Um ihre Arbeitswilligen kennen zu lernen und womöglich
besser miteinander vergleichen zu können, nutzen Unternehmen, größere zumal, mit wachsender
Begeisterung Eingabemasken. Kästchen,
Häkchen, Daten, Angaben zur Person .... alles hat seinen rechten Platz, damit
der HR-Gewaltige flugs einen Überblick über Wesen und Qualität der
Arbeitswilligen erhält. Das ist schön für das suchende Unternehmen. Die
Arbeitswilligen hingegen fühlen - mit
solcherlei Firlefanz konfrontiert -
Nierensteine wachsen, wenn nicht Schlimmeres wie sich spontan bildende grüne
Pickel im Gesicht und anderswo. Wohlmeinende Unternehmen wissen das, stecken
allerdings in dem Dilemma, dass sie einerseits die Persönlichkeit des Bewerbers
erschnüffeln mögen, andererseits aber durch die kleinen elektronischen
Helferlein sich den anstrengenden Auswahlprozess etwas milder gestalten wollen
und müssen. Ein wohlbeleumundetes
Unternehmen nimmt Kandidaten freundlich den Anfangsunmut und weist darauf hin,
die Ausfüllung der Erfassungsbögen
erfordere allerhöchstens 15 Minuten. Das sei ja angesichts der zu erwartenden
Wohltaten kein Zuviel an Investition.
Nun hat sich das Unternehmen auch Gedanken gemacht, wie denn etwa das
unbedingt erforderliche Dokumentieren des beruflichen und ausbildungsgemäßen
Werdegangs erleichtert werden könne. Zu Recht geht das Unternehmen davon aus,
das Lebensläufe in Form von Word Dokumenten oder PDFs bei den Arbeitswilligen
in ausgereifter Form vorhanden seien. Diese
händisch in die Kästchen der Maske zu übertragen, das müsse ja nicht sein.
Einfach den CV hochladen und eine prima, tolle Software namens
"p...." besorge den Rest, erkenne den Sinn und passe das
CV-Geschwurbel in die vom Unternehmen
gewünschten Kästchen. Allerdings fehlt nicht der zarte Hinweis, dass das
Ergebnis dieser Übertragung noch des kontrollierenden Blicks des Kandidaten /
der Kandidatin bedarf. Dieser Hinweis ist durchaus berechtigt. Die Sache klappt
keineswegs. Überhaupt nicht. Ein und dieselbe Berufsstation wird mehrfach
ausgewiesen, Tätigkeitsprofile nicht richtig zugeordnet. Was tun? Klar, alles
per Hand korrigieren. Und so wird aus einem versprochenen Viertelstündchen
schnell eine ganze mit Widerwillen gefüllte. Gut, Texterkennung gehört auch
nicht zur Kernkompetenz des Unternehmens. Bei Akkuschraubern, Bohrmaschinen und
technischen Spitzenprodukten sind sie definitiv besser.
Donnerstag, 27. März 2014
Dienstag, 25. März 2014
Nur schlimmer ist schlimmer
Eine Lektion hat der Arbeitswillige kürzlich gelernt. Man
schließe nie von der durchaus witzigen und originellen Werbung, mit der das
Unternehmen auf sich aufmerksam macht, auf das Unternehmen selbst. Vorsingen in der Zentrale der großen
Baumarktkette H. Dem Arbeitswilligen gegenüber die junge Frau W. im adretten
Businesskostüm als Abgesandte der HR-Macht und der bereits ältere eher in sich ruhende, legere Herr T., der
Fachvorgesetzte. Mit Frau W. hatte der
Arbeitswillige bereits kurz telefoniert,
um ein Detail beim Jobanbahnungsprozess
zu erfragen. Die Frage allerdings könne sie nicht beantworten, so Frau W. am
Telefon. Sie sei lediglich die Personalsachbearbeiterin und überdies noch nicht
lange im Unternehmen. Na, macht ja nix.
Immerhin mailt die Personalsachbearbeiterin später, die Bewerbung des Arbeitswilligen habe großes Interesse
hervorgerufen und nun wolle man den Menschen dahinter kennenlernen. Ob das denn
ginge. Ja, das geht. Und so kommt es zu
dem Treffen. Frau W. übernimmt. Sie spricht sehr, sehr schnell in
höherer Tonlage, bleibt fast ständig auf einem recht lauten Level. Frau W.
zeigt, dass sie etwas versteht von
strukturierter Gesprächsführung und teilt dem
Arbeitswilligen auch gleich mit, was den Arbeitswilligen in den
kommenden Minuten erwartet. Das ist doch
mal schön, denkt sich der Arbeitswillige. Da wird nicht planlos geplauscht.
Nein, das hat einen inneren Aufbau. Und dieser Aufbau folgt ehernen Regeln, wie
sie in der einschlägigen Literatur wohl als 'Best Practice' erlernbar ist.
Gerade bei jüngeren HR-Abgesandten, deren Lebenserfahrung mit noch nicht allzu viel Menschenkenntnis
geschmückt ist, sind als Theorie erworbene Strukturen von unschätzbarem Wert.
Die Gesprächsstruktur erläutert Frau W. dann so: Erst werde sie fragen. Bei den
Antworten nähme sie sich allerdings das Recht heraus hin und wieder
"hineinzugrätschen". Dann wolle Herr T. fragen, wobei sie und Herr T.
eventuell wieder "reingrätschen"
werden. Dann könne der Arbeitswillige auch noch was fragen. Das Interview
beginnt. Ob denn dem Arbeitswilligen etwas Besonderes an der Jobannonce
aufgefallen sei? Der Arbeitswillige kann
das nur verneinen. Rechtschreib- und
Grammatikfehler hat er nicht gefunden. Meint sie vielleicht den Claim, "Sie
wollen mehr bewegen als einen Bürostuhl" ? Ist der womöglich von ihr und
sie möchte dafür gelobt werden? Der
Arbeitswillige kann nur feststellen, dass die Anforderungsbeschreibung höchst deckungsgleich mit seinen
Qualifikationen sei, deshalb habe er sich schließlich auch beworben. Da
grätscht sie aber dazwischen. Es müsse doch irgendetwas geben, dass die Jobhabenwollen-Saite im Arbeitswilligen
zum Schwingen gebracht habe. Der Arbeitswillige kann sich nur wiederholen und
hofft, dass das Thema Annonce nun abgeschlossen sei. Nun geht es flugs an die
dicken Bretter.Und das ,liebe Mitarbeitswillige, ist wirklich ein Genieblitz der Kandidatenausfragekunst. (Tusch) Die Frage: Was den Arbeitswilligen denn dazu bewegen könnte, den Job
bereits nach 3 Monaten wieder hinzuwerfen? Prima Frage. Vielleicht der in vier
Monaten nach Arbeitsantritt erfolgende Weltuntergang? Das sagt der
Arbeitswillige natürlich nicht, sondern lächelt die Frau W. erstaunt ob dieses Gedankenkonstrukts freundlich an. Woraufhin
sie wieder grätscht. Man einigt sich auf Sachverhalte wie Mobbing und cholerischer
Chef. (Wobei beide Parteien wissen und wünschen, dass so etwas
selbstverständlich außerhalb der konkreten Gegebenheiten liegt.) Und dann kommt
sie. Die Killerfrage aus der Brühe des
absolut dämlichen
HR-Nachwuchs-Fragenkatalog. Haben Sie
Schwächen? Oh ja, antwortet der Arbeitswillige. Er habe eine große Schwäche
für exzellente Arbeitsergebnisse. Nein, nein so sei das nicht gemeint,
barmt Frau W. und fährt fort: "Wir
rufen jetzt Ihre Frau an, was würde die sagen, was denn an Schwächen so zu
finden ist." Der Arbeitswillige
antwortet: " Meine Frau hebt nicht ab, bei Telefonnummern, die sie nicht
kennt." So sei sie nun einmal. Eine verzeihliche Marotte. Er könne ihr
aber gern sein Mobile zur Verfügung stellen, denn an der Antwort seiner Frau
sei auch er interessiert. Frau W. grätscht noch das ein oder andere Mal. Dann
referiert der Herr T. ein wenig, behandelt Konkretes aus dem Arbeitsalltag.
Dann ist das Gespräch vorüber. Einige
Tage später eine Absagemail aus dem
Floskelbaukasten. Unterschrieben hat die weder Herr T. noch Frau W. sondern
" HOxxxxx Baumarkt AG / HR
Deutschland".
Wer ist denn das
nun wieder? Mit Personen dieses Namens hat der Arbeitswillige nicht gesprochen.
Ist das stillos, ungezogen oder einfach nur feige? Letzteres wahrscheinlich.
Wenn schon keine Gründe für Ablehnungen genannt werden, darf man schon
verlangen, dass die Gesprächspartner, mit denen man einige Zeit verbracht hat,
zu ihrer Entscheidung stehen, das vertreten können und mit ihrem Namenszug auch
dokumentieren. Oder?
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