Sonntag, 21. März 2021

Wegen des großen Erfolgs. Eine weitere Episode Kopfkino mit Komissar K.


 

Die Bundesladenverschwörung

Die Leiche liegt in einem weitläufigen, gepflegten Garten am Rande von Wiesbaden. Villengrundstück. Früher Morgen im Frühsommer. Absperrband. Spusi bei der Arbeit. K und Assistentin (A) durch das von einem Uniformierten hochgehaltenen Absperrband.

K zu Pathologen: Was haben wir, Günter? P: Männliche Leiche. Etwa 50 Jahre alt. K: Todesursache? P: Genaues kann ich noch nicht sagen. Muss ihn erst mal auf dem Tisch haben. Aber hier. Einzelner Stich mit einem spitzen Gegenstand ins Herz. K. Das waren Profis? P. Das müsst ihr herausfinden.

K: Wer hat ihn gefunden? P: Der Gärtner. Ist jetzt mit Schock im Krankenhaus.  P: Etwas ist sonderbar – der oder die Täter haben ihm die Zunge herausgeschnitten. K: Vor oder nach seinem Tod? P: Da muss ich ihn erst auf dem Tisch haben. Der Mann war hier sehr bekannt. Markus Hübbel. Der war Partner in einer großen Rechtsanwaltsfirma und außerdem Vizevorsitzender des auswärtigen Ausschusses im Bundestag.

Jetzt stürzt herbei eine Frau mittleren Alters im Designerkostüm. Sie ist die Ehefrau des Opfers, Gesine Hübbel-Markwort. In Fachkreisen anerkannte Virologin aber medienscheu.

Frau: Lassen sie mich durch. A: Sie können da nicht hin. Das ist ein Tatort.

Erschütternde Szenen. Frau kurz vor dem Zusammenbruch.

Szenenwechsel Wohnzimmer der Villa. Frau jetzt gefasster.

K: Hatte Ihr Mann irgendwelche Feinde? F: Außer seinen Parteifreunden - nicht das ich wüsste.

K: Ist Ihnen in letzter Zeit etwas aufgefallen? War er anders als sonst? F: Eigentlich nicht.  Nur hat er seit Wochen nur geredet von der Bundeslade und den Weisen von Zion. (Aha. Der K. blickt konzentriert. A. macht sich Notizen.)  K: Fehlt irgendwas /Irgendwas gestohlen? F. Der Hund ist weg. K: Was für ein Hund? F: Ein King-Charles Spaniel. ( Merke: unsinnig Details sind wichtig. Natürlich kommt das Foto eines derartigen Tieres auf die Tafel mit einem Pfeil zum Mordopfer. Ist da die Erklärung für das Nichtvorhandenseins der Zunge? Die Frage steht nun mal im Raum).

Szenenwechsel: Konferenzraum. K. mit seiner Vorgesetzten. Vertreter von Staatschutz, MAD, Bundesanwaltschaft und Auslandsgeheimdienst. Kompetenzgerangel. Fazit: Der Bundesanwalt übernimmt die Leitung der Ermittlungen. Nein, die Unterlagen, die Hübbel in seiner Tätigkeit als BuTa-Mitglied bearbeitet hat, bleiben unter Verschluss. K. frustriert.

Szenenwechsel - folgen diverse Locations im BuTa-Umfeld. Befragung von Ausschuss/-Fraktions Kolleg*innen. Die Einvernahme des suspekten persönlichen Referenten bringt auch nicht viel. Nur, dass der kurz vor dem Rauswurf stand. Ansonsten Mauer des Schweigens, Ausflüchte, Bedauern, SchrecklichSchrecklich-Floskeln.

Location Polizeipräsidium. K. steht vor der Tafel und heftet das Foto des Referenten an selbige. In Ermangelung eines Fotos der Bundeslade hat der K. das Foto eines Biedermeiermöbels angeheftet. Was es mit der Bundeslade und den Weisen von Zion auf sich hat, das kann unter Umständen Frau Hübbel-Markwort  in der dramaturgischen Funktion des Erklärbärs beim Gespräch mit dem K. beisteuern. Schließlich ist sie Wissenschaftlerin und weiß sich zu artizikulieren.

Assistentin vor Tafel flachst (Humor und schlendriger Ausdruck kommen gut an beim Zuschauer): Weisen von Zion / zaristischer Geheimdienst. Der Russe hätte Bundeslade wohl wie Buntes Lada ausgesprochen (hihi).  K weist sie zurecht: Das ist nicht zielführend. Dennoch pinnt er das Foto eines Lada Niva an die Wand. Allerdings ohne Verbindungsstrich (noch nicht).

Herein kommt der obligatorische Computernerd. C: Ich hab‘ was für euch. War nicht einfach. Viel Bla Bla und dann das hier. K. bekommt einen Anruf auf seinem Smartphone sagt aber: Passt gerade nicht. Rufe zurück. (tut er natürlich nicht.)

Computernerd weist auf seinen Laptop. Dort sieht man eine Folge von merkwürdigen Zeichen. K. vermutet richtig - kyrillisch. K:  Kann hier jemand kyrillische Schrift?

Die Putzfrau kann und übersetzt: VakziProm. (Ein mächtiges russisches Pharma- und Energieunternehmen, mit besten Kontakten zu Putin und Schröder, produziert unter anderem auch Covid-Impfe.)

K. bekommt noch einen Anruf. Ben Stolzius. Freier Journalist und aktives Mitglied in der als liberal geltenden jüdischen Gemeinde in Wiesbaden. Er schlägt dem K. einen Deal vor. Er habe wichtige Infos zum Mordfall. Treffen in einer Shisha-Bar (Wichtig um eine falsche Fährte in Richtung Clankriminalität zu legen. Jedenfalls für die Zuschauer).  Stolzius verlangt Exklusivität der Geschichte. K. will das nicht und verweist auf den Dienstweg und Pressekonferenzen. Stolzius ab. Mit seinem Auto.

K. wieder sinnierend vor der Bildertafel. Sein Blick bleibt beim Lada hängen. Es fällt ihm ein: Stolzius fährt ein ebensolches Vehikel, dass er mit Hippie-Psychodelik sehr bunt gestaltet hat. Er murmelt. Buntes Lada, Buntes Lada. (Hier kann man eine Rückblende einführen, weil der Zuschauer die flapsige Einlassung der Assistentin eventuell vergessen hat.) Dem K. wird schlagartig klar: Stolzius ist in Lebensgefahr.

Geschwind aus dem Büro. Blaulichtfahrt, Drohnenperspektive. Quietschende Bremsen vor dem Haus des Stolzius. Kein Parkplatzproblem. K. in den 2.Stock Tür ist offen. Stolzius liegt im eigenen Blute offenbar wieder mit einem einzigen Stich ins Herz zu Tode gebracht.  Neben seinem Kopf liegt seine abgeschnittene Zunge. Aus der Mimik des K.  ist für jedermann zu lesen, dass er eine Verbindung zum Hübbel Mord sieht. Er stutzt bei der im inneren Monolog (Vorsicht. Innere Monologe sind anspruchsvoll) gestellten  Frage, warum der oder die Täter bei Hübbel die Zunge offenbar mitgenommen haben. Er schaut sich in der Wohnung um, entdeckt er alsbald im Spülkasten des Klos die Kamera des Journalisten. Die Bilder der Digitalkamera zeigen äußerst verschwommen Hübbel und zwei Riesenkerle mit Lederjacken und Basecaps und Hoodies. Untauglich für eine weitergehende Identifizierung. Am Kühlschrank mit einem Magneten befestigt findet er einen Zettel mit S. Handschrift. ‚ M 218 €.  Er nimmt ihn mit für die Tafel.

Wieder im Büro steht er sinnend vor derselben: Die Erleuchtung 218 €  -  exakt die Summe, die es braucht, um eine Person im Billigflug von F.a.M. nach Moskau zu bringen.

Folgt Blaulichtfahrt mit Drohnenperspektive zum Flughafen. Unterwegs versucht er noch die, die einschlägigen Behörden zu erreichen. Scheiße, Akku leer.

Am Flughafen angekommen quietscht er vor dem Abflugterminal zum Stand. Kurze Diskussion mit dem ‚Sie können hier nicht parken‘. Dann ab in den Flughafen. Das übliche Kompetenzgerangel zwischen Verwaltung und Bundespolizei.  Dann muss der K. erfahren,  ein entsprechender Flug nach Moskau habe bereits vor 3 Stunden abgehoben.

Doof: Die Morde werden wohl nicht gesühnt. Wahrscheinlich waren Auftragskiller unterwegs und werden vom Kreml gedeckt. Die Verwicklungen Hübbels in das Impfmittelgeschäft von VakziProm wird u.a. ein parlamentarischer U-Ausschuss übernehmen. Ohne Ergebnis natürlich. ( Erklärbären hier. Ks. Vorgesetze und ein bedauernswert engagierter Vertreter der Bundesanwaltschaft.)

Schlussszene: K. blickt versonnen einem startenden Airbus ( Merke: Unsinnige Details schaffen Authentizität) hinterher.

Sollte die Handlung nicht die Sendezeit füllen, trotz länglicher Blaulichtfahrten - dann noch ein Schwenk in die Privatsphäre des Ermittlers. Wahlweise ist er geschieden, hat einen nervigen Teenager aber eine für seine Einkommensverhältnisse überraschend große, gut ausgestattete Wohnung, ein Drogen- oder Alkoholproblem. Traumata. Oder alles zusammen.