(Tapfer sein. Längerer Text)
Donnerwetter,
sagte sich der Arbeitswillige angesichts der Wunschliste eines möglichen
Arbeitgebers. Ein Redakteur wird gesucht für das Web-TV eines regionalen
Unternehmens, das Datennetze, Logistik, Energie, Wasser etc. anbietet. Das
Anforderungsprofil (in Auszügen):
-
Abgeschlossenes Hochschulstudium, idealerweise Journalistik,
Kommunikationswissenschaft oder
ähnliche Fachrichtung
ähnliche Fachrichtung
- Einschlägige
Erfahrungen in der Produktion von Web-TV Beiträgen
- Sicherer
Umgang mit VJ-Kameras und Videoschnittsystemen (Premiere)
- Technisches
Know-how im Bereich Video/Audio
- Ausgeprägtes
Interesse an der Entwicklung neuer Bewegtbildmedien und deren Einsatz in der Unternehmenskommunikation
- Sicheres
Beherrschen journalistischer Darstellungsformen und Interviewtechniken
(insbesondere für audiovisuelle und Online-Medien)
- Perfektes
Beherrschen der deutschen Sprache sowie eine gute Aussprache, idealerweise
erste
Sprechererfahrungen
Sprechererfahrungen
- Ausgeprägte
Fähigkeiten im Bereich Moderation/Präsentation
- Erfahrungen
der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in
Unternehmen, idealerweise im Bereich Online,
Social Media oder Video
- Grundlegende
Kenntnisse des Projektmanagements
- Erfahrungen
in der Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern und Agenturen
-
Sicherer Umgang mit Office-Programmen (Windows/Mac) sowie grundlegende
Kenntnisse von Kreativprogrammen
(Photoshop, InDesign)
Und die
Aufgaben (ebenfalls in Auszügen):
- Moderation von Web-TV
Beiträgen/Studiotalks
- Koordination von
Videojournalisten und Produktionsteams
- Strategische und kreative
Weiterentwicklung des Formats
- Produktion
von Web-TV Beiträgen für das Konzern-Intranet im Rahmen eines internen Kommunikationskonzeptes
- Produktion von Videobeiträgen/Trailern für sonstige
interne und externe Kommunikationszwecke
(Veranstaltungen, Werbung etc.)
(Veranstaltungen, Werbung etc.)
- Technische und organisatorische Betreuung des Web-TV
Studios und angeschlossenem Regie- und Schnittplatz
- Redaktion und
Produktion von Beiträgen für diverse Print- und Onlinemedien (Kundenmagazin
„einundzwanzig“, Flyer, Präsentationen etc.)
-
Medienarbeit, Organisation von Presseterminen und Beantwortung von
Foto-, Dreh- und Presseanfragen etc.
Wie gesagt,
das sind lediglich Auszüge aus der imponierend detailreichen Wunschliste. Kurz
gesagt:
Ein breitestes Spektrum redaktioneller Fertigkeiten möge der Kandidat / die
Kandidatin mitbringen.
(Wobei die
Erfahrung zeigt, dass ein guter Talk-Moderator etwa nicht unbedingt ein guter
Organisator oder Filmautor sein muss.)
Darüber
hinaus wird fundierte Praxis in technischen Belangen - Kameraführung,
Studioregie, Ton und Schnitt - verlangt. Die Fähigkeit, Scheinwerfer zu setzen,
womöglich eine Lichtdramaturgie zu entwickeln, wird nicht erwähnt. Würde aber
das Gesamtbild komplettieren. Als mit
der Materie Vertrauter ist der Arbeitswillige bislang davon ausgegangen, dass
ein Redakteur gerade technisch getriebene Prozesse besser Spezialisten
überlassen sollte wie: Kameraleuten, Studiotechnikern, Cuttern, Beleuchtern und
dergleichen mehr. Das ergibt in der Regel ein ansprechenderes Ergebnis.
Doch nein.
Ein Anruf beim AG klärt auf: All diese Fähigkeiten muss eine Person auf sich
vereinen. Details seien nicht verhandelbar. Multifunktionalität ist der
Zauberbegriff. Die Frage, ob ein Redakteur im Rahmen der technischen Betreuung
(siehe oben) gut mit dem Lötkolben umgehen müsse, blieb im Gespräch
unbeantwortet.
Nun hat der
Arbeitswillige beim Thema gespreizter Multifunktionalität einige Vorbehalte.
Nehmen wir zum Beispiel diese Geräte, die drucken, faxen und scannen können und
zu erstaunlich niedrigen Preisen angeboten werden. Man darf ruhig davon
ausgehen, dass bei diesen Geräten mindestens eine Funktion eher weniger gut
ausgeführt wird. (Bei Geräten unter 100 € sind es wohl alle Funktionen.) Oder
um ein anderes Bild zu verwenden: Man darf doch hochzufrieden sein, wenn ein
Zahnarzt seinen Job gut macht. Er ist nicht
dadurch ein guter Zahnarzt, wenn er zudem Herzen transplantieren kann.
Mag aber
sein, die Qualitätsansprüche und - Vorstellungen des Arbeitswilligen decken
sich nicht mit denen des AG.
Und wie wird
so ein multifunktionaler Mitarbeiter
letztlich bezahlt? Ich denke, darüber muss man sich keine Sorgen machen. Durch
Peer Steinbrück wissen wir: Versorgungsunternehmen zahlen recht ordentlich.
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