Kurz und knapp soll der Texter formulieren können, der
von einer Agentur in Stuttgart gesucht wird. Die Agentur ist auch mit einem
anspruchsvollen Beispiel bei der Hand. Man möge - falls verlangt - das Alte Testament in 15
Zeilen zusammenfassen können nötigenfalls in der Tonalität einer Supermarktkette.
Das wäre in der Tat eine Herausforderung, zumal bei weiten Teilen der interessierten
Arbeitswilligen das Alte Testament nicht mehr als bekannt vorausgesetzt werden darf. Bibelfest war mal.
Der Arbeitswillige scheut diese Aufgabe nicht und webt
seine zielgerichtete Kompetenz flugs in sein Anschreiben.
"Sehr geehrter Herr Geschäftsführer,
das Alte Testament für Supermärkte in wenigen Zeilen?
"Heute Streusalz 'Lots Frau'- der 10Kilo-Sack nur zweiachtundneunzig. 'Brennender Dornbusch'- die Literflasche für achtdreiundfünzig.
Im zweiten Teil erfahren Sie, wie das Wort am Anfang war und was dann geschah.
das Alte Testament für Supermärkte in wenigen Zeilen?
"Heute Streusalz 'Lots Frau'- der 10Kilo-Sack nur zweiachtundneunzig. 'Brennender Dornbusch'- die Literflasche für achtdreiundfünzig.
Im zweiten Teil erfahren Sie, wie das Wort am Anfang war und was dann geschah.
Für 'Auf der Suche nach der verlorenen Zeit' bekomme ich aber bitte 18 Zeilen.
Mit besten Grüßen
Ihr Arbeitswilliger"
Wenige Zeit später erhält der
Arbeitswillige ein Mail von A. aus Berlin. Durch seine Zeilen weht ein Hauch
von Bedrohung und Ungemach. Er schreibt:
"Hallo Anton,
vielen Dank für deine Unterlagen und dein Interesse an R..
Bei der ausgeschriebenen Stelle handelt es sich um unser Stuttgarter
Gesuch, dessen bist du dir bewusst-oder?"
Meiner Seel. Ist das eine Warnung von
jemandem, der es gut meint mit dem Arbeitswilligen?
Fragen hilft. Der Arbeitswillige mailt
zurück.
"Guten Tag A.,
gibt es etwas Furchtbares an
Stuttgart, das Du weißt und ich nicht?
Schönen Gruß"
Darauf mailt der A. sinngemäß, er wolle
nur sichergehen, ob der Arbeitswillige auch wirklich einen temporären Umzug in
Betracht ziehe. Im Übrigen sei er noch nie in der Schwabenmetropole gewesen,
könne sich folglich kein Urteil über die Stadt bilden.
Der Arbeitswillige ist gerührt von so viel
Fürsorge. Die sei allerdings nicht nötig. Er schreibt:
"Lieber A.,
da habe ich Dir ja mal was voraus. Also,
ich war schon mal in Hannover. Von Hannover heißt es im Volksmund: Wer einmal
in Hannover war – dem gefällt es überall. So, und erst danach war ich in
Stuttgart ... Aber Danke für das fürsorgliche Vermuten eines
Missverständnisses."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen