Freitag, 28. Dezember 2012

Antwort auf Kommentar zu "Absage mit Menschlichkeit..." und ein wenig auch in eigener Sache



Liebe(r) Anonym,
(Zu Ihrem Vorschlag, bei meinen künftigen Bewerbungen auf diesen Blog zu verweisen, um die Humorfestigkeit des jeweiligen Personalers zu stimulieren, komme ich weiter unten.)
das freut mich wirklich sehr, dass meine "Geschichten" Sie amüsieren. Dann erfüllt er einen großen Teil seines Zwecks. Zum anderen: Schmunzeln, Lachen, Mokieren können dazu beitragen, das unvergnügliche (Macht)Verhältnis zwischen AG(HR-Abteilung) und potenziellen Kandidaten(Bewerbern) ein wenig wieder ins Lot zu rücken. Tenor: Das Gegenüber, die Personaler sind (auch) nicht frei von Fehlern, organisationsbedingter Blödheit bis hin zur schlichten, individuellen Unfähigkeit.  
Halten wir uns vor Augen. Die Welt ist voller Tipps und Forderungen, wie eine erfolgversprechende Bewerbung auszusehen hat: Nehmen Sie handgeschöpftes Bütten, wenigstens 100 Grammpapier! Heißt es da mitunter. Verzichten Sie auf Papier! Aber das Foto muss professionellen Standards entsprechen, aber kein Ganzkörperfoto. Schriftgröße nicht unter 10, 12, 14 Punkt undsoweiterundsofort. Vor allem aber: Texten Sie sich in die Herzen und Hirne der Personaler. Denn die fangen innerlich an zu krampfen, wenn sie Floskeln lesen hinter denen, die Alleinstellungsmerkmale der Kandidaten nicht sichtbar werden. Die ganze Person muss betrachtet und "gerankt" werden. Und überdies hat ein Durchschnittspersonaler lediglich 30, 60, 90 Sekunden Zeit, zu einer Bewertung zu kommen. Eine Bewerbung sei schließlich eine Art Dienstleistung für den HR-Menschen. All das liest und hört man in Ratgebern, in Foren, von aktiven Aussortierern. Und ach ja, die Rechtschreibung. Gute Güte, die Rechtschreibung. Was da von so manchem Bewerber abgesondert wird...
Hier darf ich aus eigener Anschauung feststellen: Etwa ein Drittel meiner Feedbacks, selbst die, die offensichtlich aus Textbausteinen zusammen komponiert sind, zieren Rechtschreib- und Grammatikfehler. Hinzu kommen noch solche, bei denen ich annehmen muss, der oder die Betreffende in der HR-Abteilung, hat mit Erreichen des 11.Lebensjahres kein einziges Buch mehr zur Hand genommen. Und falls doch, ist und war sie oder er nicht in der Lage, Texte zu begreifen. So wird erklärlich, dass die Antworten bzw. Absagen mitunter herzerweichend, blödsinnig und verfehlt sind. Das gilt nicht nur für die direkte Kommunikation Personaler zu Kandidat, sondern findet sich selbst in den Schaufenstern der Stellenanzeigen. (Beispiele dazu in diesem Blog).
I.e.: Die AG Kommunikation Richtung Bewerber wird in selteneren Fällen den Ansprüchen gerecht, die diese an ihre Kandidaten stellen. In dieser Feststellung liegt Trost und Ermunterung. Nein, ich glaube nicht, hier seien Heerscharen unwilliger Misanthropen am Werk. Aber viele von ihnen scheinen überfordert, selbst mit einfacheren Dingen, die zu den Obliegenheiten ihres Jobs gehören sollten.
Weil es passt, hier noch ein kleines Beispiel für putzige Kommunikation (Allerdings aus einer anderen Sphäre):
Mein Energielieferant möchte turnusmäßig die Zähler austauschen. Das Unternehmen teilt mir mit, ich möge dafür Sorge tragen, dass ihr Bautrupp freien Zugang zu den alten Zählern hat. Ferner lässt mich das Unternehmen wissen, die Arbeiten fänden in der Zeit vom 9. bis 29.Januar statt. Aber:
"Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass aus organisatorischen Gründen eine individuelle Terminabsprache nicht möglich ist."
M.a.W. ich möge mich doch in der angegebenen Zeit von 3 Wochen stets zur Verfügung halten. Ich weigere mich anzunehmen, dass das Unternehmen es wirklich so meint. Aber geschrieben haben sie es. (Ende der Abschweifung).
Liebe(r) Anonym. Ihr Vorschlag: "Warum schicken Sie eigentlich nicht einfach eine Bewerbung mit dieser Internet Adresse drin?!
Jeder Personaler der was auf sich geben sollte, würde Sie doch mit Handkuss nehmen, allein schon wegen Ihrem überaus köstlichen schwarzen Humor."
Das hat sehr viel Reizvolles. Allerdings. Um Humor würdigen zu können- und somit auch Humoraktivisten, bedarf es einer gewissen Intelligenz, einer gewissen Fähigkeit:
Die Fähigkeit, eine andere Betrachtungsebene beziehen zu können. Braucht es eine spielerische und durchaus auch produktive Distanz zum eigenen Tun. Was glauben Sie? Wie viele Menschen gerade aus dem fraglichen Ressort besitzen diese besonderen Qualitäten? Na?
Wie auch immer. Ich habe mich über Ihre Rückmeldung gefreut. Und möchte Sie und alle anderen, die es angeht einladen: Falls Ihnen ähnliche Geschichten wie dem "Arbeitswilligen" vor den Hut stoßen, mailen Sie mir. Es kann ja nicht sein, dass nur mir solche " Geschichten" passieren.
Herzlichst
Ihr Anton Strumpf.