Sonntag, 30. Dezember 2012

Die Rolle der Leidenschaft in der Arbeitswelt




Miesepetrige Kritiker behaupten, in unserer komplett reglementierten Lebens- und Arbeitswelt spiele die Leidenschaft eine nur noch marginale Rolle. Dabei sei Leidenschaft nicht nur eine "conditio sine qua non" für Erfolg, sondern auch eine allgemeine Bereicherung. Sie irren! ruft der Arbeitswillige diesen Kritikern zu. Die Arbeitswelt ist voller Leidenschaft/Passion. Nicht von ungefähr führt eine große deutsche Bank das Motto "Leistung aus Leidenschaft" (Insidersprech: "Lal").
Fraglos ist Leidenschaft eine Haupttriebfeder menschlichen Strebens. Das wissen Unternehmen ganz genau und fordern Leidenschaft ein. Hingabe an den Geschäftszweck mit jeder Faser, jedem Atemzug. Diesen Wunsch kann man ja nachvollziehen. Der Arbeitswillige findet das auch in der Ordnung.
Nun prallte ihm in einer Annonce wieder Leidenschaft entgegen: "Entfachen Sie unsere Leidenschaft!" (Auch in der Originalanzeige ist diese Kernaufforderung rot hervorgehoben.)
Nun hat der Arbeitswillige so seine Erfahrungen mit dem Entfachen von Leidenschaft. Allerdings eher im privaten Bereich. Ging es doch eher um den engagierten Vortrag selbstverfasster Reime und den stürmischen Vortrag auf der Gitarre, um die Passion der Angebeteten zu entfachen. Der Arbeitswillige muss gestehen, es war nicht durchweg zielführend. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen fragt er sich nun, wie es ihm gelingen möge, die Leidenschaft eines ganzen Unternehmens zu entfachen. Denn das steckt ja wohl hinter dem "uns" in der Anzeige.
Schauen wir doch mal was dieses Unternehmen, dessen Leidenschaft von dem Arbeitswilligen entfacht werden möchte, treibt.
"Die XY DEUTSCHLAND GMBH gibt Leidenschaft eine tiefere Bedeutung: Wir suchen in mehreren tausend Metern Tiefe nach Erdöl und Erdgas. Mit professioneller Passion, einem Team von rund 600 Beschäftigten und als Teil eines der weltgrößten Energiekonzerne – der XY Gruppe. Was wir von Ihnen fordern, sind Einsatzwille und Leistung. Kurz: Ihre Mitarbeit mit ganzer Leidenschaft."
Aus dieser Selbstdarstellung darf der Arbeitswillige schließen: Leidenschaft ist bei XY bereits reichlich vorhanden und wird von den 600 Beschäftigten gelebt. Und wenn nun ein Neuling gesucht wird, muss der selbstverständlich in die Kultur passen. Das versteht der Arbeitswillige. Was er nicht so ganz versteht ist hier die Aufforderung " Entfachen Sie unsere Leidenschaft!". Das kann ja nur heißen, dass es mit der bereits vorhandenen Leidenschaft nicht so toll sein kann. Sonst müsste sie ja nicht vom Arbeitswilligen entfacht werden. Überdies sagt der Volksmund, um Leidenschaft zu entfachen, genüge häufig nur ein Funke. Wenn man nun die Tätigkeit des Unternehmens betrachtet - die Förderung von Gas und Öl - und dann kommt nun noch der entfachende Funke der Leidenschaft des Arbeitswilligen hinzu... Das könnte das Gemisch aus Gas und Öl zur Explosion bringen. Wollen die das wirklich? Der Arbeitswillige fragt lieber mal nach, wie das gemeint ist mit dem Entfachen der Leidenschaft. Über die Erklärung  seitens XY wird der Arbeitswillige an dieser Stelle berichten.
  




Freitag, 28. Dezember 2012

Antwort auf Kommentar zu "Absage mit Menschlichkeit..." und ein wenig auch in eigener Sache



Liebe(r) Anonym,
(Zu Ihrem Vorschlag, bei meinen künftigen Bewerbungen auf diesen Blog zu verweisen, um die Humorfestigkeit des jeweiligen Personalers zu stimulieren, komme ich weiter unten.)
das freut mich wirklich sehr, dass meine "Geschichten" Sie amüsieren. Dann erfüllt er einen großen Teil seines Zwecks. Zum anderen: Schmunzeln, Lachen, Mokieren können dazu beitragen, das unvergnügliche (Macht)Verhältnis zwischen AG(HR-Abteilung) und potenziellen Kandidaten(Bewerbern) ein wenig wieder ins Lot zu rücken. Tenor: Das Gegenüber, die Personaler sind (auch) nicht frei von Fehlern, organisationsbedingter Blödheit bis hin zur schlichten, individuellen Unfähigkeit.  
Halten wir uns vor Augen. Die Welt ist voller Tipps und Forderungen, wie eine erfolgversprechende Bewerbung auszusehen hat: Nehmen Sie handgeschöpftes Bütten, wenigstens 100 Grammpapier! Heißt es da mitunter. Verzichten Sie auf Papier! Aber das Foto muss professionellen Standards entsprechen, aber kein Ganzkörperfoto. Schriftgröße nicht unter 10, 12, 14 Punkt undsoweiterundsofort. Vor allem aber: Texten Sie sich in die Herzen und Hirne der Personaler. Denn die fangen innerlich an zu krampfen, wenn sie Floskeln lesen hinter denen, die Alleinstellungsmerkmale der Kandidaten nicht sichtbar werden. Die ganze Person muss betrachtet und "gerankt" werden. Und überdies hat ein Durchschnittspersonaler lediglich 30, 60, 90 Sekunden Zeit, zu einer Bewertung zu kommen. Eine Bewerbung sei schließlich eine Art Dienstleistung für den HR-Menschen. All das liest und hört man in Ratgebern, in Foren, von aktiven Aussortierern. Und ach ja, die Rechtschreibung. Gute Güte, die Rechtschreibung. Was da von so manchem Bewerber abgesondert wird...
Hier darf ich aus eigener Anschauung feststellen: Etwa ein Drittel meiner Feedbacks, selbst die, die offensichtlich aus Textbausteinen zusammen komponiert sind, zieren Rechtschreib- und Grammatikfehler. Hinzu kommen noch solche, bei denen ich annehmen muss, der oder die Betreffende in der HR-Abteilung, hat mit Erreichen des 11.Lebensjahres kein einziges Buch mehr zur Hand genommen. Und falls doch, ist und war sie oder er nicht in der Lage, Texte zu begreifen. So wird erklärlich, dass die Antworten bzw. Absagen mitunter herzerweichend, blödsinnig und verfehlt sind. Das gilt nicht nur für die direkte Kommunikation Personaler zu Kandidat, sondern findet sich selbst in den Schaufenstern der Stellenanzeigen. (Beispiele dazu in diesem Blog).
I.e.: Die AG Kommunikation Richtung Bewerber wird in selteneren Fällen den Ansprüchen gerecht, die diese an ihre Kandidaten stellen. In dieser Feststellung liegt Trost und Ermunterung. Nein, ich glaube nicht, hier seien Heerscharen unwilliger Misanthropen am Werk. Aber viele von ihnen scheinen überfordert, selbst mit einfacheren Dingen, die zu den Obliegenheiten ihres Jobs gehören sollten.
Weil es passt, hier noch ein kleines Beispiel für putzige Kommunikation (Allerdings aus einer anderen Sphäre):
Mein Energielieferant möchte turnusmäßig die Zähler austauschen. Das Unternehmen teilt mir mit, ich möge dafür Sorge tragen, dass ihr Bautrupp freien Zugang zu den alten Zählern hat. Ferner lässt mich das Unternehmen wissen, die Arbeiten fänden in der Zeit vom 9. bis 29.Januar statt. Aber:
"Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass aus organisatorischen Gründen eine individuelle Terminabsprache nicht möglich ist."
M.a.W. ich möge mich doch in der angegebenen Zeit von 3 Wochen stets zur Verfügung halten. Ich weigere mich anzunehmen, dass das Unternehmen es wirklich so meint. Aber geschrieben haben sie es. (Ende der Abschweifung).
Liebe(r) Anonym. Ihr Vorschlag: "Warum schicken Sie eigentlich nicht einfach eine Bewerbung mit dieser Internet Adresse drin?!
Jeder Personaler der was auf sich geben sollte, würde Sie doch mit Handkuss nehmen, allein schon wegen Ihrem überaus köstlichen schwarzen Humor."
Das hat sehr viel Reizvolles. Allerdings. Um Humor würdigen zu können- und somit auch Humoraktivisten, bedarf es einer gewissen Intelligenz, einer gewissen Fähigkeit:
Die Fähigkeit, eine andere Betrachtungsebene beziehen zu können. Braucht es eine spielerische und durchaus auch produktive Distanz zum eigenen Tun. Was glauben Sie? Wie viele Menschen gerade aus dem fraglichen Ressort besitzen diese besonderen Qualitäten? Na?
Wie auch immer. Ich habe mich über Ihre Rückmeldung gefreut. Und möchte Sie und alle anderen, die es angeht einladen: Falls Ihnen ähnliche Geschichten wie dem "Arbeitswilligen" vor den Hut stoßen, mailen Sie mir. Es kann ja nicht sein, dass nur mir solche " Geschichten" passieren.
Herzlichst
Ihr Anton Strumpf.


Samstag, 22. Dezember 2012

Absage mit Menschlichkeit zur Weihnachtszeit



Der Arbeitswillige erhielt 3 Tage vor Weihnachten eine Absage, in der er lesen konnte:
"Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir Ihre Bewerbung nicht weiter berücksichtigen können, da wir uns in der Vorauswahl für andere Kandidaten entschieden haben.
Ich bedauere, Ihnen keine positive Nachricht übermitteln zu können und wünsche Ihnen trotzdem schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr (auch, wenn wir zu diesem nichts beitragen konnten...)!
Mit freundlichen Grüßen"
Diese Zeilen atmen Zerknirschung. Denn man musste noch vor Weihnachten die traurige Pflicht erfüllen, einem hoffnungsfrohen Kandidaten die Stimmung zu vermiesen. Aber schön, dass da so etwas wie Empathie vorhanden zu sein scheint. Auch hier ist das Versenden der Absage eine Quälerei. Man tut es nicht gerne. Und schon mal gar nicht in zeitlicher Nähe zum Fest der Liebe und zum Jahreswechsel. Nur - fragt sich der Arbeitswillige - warum tut sich die Personalerin das an? Warum zwingt sie sich dazu, die Absage entgegen den Geboten ihres Menschseins und der besseren Einsicht gerade zu diesem Zeitpunkt zu verschicken?
Der 3.Januar hätte es doch auch getan. Da wäre dann wieder Business as usual und keine Träne wg. X-Mas und dergleichen nötig.

Freitag, 2. November 2012

Habe ich nun einen Job oder nicht?

Hab ich nun einen Job oder nicht? Das fragte sich der Arbeitswillige, als er folgende Mail erhielt:

Sehr geehrter Herr Strumpf,

für die Zusendung Ihrer Bewerbungsunterlagen und das damit
entgegengebrachte Interesse bedanken wir uns.

Wir haben in der Zwischenzeit Ihre Bewerbung mit unseren Fachbereichen
eingehend geprüft.

Leider müssen wir Ihnen heute mitteilen, dass wir Sie für die angestrebte
Position nicht vorsehen können.

Wir bedauern, Ihnen keinen anderslautenden Bescheid geben zu können.

Für Ihre weitere berufliche Entwicklung bei Carl Z. und Ihre private
Zukunft wünschen wir Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Christine S. (Name ist dem Arbeitswilligen bekannt.)

„Weitere berufliche Entwicklung bei Carl Z. (es handelt sich hier um eine namhafte AG)“ lässt den Schluss zu, der Arbeitswillige habe bereits bei Carl Z. eine Anstellung. Für diese wünscht man ihm auch künftig alles Gute. Nur, der Arbeitswillige weiß nichts von einem derartigen Job. Aber das dürfte sich klären lassen. Also schreibt er:

Sehr geehrte Frau S.

Sie schreiben: "Für Ihre weitere berufliche Entwicklung bei Carl Z. und
Ihre private Zukunft wünschen wir Ihnen alles Gute."
Da Sie mir für meine berufliche Entwicklung bei Carl Z. gute Wünsche
wünschen, kann das doch nur bedeuten, dass das Unternehmen mich als
Mitarbeiter sieht.
Ich würde mich also freuen, wenn Sie mir bezüglich meiner Anstellung einige
unverzichtbare Details nennen könnten etwa: Wann ich meine Arbeit antreten
soll? Welches Entgelt ich erwarten darf? Wie meine Tätigkeit schließlich
aussehen wird?

Ich sehe Ihrer Antwort mit Freude entgegen.


Die Antwort von Christine S. kommt prompt:

Sehr geehrter Herr Strumpf,
herzlichen Dank für Ihre Nachricht.

Leider muss ich Ihnen mitteilen - wie in der Ihnen bereits übermittelten Nachricht beschrieben - dass wir Sie bei der Stellenvergabe nicht berücksichtigen können. Eine Alternativposition ist momentan nicht vorgesehen.

Bei Interesse an einer beruflichen Weiterentwicklung - hierbei eventuell bei Carl Z. - bieten wir Ihnen gerne an, sich weiterhin auf unserem Job-Portal im Internet www.CZ/karriere/de über aktuelle Jobangebote zu informieren.

Für Ihre weitere berufliche und private Zukunft wünschen wir Ihnen alles Gute.

Besten Dank für Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen / With kind regards

Der Arbeitswillige hat jede Menge Verständnis aber auch noch einige Anmerkungen und erwidert:

Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für die Klarstellung. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass diese erst durch Ihre missverständliche Formulierung "Für Ihre weitere berufliche Entwicklung bei Carl Z. und Ihre private Zukunft wünschen wir Ihnen alles Gute." erforderlich wurde.
Handelt es sich bei eben dieser womöglich um einen Textbaustein, mit dem das Unternehmen bei Floskelkommunikation arbeitet? In dem Falle erscheint eine korrigierende Überprüfung angezeigt. Ähnliches gilt auch für die weitere Information, ich könne mich gern bei Interesse an einer beruflichen Weiterentwicklung....(siehe oben)
Denn: Gesetzt, die missverständlichen Formulierung ist ein allseits akzeptierter Textbaustein, markiert somit den aktuellen Stand von Unternehmenskommunikation allgemein, bei der Kommunikation mit Bewerbern im Speziellen; worin könnte dann für mich der Reiz einer "Weiterentwicklung" in Ihrem Unternehmen liegen?
Schließlich: Können Sie mir bitte mitteilen, wie viele Personen - denn mehrere müssen es sein, da Sie schreiben "...wünschen wir Ihnen alles Gute" - es sind, die mir alles Gute wünschen. Können Sie mir Namen und Mailadressen nennen, damit ich mich auch bei jenen für die guten Wünsche bedanken kann?
Mit besten Grüßen




Freitag, 19. Oktober 2012

Trotz allem. Auch später noch Freunde bleiben

Der Arbeitswillige unternahm wieder einen Vorstoß. Diesmal sollte es ins Schwabenland gehen zu einer Firma, deren Name sich anhört, als würde sie drittklassige Sangeskünstler als Einzelpack oder als Bundle auf Zelt- und Straßenfeste schicken. Aber der erste Eindruck täuschte. Das "Star" im Namen verweist irgendwie auf ein im Großraum Stuttgart ansässiges Unternehmen.
Auch hier vergingen Monate. Nach zwei Nachfragen zunächst ein Erklärungsversuch: Wegen der Urlaubszeit sei etc.
Dann endlich die Absage. Und die liest sich zunächst wie alle freundlich-kuscheligen Absagen.
Der Junior HR-Referent schreibt:

"Sehr geehrter Herr Arbeitswilliger,
für das Vertrauen, das Sie uns mit der Überlassung Ihrer persönlichen
Unterlagen entgegengebracht haben, bedanken wir uns herzlich.

Nach Prüfung Ihrer Unterlagen und Rücksprache mit dem zuständigen
Fachbereich, müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir Mitbewerber in die
engere Auswahl genommen haben, deren Qualifikation und Fachwissen noch
besser unserem Anforderungsprofil entsprechen. Wir bedauern unsere Absage
und hoffen, dass Sie trotz dieses Bescheids unserem Unternehmen verbunden
bleiben..


Die Rechtschreibung zumindest gibt keinen Grund zur Beanstandung. Allerdings der Sinn des letzten Satzes? Was hat der wohl zu bedeuten? So konkret wie möglich.
Der Arbeitswillige schreibt also zurück:

Sehr geehrter Herr Junior HR-Referent,
vielen Dank für die Nachricht. Der Inhalt ist allerdings nicht so positiv
wie erwünscht. In Ihrem letzten Satz geben Sie der Hoffnung Ausdruck, ich
möge Ihrem Unternehmen verbunden bleiben. Das, sehr geehrter Herr Junior HR-Referent, liegt
nicht in meiner Macht. Ich darf Sie darauf hinweisen, dass ich sehr wohl
eine Verbindung zu dem Unternehmen gesucht habe. Es war vielmehr das
Unternehmen, das eine Verbindung bereits in der Anbahnungsphase unterbunden
hat.
Falls Sie noch eine prima Idee haben, wie ich mit der Star XXX
in Verbindung bleiben kann, zögern Sie nicht. Sagen Sie es mir. Ich werde
dem gerne nachkommen.
Für heute mit besten Grüßen
"

Der Arbeitswillige hat  Vermutungen, die sich aus langer Erfahrung mit Floskelkommunikation speisen: A) Sinn war gestern. B) Diese Menschen wissen wirklich nicht mehr, was sie da eigentlich schreiben.
Und deshalb: Scheiß auf Freunde bleiben. (Zitiert nach einer mittelbekannten hiesigen Rockgruppe.)


Dienstag, 26. Juni 2012

Memoiren einer verhinderten Karteileiche


Memoiren einer verhinderten Karteileiche

Der Arbeitswillige lässt nicht locker, wenn es darum geht, seine Arbeitswilligkeit unter Beweis zu stellen und anzupreisen. So wandte er sich auch mit den wohlgestalteten Unterlagen an eine Agentur in Hamburg. Laut Selbstdarstellung gehört die zu den nahezu allergeilsten. Unter anderem, weil sie darauf achtet, das die Work-Life-Balance der Mitarbeiter nicht in Verwehung gerät. Und das ist  - was man so hört – in dem Business ein positives Alleinstellungsmerkmal.
Die erste Reaktion auf die Bewerbung kommt nahezu umgehend.

Sehr geehrter Herr Arbeitswilliger,
vielen Dank für Ihre Bewerbung und Ihr Interesse an a.!.
Da wir jede eingehende Bewerbung sorgfältig prüfen, bitten wir Sie um ein wenig Geduld.
Wir melden uns schnellstmöglich bei Ihnen!
Herzlich,
K.W.
 
Wie lange mag so etwas dauern, eine sorgfältige Prüfung?
Nach 4 Wochen fragt der Arbeitswillige einmal nach.
Keine Antwort.
Nach weiteren 2 Wochen erneute Nachfrage. Wiederum keine Antwort.
Wieder gehen 2 Wochen ins Land. Der Arbeitswillige fragt, ob er die Sache verloren geben muss.
Jetzt endlich gibt es eine Info der Agentur a.! aus Hamburg. Diese Info informiert den Arbeitswilligen darüber, dass Frau K.W., an die er seine Anfragen richtete, nicht länger für das Unternehmen arbeitet. Der Arbeitswillige wendet sich an die Direktorin HR. So etwas Feines haben die nämlich in der Agentur. Das zeugt von einer gewissen Größe und Professionalität.

Sehr geehrte Frau G.,
meine aktuelle Frage nach dem Stand der Dinge hatte nun doch einen kleinen Erkenntnisgewinn. Ich weiß nun: Frau W. ist nicht länger für a.! tätig.
Was aber wurde aus meiner Bewerbung?
Fragt neugierig
Ihr Arbeitswilliger

Und tatsächlich gibt es eine Antwort (im Original)
 
Lieber Herr Arbeitswilliger,
in der Tat, wir haben vergessen, uns bei Ihnen zu melden. Das darf eigentlich nicht vorkommen, passiert aber bei der Vielzahl der Bewerbungen leider mal (zum Glück sehr selten).
Vielen Dank noch mal für Ihr Interesse an unserer Agentur. Wir haben uns Ihr Profil gründlich angesehen, müssen Ihnen aber leider mitteilen, dass wir Ihnen keine vakante Stelle anbieten können.
Sie gerne nehmen wir Sie aber in unserer Bewerberpool mit auf und melden uns wieder bei Ihnen, wenn wir eine Vakanz haben, die mit Ihren Profil matcht. Einverstanden?
Mit besten Grüßen
S.G.
HR Director

Eigentlich ist nichts daran auszusetzen, in einem Pool zu sein. Vor allem bei Sommerwetter und wenn kühle Getränke mit Obst und Zierschirmchen bei der Hand sind. Der Arbeitswillige ist allerdings skeptisch, ob die in Hamburg einen derartigen Pool haben. Eher wird Director HR wohl eine Art Kartei meinen. Wie auch immer. Der Arbeitswillige mailt zurück:
 
Guten Tag Frau G.,
tun Sie das nach Belieben. Es wäre auch supernett, wenn Sie ab und an eine Mail an mich absetzen könnten (vielleicht alle 5 Tage?). Es muss auch außer einem Floskelgruß nichts darin stehen. Es wäre für mich Motivation und Erinnerung, mein Skript mit dem Titel "Die Rückkehr der Karteileiche" voran zu treiben. Ich plane die Realisation an Originalschauplätzen. Auch in dieser Hinsicht setze ich auf a.!.
Was wurde eigentlich aus Frau W.? Muss ich mich sorgen?
Mit besten Grüßen

Frau G. kann den Arbeitswilligen einerseits beruhigen und andererseits bestätigt sie auch seine Annahme, dass es bei a! keinen Pool, sondern eher doch eine profane Kartei gibt. Sie schreibt:

Lieber Herr Arbeitswilliger,
auf jeden Fall müssen Sie sich nicht sorgen, denn Frau W. hat bei uns ihre Ausbildung erfolgreich beendet und nun einen tollen Anschlussjob in einer anderen Agentur gefunden.
Da ich Ihnen ersparen möchte, eine Karteileiche zu werden und mir, dass ich mich alle fünf Tage melden muss, nehme ich Sie lieber raus aus der Kartei.
Mit besten Grüßen
 
Schade, dass a.! der Frau W. keine  Perspektive bieten konnte. Vielleicht auch nicht so schlimm? Was den Arbeitswilligen aber ein wenig mitnimmt, ist die Tatsache, dass er jetzt weder im Pool, noch in der Kartei (und sei es als Leiche) sein darf. Er mailt:

Liebe Frau G.,
das ist schön zu hören, dass Frau W. einen Superjob gefunden hat. Es scheint doch wahr zu sein, was landauf landab behauptet wird: Bei a.! ist der Erfolg die Regel. Ich möchte nicht missverstanden werden. Selbstverständlich müssen Sie sich nicht alle fünf Tage melden. Es wäre halt nur sehr nett. Ich denke, ich werde auch so die nötige Disziplin aufbringen, das Projekt "Rückkehr der Karteileiche" weiter zu verfolgen.

Apropos Karteileiche. Ich danke für Ihre Fürsorge, mich vor dem Schicksal einer Karteileichenexistenz bewahren zu wollen. Ich interpretiere Ihren diesbezüglichen Satz allerdings so, dass eine andere Existenz als eine eben solche in Ihrem Unternehmen prinzipiell nicht in Erwägung gezogen wurde. Schließlich haben Sie es ja in der Hand, ob ich eine Karteileiche werde oder nicht. Und falls Sie mich nicht in der Kartei haben mögen. Gerne sende ich Ihnen ein Foto von mir. Das können Sie dann auf Ihr Fensterbrett stellen. Ich wäre dann präsent aber nicht in der Kartei. Wie wäre denn das?
Einverstanden?
Herzliche Grüße
Ihr Arbeitswilliger

PS: Vielen Dank auch für den Hinweis, wie man ausdrücken kann, ob etwas passt - sie sagen: das Profil matcht. Klingt irgendwie modern. Diese Formulierung war mir nicht geläufig. Ich werde sie bei passender Gelegenheit in die Runde werfen.


Alles in allem war der Austausch mit a.! dennoch eine Bereicherung. Der Arbeitswillige weiß nun ein wenig mehr, wie man sich in bestimmten Kreisen ausdrückt, damit es matcht. Beispiele?
Der Topf matcht den Deckel. Oder: Der Schlüssel matcht das Schloss. Oder einfach: Das matcht!












Sonntag, 10. Juni 2012

Ludwigshafen oder so ähnlich


Ludwigshafen oder so ähnlich



Der Arbeitswillige stößt auf eine Anzeige. Da sucht eine Zeitarbeitsfirma, die Ixxx Group, einen Mitarbeiter für eine befristete Stelle bei einem großen Chemieunternehmen in Ludwigshafen am Rhein.  Sehr ansprechend, tolles Aufgabenprofil. Allerdings verortet  diese Anzeige den Arbeitsort Ludwigshafen in Nordrhein-Westfalen.

Dem Arbeitswilligen ist ein Ludwigshafen am Rhein in NRW allerdings unbekannt.  Also lieber noch einmal nachfragen. Vielleicht hat die Ixxx Group ja intimere Geografiekenntnisse.  Zudem:  Sollte die Ortsangabe nicht stimmen, stimmen dann womöglich auch die anderen Angaben in der Annonce nicht?

Die Antwort:

 Sehr geehrter Herr Arbeitswilliger,

die Angaben stimmen bis auf den Einsatzort. Er ist in Ludwigshafen am Rhein. Ihre Bewerbung habe ich zu meinen Kollegen in die NL Düsseldorf weitergeleitet. Sie werden mit Ihnen Kontakt aufnehmen.

Mit freundlichen Grüßen

G. C-R.

Aus Düsseldorf kommt dann:

Sehr geehrter Herr Arbeitswilliger,

vielen Dank für Ihre Bewerbung und Ihr Interesse an einer Beschäftigung bei Ixxx Group.
Bitte verstehen Sie, wenn die Bearbeitung Ihrer Daten etwas Zeit in Anspruch nimmt. Unser Bewerbungseingang ist momentan sehr hoch. Nach Sichtung Ihrer Unterlagen werden wir uns erneut mit Ihnen in Verbindung setzen.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

P.R.


Die Zeit vergeht. Nichts passiert. Das in der Annonce angegebene Einstellungsdatum verstreicht.
Der Arbeitswillige hakt nach und fragt, ob man dennoch im Gespräch sei.
Wiederum  geschieht nichts.
Mittlerweile hat der Arbeitswillige eine Annonce entdeckt, mit derselben Jobbeschreibung und demselben Titel  wie die Anzeige der Ixxx Group. Allerdings mit einem Unterschied: Diesmal annonciert das große große Chemieunternehmen selbst.

Der Arbeitswillige greift  zum Telefon, um sich bei P.R. von der Ixxx Group zu erkundigen, was es denn damit auf sich haben könnte.
P.R. sagt, er sei gar nicht zuständig. Zuständig sei vielmehr sein Kollege S.S. . Der werde sich vor Ende der Woche beim Arbeitswilligen melden.  S.S. meldet sich nicht.
Der Arbeitswillige telefoniert mit S.S.  S.S. - Berufsbezeichnung Personaldienstleistungskaufmann (IHK)- ist irritiert. Er fragt den Arbeitswilligen, warum denn die Kollegen aus Ludwigshafen die Bewerbung nach Düsseldorf weiter geleitet hätten, wo doch die Stelle von der Unit der Ixxx Group in Ludwigshafen bearbeitet würde. Der Arbeitswillige antwortet, dafür habe er auch keine Erklärung. Er vermute, es handele sich dabei um Ixxx Group interne Prozesse, die zu verstehen dem Arbeitswilligen leider nicht vergönnt sei.

Herr S.S. versprach, sich zu kümmern. Tatsächlich gibt es diesmal eine Rückmeldung:

Sehr geehrter Herr Arbeitswilliger,
die Stelle bei unseren Kollegen in Mannheim/Ludwigshafen ist leider nicht mehr vakant.
Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und entschuldige mich, dass wir Sie nicht eher bzw. besser informiert haben.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Mit freundlichen Grüßen

S.S.

Der Arbeitswillige retourniert:

Sehr geehrter Herr S.,

das ist allerdings sehr bedauerlich. Im besonderen Maße bedauerlich auch die Informationspolitik der Ixxx Group. Ich vergaß zu erwähnen, dass ich versucht hatte, bei Ihrem Kollegen P. R. Informationen zu erhalten.
Das mag jetzt 14 Tage her sein. Er versprach, eine Information in der Woche vor Pfingsten und gab überdies an, nicht für die Position in Ludwigshafen zuständig zu sein. Das seien vielmehr Sie. Jetzt erfahre ich, dass auch Sie nicht zuständig waren, sondern die Kollegen in Mannheim. Kennen Sie eigentlich das Kinderspiel "Schlapp hat den Hut verloren?" Die Spielregeln sind sehr einfach. Und ich vermute, dass - auch wenn Sie das Spiel nicht beim Namen kennen - es doch eifrig in Ihrer Gruppe gespielt wird.
Ich kann also nicht davon ausgehen, dass mein Profil in Ihrer Gruppe weiterhin kursiert und auf passende Positionen wartet? Und können Sie mir die Frage beantworten, warum letztlich eine Position in Ludwigshafen von Düsseldorf aus betreut werden sollte (über diesen Vorgang schienen auch Sie am Telefon anfänglich irritiert)? Oder sind da einfach nur verschiedene Knöpfe falsch gedrückt worden?

Mit besten Grüßen

Das mag Herr S.S. aber gar nicht gerne hören und reagiert säuerlich: (Orthographie ist nicht vom Arbeitswilligen.)

Guten Abend Herr Arbeitswilliger,

ich denke ich habe Ihnen heute relativ zügig Rückmeldung geben und versucht das aufzuklären.
Offensichtlich sind hier einige Fehler passiert, für die ich mich entschuldige.
Bei bundesweit mehreren hundert Bewerbungen täglich, kommt so etwas leider vor.
Fakt ist, dass die Stelle besetzt ist und wahrscheinlich schon besetzt gewesen als Sie sich beworben haben, sonst hätte meine Kollegin Ihre Unterlagen auch nicht an uns geleitet (damit wir Ihnen vllt. über diese Stelle hinaus etwas in der Region anbieten können).
Leider kenne ich das Spiel nicht und es auch nicht so, dass wir Spielchen spielen. Wir machen unseren Job gerne und in der Regel auch sehr gut, weshalb wir nachweislich zu den Besten unserer Branche gehören. Ich kann nur nochmals betonten dass es uns leid tut wie es abgelaufen ist, aber ehrlich gesagt finde ich die Art und Weise Ihres letzten Schreibens, auch unter Anbetracht der Umstände, etwas unangebracht.
In Düsseldorf und Umgebung kann ich Ihnen absehbar keine passende Stelle anbieten, weshalb ich Ihre Unterlagen gerne gemäß des Buundesdatenschutzgesetzes aus unserem
System lösche. Sollten Sie eine passende Stelle von uns finden, bewerben Sie sich gerne erneut, wenn Sie das möchten.
Mit freundlichen Grüßen

S.S

Abschlussmail vom Arbeitswilligen.

 Sehr geehrter Herr S,

danke für Ihr Angebot, meine Daten zu löschen. Das Jobangebot war also bereits zum Zeitpunkt meiner Bewerbung nicht mehr vakant. Ich hatte mich allerdings zeitnah auf die von Ixxx Group geschaltete Anzeige bezogen. Warum es nicht möglich ist, ebenso zeitnah zu kommunizieren, dass eine Position nicht (von Ixxx Group) zu besetzten ist, wird Ihr Betriebsgeheimnis bleiben. Ich glaube gerne, dass Sie Ihre Arbeit gerne tun. Leider kommt es auch hin und wieder darauf an, sie gut zu tun. Ob Ixxx Group zu den Besten der Branche gehört, vermag ich nicht zu beurteilen. Mir zumindest ist Ixxx Group den Nachweis schuldig geblieben.
Das Unternehmen selbst hatte die Stelle annonciert, wie Sie bitte dem Link (http:// stellenanzeige.monster…..) entnehmen mögen. Das bedeutet: 1)Die Stelle scheint immer noch vakant zu sein. 2) Das Unternehmen traut dem "Besten der Branche" nicht zu, die Position zu besetzten und sucht eigenständig.
Weil Sie das von mir erwähnte Kinderspiel nicht kennen, hier noch ein weiterer Link


Viel Spaß beim Üben und Spielen im Kollegen-/Kolleginnenkreis
Herzlichst

Ihr Arbeitswilliger


Die Ixxx Group scheint schwer verwirrt zu sein. Damit hätte der Arbeitswillige von Anfang an rechnen müssen. Wichtiger Hinweis: Ludwigshafen liegt nun mal in Rheinland-Pfalz und nicht wie in der Annonce behauptet in NRW.