Schenkt man den einschlägigen
Fraueninnenlebenpublikationen Glauben, dann gilt George Clooney als der Mann,
den die allermeisten Frauen haben wollen. Warum, das soll hier nicht erörtert
werden. Nehmen wir es einfach mal als Fakt. Es soll auch hier nicht um George als Person
gehen, sondern um das Generalthema dieses Blogs, die Kommunikation; im Falle
von Herrn Clooney, wie Unternehmen mit ihren Kunden kommunizieren. Herausragende Prominente werden gern
hergenommen, um ihre Prominenz auf das in Frage stehende Produkt abstrahlen zu
lassen. Und so hat denn auch ein Kaffee - und Kaffeemaschinenhersteller GC angeheuert. Werbeclips wurden gedreht,
damit sie unter anderem in den
Werbeblöcken der Fernsehsender zum Einsatz kommen. Diese Clips erzählen nun so
kleine Geschichten, in denen es um Kaffee geht und ein wenig auch um GC. Einer
davon geht so:
GC betritt eine Art größere Dachterrasse, die wahrscheinlich
zu einer Art Gastronomie gehört, denn es gibt
Tische und Stühle. Die Terrasse ist mit Publikum wohl gefüllt. Warum Clooney an diesen Ort kommt, was er dort will, das wird nicht erklärt. Warum auch? Irgendwo muss George ja sein. Wahrscheinlich verdient er mit dem Auf-Der-Dachterrasse-Sein-Für-Kaffee-Zum-Werben einen Teil seines Lebensunterhalts. Das
Publikum bemerkt den überaus prominenten GC nicht, obwohl einige Frauen dabei sind, die aufgrund
von GCs Sexiness ja eigentlich in Wallung
geraten sollten. GC balanciert in einer Hand eine kleine gläserne Tasse. - Der
Arbeitswillige findet , dass Espresso und Ähnliches in Keramikbehältnissen besser aufgehoben
wären. Hier allerdings erlaubt das Gläserne einen Blick auf den Inhalt.
Tatsächlich, wir sehen eine schwarzbraune Flüssigkeit mit einer
Schicht weniger braunen Schaums. Erfahrene Espressotrinker schließen sofort:
Hier handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Kaffee mit 'Crema',
kompetent und lecker erzeugt vom Zusammenwirken der vorzustellenden
Kaffeekapseln und der dazugehörigen Maschine.
Der alte Flirtfuchs Clooney nähert sich jetzt einer am Tisch sitzenden Dame. Wir sehen, wieder aufgrund der Transparenz des Trinkgeschirrs,
diese Dame hat den Großteil des Trinkgenusses schon hinter sich. Der prominente Held zeigt sich nun charmanter weise bereit, ihr
ein neues Heißgetränk zu organisieren. Souverän, wie er nun einmal ist, lässt
GC keinen Zweifel daran, dass ihm dieses Abenteuer gelingen wird. Hat er doch
beste Kontakte zur Kaffeequelle.(Das Unternehmen selbst hat ihn ja offensichtlich
engagiert.)
Die Dame quittiert das mit einem "How nice of
you." GC wendet sich um, lässt dabei sein Glastäschenauf dem Tisch vor der Dame. Nun geschieht etwas sehr
Seltsames. Die Ereignisse überschlagen
sich.
Die Dame greift nach dem Getränk, dass George auf dem Tisch zurückgelassen hat. Mit Alarminbrunst, die an den Ruf des römischen Wächters
erinnert, der seinerzeit "Hannibal
ante Portas" verkündete, schreit diese Dame nun: " George Clooney is
inside." Und das ist stramm gelogen.
Denn George Clooney ist gar nicht in ihr drin. Auch nicht in einem der
Glastäschen. Wie es mit dem guten George
weitergeht , können wir nur erahnen. Denn die Kamera bleibt bei der eben noch Schreienden. Es erhebt sich ein Tumult meist weiblicher Stimmen. Wir sehen
vor dem inneren Auge, GC wird nun von
Damen bedrängt. Sie werden ihn mit getragenen Schlüpfern bewerfen und/oder mit
Nagelscheren einige Textilstücke aus seinem Anzug schneiden oder noch
Schlimmeres.
Was will uns diese Geschichte sagen? Vielleicht glaubt
die Dame, George sei so doof, dass er nicht in der Lage ist, ihr einen Kaffee
zu holen. Darum nimmt sie den, der schon vor ihr steht. Vielleicht will uns das
Unternehmen aber mitteilen, ein Trunk, zubereitet aus den Kaffekapseln unter
Zuhilfenahme der dafür konstruierten Maschine, sei in jedem Falle einer
Plauderei mit Clooney vorzuziehen?
Und warum haben die auf der Dachterrasse anwesenden Damen
George Clooney nicht gleich erkannt und ihn schon bei Betreten der Location mit
Schlüpfern beworfen. Man weiß es nicht.
Der Arbeitswillige muss
eingestehen, dass er die Geschichte nicht versteht.
Viele Bildungspolitiker verlangen immer wieder mit
Nachdruck, Medienkunde möge einen festen Platz im schulischen Bildungskanon
erhalten. Nicht zuletzt, damit die Heranwachsenden Informationen an die Hand
bekommen, die ihnen ermöglichen, zwischen Realität und "Scripted Reality
" zu unterscheiden. Angesichts des
oben beschriebenen Spots kann sich der Arbeitswillige diesen
Politikerforderungen nur anschließen. Das Unternehmen hat schließlich viel Geld
dafür ausgegeben, um mit seinen Kunden zu kommunizieren. Da ist es doch
scheußlich, wenn die Botschaften mangels Bildung nicht verstanden werden. Also Leute. Ab heute gehört "Werbebotschaften
richtig verstehen" zum Stundenplan, sollte es zumindest.
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