Freitag, 14. März 2014

Ausschlusskriterien. Hinweise richtig deuten und verstehen




Bei gar nicht wenigen Annoncen, werden die Arbeitswilligen mit einem trauten "Du" angekumpelt.
Solche Unternehmen suchen die Arbeitswilligen  auch sprachlich in deren jeweiligem Biotop abzuholen. Das klingt jung, frisch und barrierefrei.  Das mag in Ordnung sein, wenn man nach dem Motto lebt, das im in Zellers  "Vogelhändler" so fein in Wort und Ton gesetzt ist.
"Ich bin die Christel von der Post,
schmal das Salär und karg die Kost.
Aber das macht nichts, wenn man noch jung ist...."
Ja, liebe Arbeitswillige. Da steckt sehr viel Wahrheit drin. Seid jung, seid voll Schwung, verdient wenig. Dafür werdet ihr auch umfassend geduzt und könntet eventuell auch den CEO zurückduzen.
Alles hat seinen Preis.
Auch die Erwähnung, man finde am Arbeitsplatz einen "Kicker" vor.... so etwas liest man tatsächlich in der ein oder anderen Annonce.
Nun ist in der Regel mit Tischfußball kein Geld zu verdienen. Das weiß natürlich das annoncierende Unternehmen. Dennoch lockt den ein oder anderen die Aussicht, für die Kickerlust nicht extra eine Daddelhalle aufsuchen zu müssen. Wissenschaftliche Studien haben angeblich gezeigt, dass so ein Kicker den Korpsgeist zu stärken in der Lage ist, dass Konkurrenzverhalten auf ein erträgliches weil spielerisches Maß heruntergeschraubt wird.  Fein, sagen manche. Aber auch in diesem Falle:  Es gibt weniger Geld, dafür aber die innerbetrieblichen Kickerwettbewerbe.
Vorsicht geboten ist auch, wenn der unternehmenseigene Kaffeeautomat mit dem besten Espresso nördlich der Mainlinie angepriesen wird. Eingeweihte wissen, wie teuer so eine Maschine ist. Das muss erwirtschaftet  werden. Und wie rechnet sich das? Indem man die Entgelte schmal hält. Schließlich gibt es dafür  Superkaffee.
Ähnliches gilt bei der Anpreisung der besonderen Architektur des Arbeitsambientes.  Inmitten der besten Lage von Sindelfingen heißt es oder  in einem loftartigen, ehemaligen Fabrikdingsbums inmitten der quirligen Kreativmetropole. Auf der Homepage sind die äußerst ambitioniert gestylten Büros in der Regel zu besichtigen.  Ein Klotz, wer nicht da sein mag. Überdies stellt sich ein ästhetisches Problem. Die Arbeitswilligen mögen in sich gehen, ob denn ihr Habitus und ihr Outfit zu dem Ambiente passt oder ob sie möglicherweise dort als Geschmacksentgleisung registriert würden.  Wohlgemerkt. Gegen eine geschmackvolle Raumgestaltung ist nichts einzuwenden. Dort schafft es sich selbstverständlich besser als in grauen Rattenkäfigen. Allein, das als Pro-Argument heraus zu streichen lässt vermuten, dass an anderer Stelle gespart wird. Meist am Salär der Arbeitswilligen.
Obacht bei englischen Jobtiteln. Es scheint sich allgemein festgesetzt zu haben, dass ein flotter englischer Titel Modernität atmet,  so das Selbstwertgefühl  und im gleichen Zug die Lebensqualität des Mitarbeiters heben kann.  Ein Beispiel: Hans, Franz und Ute treffen sich auf einer Party. Hans erzählt, er sei Abteilungsleiter. Franz verdient weniger als Hans, kann aber darauf verweisen, dass er Floor Manager sei. Na, wer geht mit Ute nach Hause? Franz. Denn Floor Manager klingt eben sexy.    
Sollten von einem Unternehmen weder Kicker, noch Kaffee , noch schöne Architektur angeboten werden, sollte sich schließlich herausstellen, dass zudem das Entgelt weit unter den Vorstellungen der Arbeitswilligen liegt, dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein schwäbisches oder schwäbisch geprägtes Unternehmen. Diesem umtriebigen und tüchtigen Volksstamm eignen eine ganze Reihe hervorragender Eigenschaften,  darunter auch die Freundlichkeit, sämtliche Vorurteile, die über eben diese Gruppe im Umlauf sind, bereitwilligst zu bestätigen. Unter anderem ist folgende Episode überliefert:  Drei Schwaben wetten, wer von ihnen am längsten Tauchen kann. Nachdem sie 2 Stunden lang den Wetteinsatz von einem Euro auf 79 Eurocent herabverhandelt haben, schreiten sie zur Tat. Ergebnis: Alle ertrunken.
Sicher, es mag auch schwäbische, schwäbischartige Unternehmen geben, die sich der Vorurteile und der damit einhergehenden Defizite wohl bewusst sind und dieses zu beseitigen suchen.  Diese scheinen jedoch in der Minderzahl zu sein.






Sonntag, 9. März 2014

Du kannst es. Angewandte Willensstärke.



Wie oft  werden Arbeitswillige sauer an ihrem Vorhaben, ein Arbeitsverhältnis für sich zu ergattern. Oft machen sie sich Vorwürfe, geben sich selbst die Schuld daran. Der unbedingte Wille sei  eventuell nicht vorhanden, bzw. habe sich dem Arbeitsverhältnisanbieter nicht vermittelt, weil die Geisteskraft des oder der Arbeitswilligen eben nicht ausreiche, um die Unwilligkeitsschwelle des Arbeitsverhältnisanbieters zu überwinden. Nun das wäre eine ehrliche, aber mitunter auch entmutigende Analyse. Denn Geisteskraft und Willensstärke seien Göttergeschenke. Habe man sie nicht, dann sei eben nichts zu machen.  Halt. Das stimmt so nicht. Willenskraft, Geistesstärke, ja Suggestion sind entwickel- und trainierbar. Gerade jetzt stehen die Zeichen günstig, wo der Frühling die Menschen wieder in die Parks treibt.
Die Lebensliebste des Arbeitswilligen und er selbst  schulen sich, indem sie die Plätze aufsuchen, die ein wohlwollendes Grünflächenamt den Slacklinern (das ist dieses Balancieren über zwischen Pfählen/Bäumen gespannten Elastikbändern)  zum Ausüben ihrer Balanceübungen zur Verfügung gestellt hat. Hier konzentriere man sich auf eine Person, die vielleicht bereits ein Stück Wegs auf dem Elastikband zurückgelegt hat. Nun fokussiere man sich auf die Vorstellung: "Du wirst abstürzen."
Voilà. Anfangs liegt die Erfolgsquote vielleicht bei 60%. Mit einiger Übung wird man etwa  95% der Balancierer zum Absturz zwingen. Alles durch Geisteskraft.
Und derart vorbereitet und gut trainiert verliert auch ein Arbeitsverhältnisanbieter seinen Schrecken.
Solltet Ihr, liebe Arbeitswilligen, das Pech haben, in Gemeinden zu leben, in denen Slackliner in den Parks keine ausgewiesenen Plätze für ihr Tun zugewiesen bekommen haben: Mist. Aber Ihr könnt dann ja die Grünflächenämter größerer Kommunen wie Berlin, Köln, München etc. anschreiben, damit sie Euch die jeweiligen Slackline-Hotspots mitteilen.