Freitag, 26. Juli 2013

When this text appeared I thought I was hallucinating




Wie entstehen eigentlich die Texte für Jobannoncen? Wer steckt dahinter? Das fragt sich der Arbeitswillige. Womöglich ist es bisweilen  so:
Ein großes Unternehmen setzt die Textkreativen in Marsch. Aufgabe: Formulieren Sie einen Text, der die Großartigkeit unseres Unternehmens vermittelt. Zugleich sollen sich aber nur die Allerbesten angesprochen fühlen, denn das Unternehmen ist schließlich das allerbeste. Underperformer und Normalos sollten schon bei und mit der Lektüre verjagt werden. Schmissig und modern soll er sein, der Text.
Und so machen sich dann 2 Textkreative auf. Das Wetter ist schön. Man zieht mit Laptop an den Baggersee, weil sich dort die Inspirationen leicht einfangen lassen. Ein trefflicher Text braucht Inspirationen.  Am Baggersee angekommen  wird der Laptop eingeschaltet. Aber zunächst vergleichen die beiden erst einmal ihre jeweiligen Tattoos  und fachsimpeln ein wenig darüber.

1.) Kreatives Warmup.
2.) Man nimmt ein Getränk. Etwas Energievolles mit Wodka.
3.)Da sich die Inspiration nicht zeitnah einfinden will, scheint es angebracht, etwas zu rauchen.
4.) Man sucht im Netz nach ausgefallenen Tattoo-Motiven.
5.) Man diskutiert, ob die Tattoos auch zum sonstigen Outfit passen.
6. ) Offenes Brainstorming. Die erste Textzeile kristallisiert sich heraus. "Wer (das) liest ist doof." Steht auf dem Screen. Super. Eine ironische Provokation. Damit schreckt man diejenigen ab, die glauben, was sie lesen.
7.) Die Zeile wird verworfen, weil das wohl nicht wirklich den Corporate Spirit  des allerbesten Unternehmens einfängt.
8.) Besser, man raucht noch was.
9.) Die beiden diskutieren  aus gegebenem Anlass über das angesagte Sonnenbrillendesign.
10.) Die Akkukapazität drängt zur Eile.
11.) Man versucht die attraktive Nachbarin anzusprechen, was jedoch wegen fortschreitender Artizikulatierunsgsssschwierigkeiten nicht den gewünschten Erfolg zeitigt.
12.) Gibt es noch Wodka?
13.) Einer der beiden hat den Einfall, doch mal im Katalog des Corporate Wordings nachzuschauen.
14.) Die Sonne schickt sich an unterzugehen. Der Akku hat noch 10 Prozent.
15.) In großer Not lässt sich  schließlich eine kleine Inspiration blicken.
16.) Geschafft.

Und das Ergebnis liest sich so: (Auszug des Originals)
Als Products & Innovation entwickeln und managen wir innovative und wettbewerbsfähige Produkte, Services und Geschäftsmodelle für einen erfolgreichen Marktauftritt der XY. Wir sorgen für Kundenorientierung, Einfachheit, ein exzellentes Nutzungserlebnis, ein werthaltiges Produktportfolio und nachhaltige Wirtschaftlichkeit. Neben einem tiefen Markt- und Kundenverständnis bringen wir Unternehmertum sowie Innovations- und Technologiekompetenz in die Zusammenarbeit mit unseren Kollegen im Konzern ein. Für die Realisierung der Konzernvision „Connected Life and Work“ brauchen wir Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichsten Profilen, die Neugierde und Kreativität in unser erfolgreiches Team einbringen. Aktuell suchen wir für unseren Bereich Core Telco / Access Products / Access, Standort Z .einen: Fach-Senior Mobile Access Manager (m/w).

Na bitte, der Ausflug an den Baggersee hat sich doch gelohnt. Der Vorgesetzte hat nur noch die Zeichensetzung  und die Rechtschreibung auf den allgemein akzeptierten Standard gebracht. Und flugs ist die Jobannonce in der Welt.