Donnerstag, 27. August 2009

Prima Prosa für Arbeitswillige IV

Prima Prosa für Arbeitswillige IV

Sämtliche in der Materie firme Personen und die einschlägige Literatur empfehlen den Arbeitswilligen, sie mögen sich mit dem Unternehmen ihrer Begierde ausführlich befassen und zudem den Fingerzeigen in den Annoncentexten nachspüren.
Was hört man aus dem Reiche Bertelsmann?
Den zur Familie gehörenden TV-Sendern wie RTL, VOX etc. geht es nicht unbedingt Gold. Sparen sei das Gebot der Stunde, und das funktioniere am besten bei den Aufwendungen für das Programm, sagt jemand, der es wissen muss.
Und Bertelsmann sucht für die neu geschaffene Einheit „infoNetwork“ Redaktion „Magazin Spezial“ Redakteure (w/m). Diese Redaktion will die einzelnen Sendungen der Familie mit feinen und passenden Beiträgen versorgen.
Neben den branchenüblichen Anforderungen sticht eine heraus:
Redakteure (w/m) müssen Promi-Affinität mitbringen.
Hier ist nicht der Ort, die Trennlinie zu diskutieren zwischen mehr oder weniger zufällig ins Interesse der Öffentlichkeit gezerrten Tölpeln und Menschen, die das Attribut „prominent“ einigermaßen verdienen. RTL und Co. definieren diese feinen Grenzen nach Bedarf und pragmatisch.
Was aber bedeutet „Affinität“. Der Duden definiert das so: Affinität (nicht chemisch) ist die Wesensverwandtschaft, die Ähnlichkeit und die dadurch bedingte Anziehung.
Der oftmals weise Volksmund würde es schlicht auf den Nenner bringen: Gleich und Gleich gesellt sich gern.
Die Redakteure (w/m), so der Plan, nähern sich ihrem Promi-Sujet auf Augenhöhe, als Promi zu Promi gewissermaßen. Das ist klug und aller Ehren wert; vermeidet diese Grundvoraussetzung Reibungsverluste, da die Redakteure (w/m) – weil ja wesensverwandt – nur in sich hinein horchen müssen, um der oft komplizierten Charakterstruktur eines Prominenten auf die Schliche zu kommen und so deren Wollen und Tun einer interessierten Öffentlichkeit dann einfühlsam zu vermitteln.
Damit nicht genug. Hinter der Affinität verbirgt sich auch ein Königsweg zum Sparen.
Musste man früher die Prominenz dort aufsuchen, wo sie sich tummelte, genügt es in der neu geschaffenen Redaktion „Magazin Spezial“ künftig die Redakteure (w/m) wechselseitig vor die Kamera zu bringen. Denn sie haben ja Wesensverwandtschaft und Ähnlichkeit.
Ein großartiger Spar-Coup. Reise-und Produktionskosten lassen sich herunterfahren. Toll.
Stellt sich die Frage, ob Bertelsmann in dem Redaktionsgebäude auch für eine ausreichende Anzahl an Besenkammern gesorgt hat. Deren Problem.