Es gibt traurige Entwicklungen. Den Arbeitswilligen ereilte eine Absage.
Dabei ließ sich alles so wunderbar
an. Die Annonce fragte: "Genießen
Sie schöne Sprache". (siehe hierzu den Beitrag 'Worte wollen
wirken.) Der Arbeitswillige hat sein Möglichstes getan, um in der gebotenen
Kürze darzulegen, ja, schöne Sprache sei ihm ein Genuss.
In dürren Worten teilte man ihm mit:
" ... dass wir Sie aufgrund der
zahlreichen Bewerbungen nicht in die engere Wahl nehmen konnten."
Der Arbeitswillige tut sich schwer damit, die Begründung
als schlüssig zu akzeptieren. Allein die Anzahl der Bewerbungen sei
ausschlaggebend gewesen? Das kann doch
nicht sein. Das Masseargument ist armselig.
Es war zu viel, darum sind Sie nicht dabei. Ist das logisch? Nein. Ist
das schöne Sprache? Auch nicht.
Vielleicht hätte der
Arbeitswillige bei seiner Bewerbung
auf unanfechtbare Autoritäten verweisen sollen. Eichendorff zum
Beispiel. Der hat bereits 1838 das Geheimnis der erfolgreichen Bewerbung wie folgt beschrieben:
„Schläft ein Lied
in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.“
Tja ja der Eichendorff, der hat ja so Recht. Und wie
schön gesprochen. 'Triffst Du nur das Zauberwort". Das ist es. Das muss
man treffen, dann fängt der Personaler an zu singen und zwar das Loblied des
Kandidaten. Besser als der zu Unrecht
verstorbene E. kann man es nicht sagen. Da mühen sich Legionen von
wohlmeinenden und auch Geld verdienen
wollenden Ratgebern, wie man den Kandidaten/ den Kandidatinnen so ein Zauberwort,
mit dem sie Herz und Hirn des Personalers bestricken, andienen könnte.... vergebens. Meist. Aber bei
Eichendorff ist Hoffnung und schöne Sprache zugleich. ( Einschub: Der
Arbeitswillige bezweifelt, ob der Herr E. - obwohl nachweislich der schönen
Sprache mächtig , bei der annoncierenden Firma positiv aufgefallen wäre. Allein
schon wegen der zahlreichen Bewerbungen.)
Aber nehmen wir nur einmal an, es hätte nur drei bis vier
Bewerbungen gegeben und eine davon wäre von Rilke - auch ein Meister der
schönen Sprache - gekommen, und dann hätte die Personalerin gegoogled, weil sie
sich ja auch einen Überblick darüber verschaffen möchte, was der Rilke sonst
noch so drauf hat, und wäre auf folgende Zeilen gestoßen:
"Sein Blick
ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt".
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt".
Dann hätte sie sich eingestehen müssen, das sei auch eine
schöne Sprache. Das steht auch ein Sinn dahinter. Mit ein wenig Empathie kann
man da auch den Gemütszustand vieler Arbeitswilliger und Bewerber beschrieben
sehen. Aber: Dann doch lieber den Eichendorff.
Der ist irgendwie positiver.
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