
Wahrscheinlich war das Nichtätowiertsein schließlich ein Ausschlusskriterium,  denn eine Antwort lässt auf sich warten.
Apropos Tätowierungen. Die sind ja mittlerweile weit verbreitet. Mal klein und dezentverschämt, mal großflächig und aufmerksamkeitsheischend.
Neulich bewegte sich in der Muckibude auf dem Crosstrainer vor ihm eine junge Frau mit sehr, sehr langen Beinen. Die Rückseite des rechten zierte über die volle Länge ein schmaler Balken. Auf den ersten  Blick sah das so aus, als trüge sie einen Seidenstrumpf mit Naht. Nee, das war nicht einfach nur ein Balken, das war ein Schriftzug. Den zu entziffern war dem Arbeitswilligen nicht vergönnt. Dazu hätte er die junge  Frau bitten müssen,  einen Moment innezuhalten, den Kopf in die Quere gelegt und wäre näher herangetreten. Aber wer traut sich das schon in der Muckibude. Dennoch, was mag man sich auf die Rückseite des Beines schreiben? Etwa Lebensweisheiten wie: Gehe nie mit Groll ins Bett und beginne jeden Tag mit einem Lächeln. Von der Länge könnte das hinkommen. Aber wie gesagt. Man weiß es nicht mit Bestimmtheit.
Beklagenswert ist die ästhetische Gestaltung mancher großflächiger Tattoos. Sie erinnern an die  blöden Bildchen, Zeichen und Sprüche, wie sie mit Filzern unterschiedlicher Farbe auf die Wände von Herrentoiletten in Szenekneipen der 80er und 90er Jahre gemalt wurden. Wobei man Toilettenwände nach einer gewissen Zeit wieder neutralisieren kann, indem man sie einfach übertüncht. Mit Tattoos ist das nicht so einfach.
Vor längerer Zeit weilte der Arbeitswillige auf einer Balearen Insel. Dort stieß er auf einen Strandabschnitt, der meist von britischen Pauschaltouristen genutzt wurde. Offenbar ist der Brauch des Unterderhautverziertseins  im UK bereits länger Tradition. Denn bei dem überwiegenden Teil der britischen Badegäste lag das Tattoo-Stechen augenscheinlich Jahrzehnte zurück. So erschienen die Hautmotive bestenfalls blass und verwaschen. Schlimmer noch plauzig überdehnt oder von fettigen Hautfalten verzerrt.  Durchweg kein schöner Anblick. So ist das eben, wenn der Malgrund seine jugendliche Straffheit verliert und schrumpelt.
Der Arbeitswillige beschloss  für sich: So etwas möchtest du nicht im Spiegel sehen. Das macht traurig und unzufrieden.
Diese Tattoo- Perspektiven dürfen wohl Allgemeingültigkeit beanspruchen. Deshalb mein Rat an Unternehmen: Stellen Sie  großflächig Tätowierte wenn überhaupt nur befristet ein. Denn mit der Zeit werden diese Personen zwangsläufig immer unzufriedener mit ihrer Körperverzierung werden. Diese Unzufriedenheit wird sich auf das Gemüt legen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.



  


Sonntag, 30. August 2015

Kleine unternehmen - Große Erwartungen




Ingo D. , COO (Chief Operating Officer) von ElearningM. schreibt dem Arbeitswilligen.
"... ich möchte mich bei Ihnen für die Einsendung Ihrer Bewerbungsunterlagen und dem unseren Unternehmen entgegengebrachten Vertrauen bedanken.
Nach eingehender und sorgfältiger Prüfung Ihrer Dokumente waren Sie für uns in der engsten Auswahl. Es ist uns nicht leicht gefallen, unter der Vielzahl von qualifizierten Bewerbern eine Auswahl zu treffen. Leider gab es noch weitere Mitbewerber, deren Qualifikationen noch besser auf die ausgeschriebene Stelle passen."
Über die schiefe Grammatik (es hätte 'das unserem Unternehmen entgegengebrachte...' heißen dürfen) hinaus, weist die Mail eine weitere Besonderheit auf. Der Arbeitswillige war im "engsten Kreis". Das ist ja ganz schön. Normalerweise lädt man den engsten Kreis zum Gespräch. Was also hat den Arbeitswilligen aus dieser privilegierten Zone verbannt?
Kurze Vorgeschichte. Nach Einsendung der Bewerbungsunterlagen schreibt eine Frau F., man sei seitens des Unternehmens neugierig geworden. Um nun die Arbeitsweise des Arbeitswilligen besser kennenzulernen, möge der doch bitteschön eine Probeaufgabe bearbeiten. Dazu gewähre man 10 Tage Zeit. Leider ist der Arbeitswillige in einem aktuellen Projekt sehr eingespannt. So könne er leider die Arbeitsprobe nicht exekutieren. Das schreibt er der Frau F. . Er könne jedoch eine ELearning -Einheit aus der jüngeren Vergangenheit anbieten, die er für einen anderen Auftraggeber entwickelt habe. Aus dieser ließen sich sehr wohl weiterführende Rückschlüsse auf seine Arbeitsweise gewinnen. Und so geschieht es.
Dann erfolgt ein Telefonat mit Frau F., während dem sie darauf besteht, dass die Arbeitsprobe zu bearbeiten sei. Der Hinweis auf Zeitnot und dass es ja eine zu analysierende Arbeitsprobe gebe, fruchtet  nicht. Nein, sagt Frau F. unter anderem, Arbeitsproben seien mittlerweile Usus bei fast allen Unternehmen und wichtig wegen der Vergleichbarkeit.
Ach, sagt der Arbeitswillige und denkt sich: Sollte Frau F. damit Recht haben, dann muss man annehmen, dass Unternehmen (akademischen) Qualifikationen, Berufserfahrungen , Referenzen und Zeugnisse kaum noch berücksichtigen. Es muss ein eigener Eingangstest sein. 
Tags darauf rasselt die oben angeführte Absage von dem Herrn mit dem beeindruckenden Titel COO ins Postfach. Seinem Profil nach ist Ingo D. vielleicht Mitte 20, immerhin bereits in einer verantwortlichen Position und Vorgesetzter von Frau F.
Soso. Hat sich der Arbeitswillige also der Vergleichbarkeit entzogen und sich damit einem Ritual verweigert.  Vergleichbarkeit. Da drehen wir den Spieß doch mal um und schauen genauer, was ElearningM. für ein Unternehmen ist. Die Ergebnisse - gewonnen aus der  Betrachtung der Unternehmenshomepage -  teilt der Arbeitswillige Herrn D. dann mit:
"...das ist sowohl bedauerlich als auch unerwartet flugs. Zumal der Einsendeschluss für die zu bearbeitende Arbeitsprobe noch aussteht. Ich liege wohl nicht ganz falsch, dass Ihre Entscheidung in meinem Telefonat mit Frau F. gründet, bei dem sie darauf bestand, die Aufgabe zu bearbeiten , um -wie sie sagte - 'Vergleichbarkeit' herzustellen. Nun denn, vergleichen wir doch einmal  ElearningM. mit dem Wettbewerb.  Was erfahre ich von außen über die ElearningM.? Nicht viel.
Es findet sich noch keine einsehbare Bilanz (etwa im Bundesanzeiger). Ebenso sehe ich keine Infos, wer hinter dem Unternehmen steht, aus wem besteht das Team, welche Qualifikationen haben die MA. Es gibt keine SX-Stories, keine  qualifizierten Referenzen.
Die angeführten E-Learning Themen / Beispiele sind eher auf der "weichen" Seite. Derartiges findet sich in nahezu jedem Kanon der Personalentwicklung größerer Unternehmen. Allerdings werden diese Themen gerne in Präsensseminaren exekutiert, weil sie neben der  Wissensvermittlung durchaus auch als Incentive dienen, als informelle Plattform auf der sich MA verschiedener Standorte und Abteilungen austauschen können und sollen. Überdies scheinen mir , wie auf Ihrer Seite ausgewiesen, 200 Projekte für ein Unternehmen, das erst seit einem Jahr am Markt agiert, eher 'ungewöhnlich'.

Auch der Award (Bitcom) datiert im Jahr 2014. Einen gewissen Vorlauf eingerechnet, kann ElearningM. das wohl kaum geschafft haben. Denn zu diesem Zeitpunkt gab es das Unternehmen in der jetzigen Form noch nicht.
Hingegen lese ich ein Interview mit einem Philipp, der nette Dinge über den Coworking  Space äußert, in dem sich Ihre MA tummeln.(Keine eigenen Geschäftsräume?)
Über den Umweg 'youtube' stößt man auf Dirk R., der bei der ElearningM. eine einigermaßen wichtige Rolle zu spielen scheint. Über Herrn R. lässt sich in Erfahrung bringen, dass er als GF im vergangenen Jahr ein Unternehmen mit ähnlich gelagerter Thematik in die Insolvenz 'begleitet' hat.
Vor dem Hintergrund dieser Bestandsaufnahme ist Frau Fs. Äußerung, ich möge mir doch Zeit nehmen, die gestellte Aufgabe zu bearbeiten, weil sie -falls ein Auftrag an sie herangetragen wird- auch nicht sagen könne: Nein Danke, ich habe keine Zeit, eher unangebracht. Ich denke, nach einiger Überlegung würden Sie auch zu dem Schluss kommen, dass es nicht angezeigt ist, meinen derzeitigen Projektauftraggeber und seine Deadlines  zu vernachlässigen, um Ihre Probeaufgabe zu bearbeiten.
Ihnen liegt eine ausgearbeitete  Struktur vor. Überdies qualifizierte Referenzen und Bewertungen meiner Arbeit. Im Vergleich mit den Informationen, die ich meinerseits über ElearningM. gewinnen konnte, ist das geradezu üppig.
 Ich bin sicher, dass Sie all meine Beobachtungen/Fragen  in einem Gespräch hätten erklären können."
Eine Telefonnummer, unter der ElearningM. zu erreichen ist, findet sich nirgends. Ist ElearningM. also unseriös oder nur ungeschickt? Der Arbeitswillige denkt, dass ein Unternehmen, das so viele Fragen offen lässt, mit deutlich weniger Trara und Ansprüchen an mögliche Mitarbeiter herantreten sollte. Wer denkt das noch?