Mittwoch, 27. August 2014

Wozu noch Rechtschreibung?



Wozu noch Rechtschreibung?
Klagen werden laut, die aktuelle Schüler- und Studentengeneration sei zunehmend weniger in der Lage, grammatisch korrekte und den Regeln der Rechtschreibung entsprechende Texte zu produzieren. Den Klageführern wird dann gern entgegengehalten, Rechtschreibung und Grammatik sei eben recht kompliziert und überdies weitgehend verzichtbar. Hauptsache der Sinn, die Botschaft lasse sich entschlüsseln. Lassen wir dieses Argument mal ein wenig liegen und vor sich hin gären.
Vor nicht allzu langer Zeit, da empfing der Arbeitswillige eine Mail, in der ihm eine Erbschaft in Aussicht gestellt wurde. Ein entfernter Onkel sei an einem fernen Ort verblichen und der Arbeitswillige sei nun erbberechtigt. Herzliches Beileid und herzlichen Glückwunsch.
Die Sache hat allerdings einen Haken.  Die Mail informiert ,dass , wolle man nun die 'Erpschaft' antreten, gewisse 'documenter' bei  den 'Behorden' des entfernt liegenden Landes geregelt werden 'mussen'.  Verständlicherweise machen derlei Einreichungen Arbeit. Da ist es nur verständlich, dass der mit der Abwicklung befasste 'Rächtsanwalt' gerne eine Tätigkeitsgebühr von - sagen wir -350 € hätte . Bitte "überwaisen" an Konto XYZ. 
Eine unverhoffte Erbschaft ist ja ganz schön, zumal wenn sich die Trauer über das Hinscheiden des Erblassers in engen Grenzen hält. Was allerdings stutzig - um nicht zu sagen misstrauisch- macht, sind Stil und die vielen Rechtschreibfehler der Mitteilung.   Und siehe da, Recherchen ergeben, diese Art von Mails sind nichts weniger als eine versuchte Abzocke.  Gott sei Dank, kam das dem Arbeitswilligen rechtzeitig spanisch vor.  Warum geben sich die Betrüger  nicht ein wenig mehr  Mühe. Es ist doch nicht zu viel verlangt, dass sich diese kompetenten Rat beim Verfassen ihrer Mails einholen. Dann hätten sie möglicherweise größeren Erfolg bei  ihrer Masche. Aber: Kompetenter Rat will bezahlt werden. Diese Kosten scheuen die Betrüger. Sie können davon ausgehen, dass Empfänger, die ihrerseits  Schwierigkeiten mit Grammatik und Rechtschreibung haben, kaum Fehler in Texten aufspüren werden. Es gilt: Hauptsache die Message kommt rüber.
Themenwechsel  
Da sucht das Unternehmen Net?? einen Mitarbeiter, den es in die schöne Kunst der erfolgreichen Kommunikation einweisen möchte:
'PR Voluntär/in  im Bereich Marketing /Kommunikation'  so die Überschrift der Jobannonce.
Voluntär? Was mag das sein? Steckt im Begriff etwa das lateinische Voluptas (=Lust) oder eher voluntas (=Verlangen)?  Eher nicht. Wahrscheinlich werden Volontäre gesucht. I.e. Menschen, die einen guten Job machen aber nicht so teuer sind.
So,  nun erinnern wir uns an die Mail mit der Ankündigung der Erbschaft mit ihren Rechtschreibfehlern und ziehen unsere Schlüsse.  Nebenbei: Rechtschreibfehler in Jobannoncen sind gar nicht mal so selten.