Mittwoch, 1. Juli 2015

Unternehmen mit Schreib- und Leseschwäche




In der Regel bleibt der Bewerber über die Gründe der Ablehnung  seines Jobanbahnungsvortoßes  im Unklaren.  Vielleicht liegt es ja daran, dass sich in seine Unterlagen der ein oder andere  Grammatik- oder Rechtschreibfehler eingeschlichen hat. Da - und das kann man in jedem einschlägigen Bewerbungsratgeber nachlesen - reagieren die HRler der Unternehmen mit Widerwillen. Ha, sagen sie sich dann, da wäre dann einmal ein Fehler und das deutet auf einen schludrigen Charakter hin.  Absage, Löschen ist der zwangsläufige Reflex. Wie gesagt, die Unternehmen schreiben nicht: Lieber Bewerber (m/w), Ihre Qualifikation scheint ja prima zu sein. Aber Ihre Rechtschreibung.....ohjehhhhh. Bitte korrigieren und noch einmal an uns.
Nun sind einige Unternehmen ebenfalls  keinesfalls sattelfest in Grammatik und Rechtschreibung. Und weil der Arbeitswillige ein freundlicher Mensch ist, weist er angelegentlich auf derartige Defizite hin, damit die Unternehmen sich nicht wundern, wenn sie keine hochqualifizierten Bewerber bekommen. Denn die haben ja auch jedes Recht zu sagen:  Wow, da ist ein Fehler in der Jobannonce. Das scheinen ja Luschen zu sein, da willst du nicht hin. Und so schreibt der Arbeitswillige in bester Absicht an ein redakteursuchendes Unternehmen, das mit der Vermittlung von Hotelzimmern sein Brot verdient.
"Liebe H...ler,
auch auf die Gefahr, dass ich mich bei Euch total unbeliebt mache... Eure Jobannonce hinterlässt leider einen  zwiespältigen Eindruck. Ich lese:
"Unser Ziel ist es, H... als starke, attraktive Arbeitgeber zu verankern, sowohl gegenüber internen als auch externen Zielgruppen. Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir einen leidenschaftlichen Kommunikations-Experten, der uns mit seiner kommunikativen und konzeptionellen Fähigkeiten, Ideenreichtum und seiner Einsatzbereitschaft dabei unterstützt, die passenden Talente für unser Unternehmen zu gewinnen und zu halten."
Es sollte wohl heißen : 1) ...als starken ,attraktiven Arbeitgeber .... 2) mit seinen kommunikativen...
3) seinem Ideenreichtum ....
Möglich wäre auch, seiner, seinem  etc. gänzlich entfallen zu lassen.
Mit besten Grüßen "
Aber ach, das Unternehmen ist beratungsresistent. Es antwortet:
" nochmals vielen Dank für Ihr Interesse an einer Mitarbeit bei H....
Nach Sichtung Ihrer Unterlagen haben wir uns entschieden, den Bewerbungsprozess mit Kandidaten und Kandidatinnen fortzuführen, die unserem Idealprofil noch genauer entsprechen. Wir bedauern, dass wir heute keine positiven Nachrichten für Sie haben.
Für Ihre Zukunft wünschen wir Ihnen alles Gute!"
Das war dann nicht die erhoffte Reaktion. Eventuell hätte sich der Arbeitswillige die Bewerbung noch einmal überlegt, hätte das Unternehmen seine Fehler eingeräumt und versprochen, den Bewerbermarkt mit einer korrekten Fassung der Jobannonce zu beglücken. Der Arbeitswillige versucht es mit einer Klarstellung:
"... hier scheint ein Irrtum vorzuliegen. Ich hatte mich nicht um eine Mitarbeit beworben. Ich habe Sie lediglich auf die unzureichende Grammatik / Orthographie Ihrer Jobannonce aufmerksam gemacht. Ihre Reaktion zeigt, dass Sie nicht lesen (können/wollen). Ich darf davon ausgehen, dass Sie von Bewerbern  eine auch formal einwandfreie Bewerbung verlangen. Sie selber scheinen korrekte Texte nicht für nötig zu halten.  Mit freundlichen Grüßen"
Das Unternehmen schweigt. Aber wen wundert das bei einer nachweisbaren Schreib- und Leseschwäche.