"Möchten Sie Ihre Kompetenzen einbringen, um das Wachstum eines
innovativen Unternehmens weiter auszubauen? Dann sind Sie genau richtig. Unser
Klient ist einer der führenden und beliebtesten Arbeitgeber in seinem Bereich.
Zur Fortsetzung der erfolgreichen Wachstumsstrategien suchen wir Sie als
engagierten Teamplayer mit Führungsqualitäten."
Aber
selbstverständlich möchte das der Arbeitssuchende. Keine Frage. Nur was soll er
tun und bei wem? Ersteres ist leicht beantwortet. Es wird gesucht ein(e) "Fahrer/in Vorstand". Aha, als Fahrer braucht man
Führungsqualitäten. Und Teamplayer? Wenn man mit ein oder zwei Passagieren im
Auto herumfährt, kann man das schon als Team bezeichnen. Aber das Wo ist noch nicht klar. Darüber schweigt
sich das Jobangebot aus. Aus gutem
Grund. Denn mit dieser Geheimniskrämerei
verdient das Jobportal Job L. Geld. Um
den Arbeitgeber genannt zu bekommen, mögen die Arbeitswilligen doch bitteschön
Mitglieder werden. Premiummitglieder, um
genau zu sein. Und das kostet. In diesem Falle scheint die Investition durchaus lohnend. Die Annonce verspricht:
" Gehaltsbenchmark: ab 250.000"
Nun haben die guten Leute bei Job L. allerdings den Firmensitz
mit angegeben. Findig ,wie der Arbeitswillige nun einmal ist, bemüht er mit
diesen dürren Angaben verschiedene Suchmaschinen. Und siehe da, der Arbeitgeber
lässt sich ermitteln. Es ist das
namhafte Unternehmen Sch.. Dorthin wendet sich der Arbeitswillige und trägt
vor, dass er die ausgeschriebenen Position gern bekleiden würde, zumal die
Vergütung von 250.000 plus seinen Vorstellungen deutlich entgegenkäme. Sie erscheine ihm in seinem Falle - so führt
der Arbeitswillige aus - auch angemessen, denn so ein Vorstand wolle sicherlich
während langer Autofahrten nicht nur über Projekte und Zahlen plaudern, sondern
vielleicht auch über Kunst, Gesellschaft, Politik. Man wisse ja, dass Vorstände
an sich weithin interessierte Menschen seien.
Mit Gesprächen über derartige Themen hielten sich Vorstände
intellektuell beweglich. Intellektuelle Geschmeidigkeit sei ein großes Plus in
der Geschäftswelt. Hier als Gegenüber zu fungieren, sei dem Arbeitswilligen
Freude und Ansporn. Hier habe er viel zu bieten. Falls gewünscht auch in drei
Sprachen. Das Gesamtpaket als Fahrer und Gehirntrainer sei folglich jeden Cent
wert.
Das Gegenüber beim Recruitment Department mag der
Argumentation des Arbeitswilligen um ein Kleines zwar folgen, fragt schließlich
aber schnöde, woher der Arbeitswillige denn die Information über das Entgelt
habe. Bereitwillig nennt der Arbeitswillige seine Quelle.
Zwei Tage später meldet sich das Unternehmen Sch. wie
folgt:
"Dieses Problem mit den Jobbörsen ist
grundsätzlich bekannt. Wenn unsere Personalabteilung
entsprechende Anzeigen findet, prüft sie, ob es sich um Kooperationspartner von
Jobbörsen handelt, mit denen Sch. zusammenarbeitet. Ist dies nicht der Fall,
bekommt sie eine Aufforderung zur Unterlassung. Falls dem nicht nachgekommen
wird, schaltet die Personalabteilung unsere Rechtsabteilung ein. Im Falle von
Job L. wird unsere Personalabteilung umgehend dafür sorgen, dass die
unbeauftragten Anzeigen entfernt werden. Die 250.000 € sind natürlich völlig
aus der Luft gegriffen."
Die Enttäuschung ist groß.
Wem in dieser Welt ist noch zu trauen? Sicher nicht den Jobbörsen, die mit
derartigen Verlautbarungen arglose Arbeitswillige verleiten wollen, eine
Premiummitgliedschaft abzuschließen.
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