Freitag, 15. November 2013

Ein sehr, sehr krankes Unternehmen




Es geht um Krebs. Genauer um Onkologie, also um die Wissenschaft, die sich mit dieser Krankheit beschäftigt. Für dieses Gebiet sucht das Pharmaunternehmen B-MS einen Communications Manager (m/w) Zu den Aufgaben gehört:

"Als Communications Manager (m/w) im Bereich Onkologie sind Sie für die Marken- und Patientenkommunikation verantwortlich und unterstützen dabei, über unsere Krankheitsbilder aufzuklären."

Das findet der Arbeitswillige heikel.
Viele Unternehmenslenker sprechen von ihren Mitarbeitern gerne als unsere Mitarbeiter.  In diesem Falle haben die Mitarbeiter offenbar Krankheitsbilder. Der Unternehmenslenker darf somit mit gutem Recht von unseren Krankheitsbildern sprechen. Das sind nämlich die Krankheitsbilder, die im Unternehmen vorliegen. Und wo sonst sollten sie vorliegen als bei und in den Mitarbeitern. Es ist ja kaum anzunehmen, dass  das Inventar wie Schreibtische, Telefone oder Teppichböden an Krebs erkranken. Diese Erkrankungen sollen nun an und mit weiteren Patienten kommuniziert werden. Das ist eigentlich ein schöner Gedanke. Zum einen verleiht das dem Pharmaunternehmen Glaubwürdigkeit, weil es den außenstehenden Patienten sagen kann:  Seht her! Auch wir in unserer Firma sind hart betroffen von dieser unseligen Krankheit. Wir reden nicht nur vom grünen Tisch aus. Auch unsere Mitarbeiter sind weithin betroffen; wir sind mit Euch, arme Erkrankte, auf Augenhöhe. Zum anderen empfindet das der Arbeitswillige als ein wenig unanständig. Es fiele ihm schwer, in die Welt hinaus zu blasen, dass Herr Schmidt vom Empfang an Blutkrebs, die Laborantin Frau Schulze hingegen an Lungenkrebs erkrankt ist.
Überdies fürchtet der Arbeitswillige sich davor miterleben zu müssen ,wie  liebgewordene Kollegen (m/w) im Laufe der Zeit an die heimtückische Krankheit verloren gehen.  Nicht zuletzt hat der Arbeitswillige Angst, dass auch er nach und im Laufe der Probezeit Teil von "unseren Krankheitsbildern" wird.  Ein so geartetes Risiko ist wohl nicht von der Hand zu weisen.
Lieber nicht.

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