Donnerstag, 18. Dezember 2014

Rechtliche Grauzonen



Ab und an wollen Arbeitswillige wissen, warum genau die mit viel Fleiß und Hoffnungen verfasste Bewerbung nicht den erwünschten Erfolg gehabt hat. Fragen kostet ja nichts. Also denn mal los und nachgefragt. Meist gibt es keine Antwort. Hier bei dem Unternehmen aus Künzelsau schon. Frau T. schreibt: 

"Sehr geehrter Herr Arbeitswilliger,
 aufgrund der AGG können wir leider keinen Grund dazu geben.
Falls Sie andere interessanten Stellen auf unserer Homepage finden, können Sie sich wiederbewerben.
 Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
 Mit freundlichen Grüßen / Kind regards
 i. A. Francesca T.
International Human Resources °

OOOPS ! Das AGG also. Für Nichteingeweihte. Hinter dem Kürzel verbirgt sich das grooßartige Allgemeine Gleichstellungsgesetz. Das soll verhindern, dass Menschen aufgrund von Merkmalen wie Geschlecht(liche Orientierung), Herkunft oder Alter beim Bewerbungsprozess durch das Raster fallen. Offensichtlich wirkt das grooßartige Gesetzt verblüffend effizient. Und das, obwohl es doch einigermaßen schwammig  ist. Da muss der Arbeitswillige noch mal nachhaken.

" Sehr geehrte Frau T.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich verstehe sie dahingehend, dass, falls Sie mir die tatsächlichen Gründe für eine Ablehnung nennen würden, Sie eingestehen müssten, gegen das AGG verstoßen zu haben. Da ich keinerlei Angaben über meine politische, religiöse oder sexuelle Orientierung gemacht habe, diese aus meinen Unterlagen auch nicht herausgelesen werden können,  bleiben noch zwei Bereiche: Nichtdeutsche Herkunft oder Alter. Ersteres ist auszuschließen. Bleibt folglich die Diskriminierung von Alters wegen. Es wäre freundlich, wenn Sie mir erklärten, ab welchem Alter potenzielle Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen nicht mehr willkommen sind. So könnte ich dann sehr schnell feststellen, ob es sich für mich lohnt, auf der Homepage nach eventuell interessanten Stellen zu fahnden.
Mit besten Grüßen nach Künzelsau"

Eine etwaige Antwort von Frau T. wird nachgereicht.







Dienstag, 28. Oktober 2014

Sicherheit braucht Zeit





Aktuelle Studien haben es ans harte Tageslicht gezerrt. Der junge Mensch, der studierende zumal, sehnt sich nach Sicherheit. Sicherheit ist ausgepolstert mit Glücksversprechen. Glück liegt für die meisten Studierenden - so behaupten es die Studien - darin, sich schöne Dinge leisten zu können.
Ach ja, die schönen kleinen Dinge des Lebens. Ein Eis am Stil, eine Villa, ein geräumiges Auto,  dass dennoch sportlich daherkommt, Urlaub weit und oft, eine Yacht, ein Pferd,  prachtvolle Kinder (falls man sich die noch leisten kann). Irdisches Glück kann nur in sicheren Zonen zur Entfaltung kommen. Darum ist Sicherheit auch so wichtig. Ganz wichtig für ein rundum sicheres Gefühl ist selbstverständlich der sichere Job. Denn wer möchte sich schon ständig auf Jobsuche begeben müssen, womöglich den Wohnort wechseln. Aber welcher Arbeitgeber bietet schon noch einen nachhaltigen und sicheren Job? Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zum Beispiel,  sogar für eine(n) Referenten (w/m) Marketing. Na klar, Denkmal. Das ist ja schon vom Thema her auf Dauer angelegt.  Und richtig. Der aufmerksame Leser findet die Annahme bestätigt, denn die  Stiftung bietet....
"einen sicheren Arbeitsplatz  mit einem hohen Maß an Selbständigkeit und Verantwortung."
Juchheeeeh. Ein sicherer Arbeitsplatz. Doch die Einschränkung wohnt nur ein paar Zeilen entfernt. Denn man sucht "zum schnellstmöglichen Zeitpunkt zunächst befristet für ein Jahr ".
Von diesem Jahr geht dann noch  die 6 monatige Probezeit (= höchst wackelige Sicherheit) ab. Aber für die restlichen 6 Monate hat man dann einen sicheren Arbeitsplatz. Das ist doch mal was. Mag sein, das reicht nicht, um ausreichend Sicherheit für Villa und Yacht anzuhäufen. Das ein oder andere Eis  am Stil sollte allerdings drin sein.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Das Beste für die Umwelt. Alles für den Job.




Da dachte man nun im Zeitalter von Mails und IT-gestützten Bewerberaussortiersystemen sei eines nun glücklicherweise  zum Ende gekommen: Die in Fachkreisen mit großem Ernst geführte Diskussion darüber, welches Papier für die Bewerbungsunterlagen erfolgversprechend wäre. Ob 80- oder 100Grammpapier, ob matt oder glänzend, Pergament oder handgeschöpft mit Wasserzeichen. Nein, da geht noch was.
Das Bundesumweltamt sucht in Teilzeit einen Sachbearbeiter (w/m) für kommunikative Arbeiten. Und weil man dort von Amts wegen die Umwelt im Blick hat, ist nur folgerichtig, wenn es einen Tipp gibt. "Das Umweltbundesamt begrüßt Bewerbungen auf umweltfreundlichem Papier."
Nanu. Wurde nicht das 'Papierlose Büro'  als besonders umweltfreundlich propagiert.
Die Rechnung, ob die elektronische Übermittlung oder der Postweg umweltverträglicher ist, kann und soll hier nicht aufgemacht werden. Das möge jeder für sich kalkulieren.
Jetzt- liebe Kandidaten(w/m) - rennt nicht gleich in den nächsten Supermarkt und kauft für die Bewerbung das haptisch unattraktivste, gräulichste Papier. Es lauern Fußangeln. Denn auch bei derartigen Papieren gibt es welche, die umweltlicher sind als andere. Man lasse sich im Fachhandel beraten. Nun habt Ihr also das Papier.  Was nun? Ist die Tinte in Euren Druckern wirklich ökologisch unbedenklich? Nein? Also wieder zum Fachgeschäft und sich entsprechend beraten lassen. Wer das nicht mag, der gehe zum Kids-Bio-Shop und kaufe feine, unbedenkliche Wachsmalstifte, die sich nach getaner Tat problemlos kompostieren lassen. (An diesem Punkt möchte der Arbeitswillige die Diskussion darüber anstoßen, welche Farben wohl beim Bundesumweltamt auf größte Zuneigung stoßen.)
Alles gemalt und eingetütet, zur Post gebracht? Halt. Wäre es nicht ein Pluspunkt, wenn die Bewerber Umweltzertifikate von sämtlichen bei der Bewerbung verwendeten Materialien beilegten?
Nur so als Tipp.
Weil das Amt das Amt ist, ist es auch politisch korrekt. "Begrüßt werden Bewerbungen von Menschen aller Nationalitäten."
Nehmen wir mal an, ein Mensch aus Neuseeland findet das Jobangebot super und bewirbt sich. Dann setzt er/sie sich in den Flieger und düst unter Absonderung größerer Abgasmengen zum Amtssitz. Verheerende Umweltbilanz. Es sei denn er/sie nutzt den Papierflieger- selbstverständlich aus umweltfreundlichem Papier.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Wunderbare Menschen in wundervollen Büros

Hier eine Fotoserie,  die  intime Einblicke in den Büroalltag gewährt.

http://www.buzzfeed.com/justinabarca/if-office-stock-photos-had-honest-captions?utm_term=2az2xt7#220zpt8

Übersetzungshilfe: Chipper = munter / lebhaft

Sonntag, 5. Oktober 2014

it's fun



it's fun
 So ist eine Jobannonce überschrieben. Alles nur Spaß? Mag sein. Da sucht ein TV-Sender Redakteure / Reporter für die Nachrichtenredaktion. Was wird verlangt?



Unter anderem: "Journalistisches Interesse, Neugier, Kreativität und hohe Flexibilität."



Aha. Journalistisches Interesse reicht. Bislang ging der Arbeitswillige davon aus, dass zur Ausübung des Berufs als Redakteur ein gewisses Maß an professioneller Erfahrung und Fertigkeit unabdingbar ist. Hier nicht. Das ist richtungsweisend. Der Arbeitswillige hat zum Beispiel Interesse daran, einen Airbus zu fliegen. Nicht in einem Airbus zu fliegen, sondern so richtig im Cockpit mit allem Zipp und Zapp. Leider kann er es nicht. Was würde wohl die Lufthansa dazu sagen, wenn er sich an das Luftfahrtunternehmen wendete und verlangte,  man solle ihn doch bitteschön starten und landen lassen,  schließlich habe er großes Interesse.



Was wird geboten? (Unter anderem) "Bei uns können Sie sich kreativ einbringen und mit viel Spaß und Freude zu unserer positiven Arbeitsatmosphäre beitragen."



Spaßvögel nach vorn. Nun sind aber nicht alle Nachrichten als fröhliche Schenkelklopfer geeignet. Man denke da an Berichte über Naturkatastrophen oder neueste Köpfungsvideos. Vielleicht werden derartige Nachrichten aber auch nicht verbreitet.



Zur Abrundung der Bewerbung -neben den üblichen Unterlagen - wünscht der Sender




 "...dass Sie einen selbst gedrehten Smartphone-Film (max. 2 Minuten!) von sich unter www.xxxBewerbungsvideo hochladen.



Inhalte des Films sollen sein:



1. Wer sind Sie? (Name, Ausbildung/Studium, etc.)



2. Was zeichnet Sie aus? Gibt es Themenfelder, die Sie favorisieren und warum? (Mode, Lifestyle, Sport, Kino, etc.)



3. Kurzer "Aufsager" zum Thema: Neueste Entwicklung zum Gesundheitszustand von Michael Schumacher



4. Wie werden Sie von Ihrem privaten Umfeld beschrieben?



5. Welche "Macke" haben Sie?



6. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf. Zeigen Sie uns, was Sie schon immer einmal machen wollten."




Das ist ja mal ein putziger Einfall. Suchen die wirklich Redakteure oder lediglich Kandidaten für eine lustige Unterhaltungs-Soap. Dennoch könnte man selbst in so einem Video-Selfie professionelle Recherche unter Beweis stellen. Zu Punkt 3 etwa rufe man bei den Schumachers an und frage, wie es denn so gehe, Man brauche die Info dringend für einen Bewerbungsaufsager. Geht es gut? Ja? Besten Dank.



Punkt 4. Was geht die das an? Punkt 5. Macke? Welche Macke? Was ist das? Gilt Nasehochziehen als Macke? Oder ständiges Händewaschen? Und nochmal: Welche Relevanz hat das für einen Nachrichtenredakteur?



Punkt 6. Da müsste der Arbeitswillige zeigen, dass er schon immer mal einen Airbus fliegen wollte. Es steht allerdings zu befürchten, dass die Lufthansa da nicht mitspielen würde.



Viele offene Fragen. Vor allem die, warum der Sender einen derartigen Mumpitz verlangt. Vielleicht  möchten die lediglich eine Menge Spaß haben beim Betrachten der Selfies. Oder aber die Recruiter sind nicht in der Lage, Texte zu lesen und zu verstehen. Das scheint dem Arbeitswilligen überaus naheliegend.
























Dienstag, 2. September 2014

Langsam reicht es




Man macht sich so seine Gedanken vor einem Vorstellungsgespräch. Was ziehe ich an? Wie bringe ich meine Qualifikationen authentisch rüber? Wie punkte ich als Person? Und dann macht man sich auf den Weg nach Gießen. Der Preis, den es zu erringen galt, schien den Einsatz wert. Laut Selbstauskunft ist die 'transq.GmbH" eine prima Agentur, die für Qualität bei den allerbesten Unternehmen sorgt. Die Anzeige lockt.  
"Wir wachsen – und suchen deshalb einen kommunikativen Menschen mit Leidenschaft
für guten Journalismus und mit frischen Ideen für kreative Kommunikation.
TransQ. ist die Kommunikationsagentur für Content mit Strategie:"
Tatsächlich lässt sich das Gespräch gut an. Man scheint sich sympathisch zu sein. Die Aufgaben reizvoll. Dann geschieht  gute 6 Wochen lang erst einmal gar nichts. (Sommerferien?)
Und schließlich eine Mail von 'transq.'  Hier die letzten vier Zeilen von insgesamt sieben:
"Diese Entscheidung ist mir tatsächlich nicht leicht gefallen, da ich mir Ihre Qualifikationen und Sie als Person auch sehr gut im Team vorstellen könnte. 
Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere Jobsuche alles gut und bin überzeugt, dass Sie einen passenden Position finden werden." (So liest sich das Original.)
Geschrieben hat das der Chef Michael K. .
Nun gut, da hat er sich ein wenig gequält, der Herr K. Das kann schon mal vorkommen. Aber. Ist der Chef einer Qualitätsagentur nicht in der Lage, 7 Zeilen Text zu produzieren, ohne an den Klippen der Rechtschreibung zu scheitern?  My ass!
Und noch etwas. Im Original hat die Begrüßungszeile "Sehr geehrter Herr..." eine andere Schriftype und Größe als der folgende Text. Was sagt uns das? Der Herr K. hat offensichtlich sein fehlerhaftes Geseier auch weiteren Kandidaten (m/w) zukommen lassen. Jeder blamiert sich halt so gut er kann.