Montag, 17. Dezember 2018

Gebt den Kindern eine Chance



Ein großes und renommiertes Universitätsklinikum sucht jemanden, um die Kommunikation bzw. die PR zu neuen Höhen zu führen. Das ‚Missionstatement‘ wg. Personalpolitik klingt schon mal gut:
‚Chancengleichheit ist Bestandteil unserer Personalpolitik.‘
Die Aufgaben sind nicht von Pappe. Dafür wird auch etwas geboten:
·         ein abwechslungsreiches Arbeitsumfeld in einem stetig an Bedeutung gewinnenden Wirtschaftszweig
·         keinen Tag wie den anderen und die Führung eines sehr engagierten und offenen Teams
·         eine der Funktion entsprechend angemessene Vergütung
·         Jobticket
·         Möglichkeit zur Nutzung der Kindertagesstätte
Der künftige Stelleninhaber (m/w/d) kann also die Angebote der Kindertagesstätte nach Möglichkeit und Gefallen nutzen. Und das offenbar höchstselbst. Wenn also der Arbeitsalltag mal zu belastend werden sollte, kann er/ sie/ divers flugs in die Kindertagesstätte gehen, um dort die zu kurz gekommene Seite der Persönlichkeit zu pflegen oder auszuleben. Endlich hat das mal ein Arbeitgeber verstanden. Es ist schließlich nie zu spät für eine glückliche Kindheit.

Mittwoch, 21. November 2018

Ghosting extern und intern



Möglicherweise ist der ein oder andere mit dem Begriff ‚Ghosting‘ nicht vertraut. Deshalb eine Definition (Wikipedia): Unter dem Begriff Ghosting versteht man in einer Partnerschaft einen vollständigen Kontakt- und Kommunikationsabbruch ohne Ankündigung. Obwohl vorher Dates stattgefunden haben oder eine Beziehung bestand, laufen plötzlich jegliche Kontaktversuche ins Leere.
Das ‚Ghosting‘ hat die Sphäre der Privatheit offenbar verlassen und tummelt sich vielfältig auch in der Welt der Arbeit.
Ein Bonner Unternehmen, dass segensreiche IT-Produkte für Dokumentenverwaltungen anbietet, sucht - oder vielleicht besser suchte- per Annonce einen Texter/Redakteur für die Marketingabteilung.
Eine Ansprechpartnerin, Frau M. aus der Personalabteilung, ist als Kontakt angegeben. Und sie will gerne die Bewerbung an die Zuständigen des Marketings weiterleiten. Binnen zweier Wochen sei mit einer Rückmeldung zu rechnen, gibt die nette Frau M. an.
Nichts geschieht. Auch angelegentliche Mailanfragen bleiben unbeantwortet. Schließlich das Telefonat, das Klarheit bringt. Frau M., die Personalerin, gesteht, sie habe noch nichts von den Entscheidungsbefugten aus dem Marketing gehört, noch habe man sie gebeten, den ein oder anderen Kandidaten (w/m/divers) zu einem Gespräch einzuladen. Sie vermute, man habe von der Besetzung dieser Position Abstand genommen. Genaues könne sie aber nicht sagen, weil ja niemand mit ihr rede um Basisinfos auszutauschen. Es tue ihr leid und wirklich schön sei das nicht.
Sie bot an, einfach mal so eine Absage zu senden. Auf die Frage des Arbeitswilligen, welche Begründung außer vielleicht : ‚…. Konnten wir uns aufgrund internen Ghostings nicht für Sie entscheiden ….‘ in dem Schreiben erwähnt werden könnte, wiederholt sie mit kleiner Betroffenheit, dass das wirklich nicht schön sei.
Und da hat Frau M. Recht. ‚Ghosting‘ ist niemals wirklich schön, weder nach liebe- oder flirtgetriebenen Anbahnungen, noch im Berufsleben, weder intern noch extern.

Freitag, 16. November 2018

Zum Stand der KI (Künstliche Intelligenz)

Im Rahmen unserer Hin- und Herfahrerei zwischen A und B sahen sich meine Frau und ich uns genötigt, eine Raststätte an der Autobahn aufzusuchen. Zwecks Sanifair. Man muss da 70 Cent bezahlen und bekommt einen Coupon über 50 Cent und überdies einiges geboten. Ein Display auf dem Urinal. (Das gibt es meines Wissens nach nur für Männer. Die generelle Problematik dürfte aber auch für Frauen relevant sein.)
Nun tritt man vor das Urinal und sieht einen Screen. Der Informiert: Android is starting /starting App. Klasse und Hmnaja. Fühle mich erkannt und gewertschätzt, da ich tatsächlich ein Android Smartphone habe. Wie das in der Apple-Welt funktioniert, weiß ich nicht. Leider passiert gar nichts. Die Info, dass eine App gestartet wird, bleibt und ein animierter Punktekreis veranschaulicht, dass offenbar daran gearbeitet wird. Als der der Moderne aufgeschlossene Mann warte ich nun eine kleine Weile, dass mir die App gestatten möge, endlich laufen zu lassen. Denn da muss ja ein Zusammenhang sein zwischen Display und Pinkelerlaubnis-App. Es dauert. Der Pinkler neben mir verliert unbemerkt seine Sonnenbrille. Ich raffe die Hose und hebe sie für ihn auf. Er bedankt sich fast überschwänglich. Auf dem Display kreist der Kreis weiter vor sich hin. Ich fasse den Mut der Verzweiflung und .....
es geht. Ich kann mich erleichtern. Die App hat offenbar keine Macht über mich. Es fließt ab. Alles Old School. Seltsam.
Jetzt habe ich aber den SanifairBon für 50 Cent. Es ist natürlich betriebswissenschaftliche  Logik, dass ich diese 50Cent in ein Getränk investiere, damit ich 100 Staukilometer weiter erneut ein Sanifair aufsuchen muss. Das ist nicht mein Interesse. In B angekommen versuche ich, den Bon bei REWE einzutauschen. Das ginge aber nicht, sagt die freundliche Kassenkraft und rattert diverse Gutschein- und Bonus-Programme herunter, mit denen REWE arbeitet.
Sanifair ist nicht dabei. Ich schlage vor, dass ich diesbezüglich mal bei REWE anklingeln werde. Die Kassenkraft ermuntert mich das zu tun.
Nach der Raststätte Rhynern teilte uns das Navi noch Folgendes mit: Gegenstände auf der A1. ( Die A1 ist ziemlich lang). Und dann: Personen auf der A1. Meine Frau sagte: Wahrscheinlich suchen die nach den Gegenständen?
Dann gibt das Navi Entwarnung und sagt: Sie fahren auf der schnellsten Route.
Also ich finde all diese Infos im Gesamtbild sehr verwirrend. Möglicherweise übt die KI ja noch. Blas mir den Schuh auf KI.

Donnerstag, 1. November 2018

Aus einem Totenhaus in Hamburg

Das findet sich im Header eines Beitrags von bild.de am 1.11.2018:"15 Jahre lang saß Mounir al-Motassadeq (44) wegen der Terroranschläge am 11. September 2001 mit 3000 Toten im Gefängnis in Hamburg."
Da denkt man, Tote liegen i.d.Regel. Dabei sind 3000 Tote vielleicht nicht die schlechteste Gesellschaft, wenn man mal seine Ruhe haben will.

Mittwoch, 31. Oktober 2018

Vorsicht! Dieser Job geht auf Hüften und Plauze



Ein namhafter Verlag sucht eine/n Textredakteur/in mit ‚hoher Food Affinität.‘  Klar, eine gewisse Liebe, vielleicht auch Zweckliebe zum Food – auch bekannt als Essen oder Nahrung – bringen wohl die meisten Menschen mit. Der B. Verlag wünscht sich das allerdings im hohen Maße. Eine hohe Begeisterung oder Faszination für Essen – so darf man annehmen – wird nicht ohne Folgen bleiben. Mensch nimmt zu. Vielleicht ist das aber auch gewünscht. Julius Caesar, der alte Römerkaiser, wird ja von Shakespeare mit dem Spruch zitiert: Lasst beleibte Männer um mich sein. (Heute hätte er genderbewusst wohl ‚Menschen‘ statt Männer gesagt.) Das hat was. Gelten korpulente Menschen doch als gemütlich, eher bedachtsam und nicht zu Hektik neigend. Derartige Charaktere im Verlag zu haben…. Hmja, vielleicht keine schlechte Idee.
Aber Jobanzeigen vermitteln häufig noch eine verborgene Botschaft. Auch diese. Und die steckt in der Wortbedeutung von Affinität. Das Wörterbuch sagt uns, Affinität sei Wesensverwandtschaft, Ähnlichkeit und dadurch bedingte Anziehung.
Die Wesensverwandtschaft nun wieder. Stelle ich etwa einen Teller Spaghetti Carbonara neben einen Teller Spaghetti Vongole, dann sind sie ihrem Wesen nach verwandt aber fühlen sich i.d.R nicht voneinander angezogen. Das Angezogensein ist ein Privileg höherer Lebensformen.
Also: Redakteur (m/w) möge sich zur Nahrung hingezogen fühlen, weil er/sie seinem Wesen nach eben auch Nahrung ist, sich zumindest so fühlt. Zudem fühlt er/sie sich wohl in einer (Arbeits)Umgebung, in der er/sie die handelnden Personen als Nahrung betrachten kann.
Diese Gegebenheiten sorgen unter Umständen zu einer höheren Fluktuation bei der Belegschaft (# kannibalismus). Man könnte auch so formulieren: Der Mensch ist dem Menschen ein Schmaus. Caesar hätte vielleicht gesagt: Homo homini lupus est. Auf jeden Fall lecker.