Es gibt viel zu lesen
derzeit über E-Scooter, viel Negatives und Hämisches. Was bislang eher kaum
berücksichtigt wurde, ist das Phänomen E-Scooter im kulturhistorischen, ästhetisch-erotischen
Kontext.
Wer bereits das
(Miss)vergnügen hatte, diverse Nutzerinnen und Nutzer dieser Gefährte in der
Öffentlichkeit beobachten zu können, dem wird eine weitgehende
Übereinstimmung bei Körpersprache und -haltung auffallen: Der Fahrbetrieb
verlangt das Zusammenpressen von Ober- und Unterschenkeln. Im Sinne einer
entspannteren Körperlichkeit darf das durchaus als kultureller Rückschritt
gelten.
Zum einen bei jungen
Frauen. Bei diesen erscheint das Zusammengepresst-Sein der Extremitäten seltsam
sittenstreng puritanisch. Hatte man doch hoffen dürfen, dass eine derart steife
Körperaussage spätestens seit den Reformbewegungen des ausgehenden
19.Jahrhunderts (Stichwort: Ringelreihen mit leichter Bekleidung in freier
Natur) aus dem Verhaltenskanon des Schicklichen sukzessive entfernt wurde. Mit
einer Einschränkung vielleicht. Ratgeber für angemessenes Sitzen in
Businesszusammenhängen empfehlen Frauen immer noch, die Oberschenkel fugenlos
geschlossen zu halten, die Unterschenkel dabei leicht abgewinkelt parallel und
ebenfalls geschlossen zu führen. Dabei möge der Rocksaum den unteren Teil der
Knie umschmeicheln.
Männer hingegen haben
traditionell mit derartiger Strenge nicht zu kämpfen. Obwohl das sogenannte
'Manspreading' (de.wikipedia.org/wiki/Manspreading) im öffentlichen Raum
mittlerweile als problematisch gilt. Selbst eingefleischte Macho-Manspreader
werden durch E-Scooter gezwungen, bei der Fahrt ihre unteren Extremitäten
zusammen zu pressen. Ein Fortschritt? Wohl kaum.
Die Prognose sei erlaubt,
dass binnen kürzerer Zeit Urologen und Hautärzte hier lautstark und ernst ihre
warnenden Zeigefinger erheben werden. Denn - so werden die Urologen anführen –
durch das Zusammenpressen der Beine werden wichtige Fortpflanzungsorgane in
ihrer Funktion eingeschränkt. Und das vor dem Hintergrund, dass – wie Studien
zeigen – Spermienzahl und -qualität gerade in westlichen Ländern signifikant
abnehmen. Diese Tendenz muss gestoppt werden. Ist doch jedermann gehalten,
alles Menschenmögliche zu unternehmen, um allein aus rententechnischen Gründen
für ausreichenden Nachwuchs zu sorgen.
Hautärzte werden vor
den fortwährenden, durch unebene Wegstrecken hervorgerufenen Reibereien warnen.
So etwas zeitigt Hautirritationen bis hin zu entzündlichen, nässenden Ekzemen.
Das sei noch erwähnt: Es gibt Nischen, in denen
zusammengepresste Beine ästhetischen Reiz und Qualität haben: Turmspringen.
Vielleicht, vielleicht wird dieser gemeinsame Nenner dereinst eine neue
Sportdisziplin hervorbringen. Das setzt allerdings die Entwicklung von
wasserverträglichen Akkus voraus.
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