Erst kürzlich stieß der Arbeitswillige auf eine
Jobannonce, die war derart zielgruppig und hip formuliert - es fehlte weder
Hinweise auf den Tischkicker noch auf die Möglichkeit, sich vegan zu
verköstigen- , dass er Zweifel bekam, ob er denn den Ansprüchen eines derartig
hippen Arbeitsumfeldes genügen möge. So fügt er seinem Anschreiben ein PS an:
" Ich habe keine Tattoos. Ist das
schlimm?"
Wahrscheinlich war das Nichtätowiertsein schließlich ein
Ausschlusskriterium, denn eine Antwort lässt
auf sich warten.
Apropos Tätowierungen. Die sind ja mittlerweile weit
verbreitet. Mal klein und dezentverschämt, mal großflächig und
aufmerksamkeitsheischend.
Neulich bewegte sich in der Muckibude auf dem
Crosstrainer vor ihm eine junge Frau mit sehr, sehr langen Beinen. Die
Rückseite des rechten zierte über die volle Länge ein schmaler Balken. Auf den
ersten Blick sah das so aus, als trüge
sie einen Seidenstrumpf mit Naht. Nee, das war nicht einfach nur ein Balken,
das war ein Schriftzug. Den zu entziffern war dem Arbeitswilligen nicht
vergönnt. Dazu hätte er die junge Frau
bitten müssen, einen Moment innezuhalten,
den Kopf in die Quere gelegt und wäre näher herangetreten. Aber wer traut sich
das schon in der Muckibude. Dennoch, was mag man sich auf die Rückseite des
Beines schreiben? Etwa Lebensweisheiten wie: Gehe nie mit Groll ins Bett und
beginne jeden Tag mit einem Lächeln. Von der Länge könnte das hinkommen. Aber
wie gesagt. Man weiß es nicht mit Bestimmtheit.
Beklagenswert ist die ästhetische Gestaltung mancher
großflächiger Tattoos. Sie erinnern an die blöden Bildchen, Zeichen und Sprüche, wie sie
mit Filzern unterschiedlicher Farbe auf die Wände von Herrentoiletten in
Szenekneipen der 80er und 90er Jahre gemalt wurden. Wobei man Toilettenwände
nach einer gewissen Zeit wieder neutralisieren kann, indem man sie einfach
übertüncht. Mit Tattoos ist das nicht so einfach.
Vor längerer Zeit weilte der Arbeitswillige auf einer
Balearen Insel. Dort stieß er auf einen Strandabschnitt, der meist von
britischen Pauschaltouristen genutzt wurde. Offenbar ist der Brauch des
Unterderhautverziertseins im UK bereits
länger Tradition. Denn bei dem überwiegenden Teil der britischen Badegäste lag
das Tattoo-Stechen augenscheinlich Jahrzehnte zurück. So erschienen die
Hautmotive bestenfalls blass und verwaschen. Schlimmer noch plauzig überdehnt
oder von fettigen Hautfalten verzerrt.
Durchweg kein schöner Anblick. So ist das eben, wenn der Malgrund seine
jugendliche Straffheit verliert und schrumpelt.
Der Arbeitswillige beschloss für sich: So etwas möchtest du nicht im
Spiegel sehen. Das macht traurig und unzufrieden.
Diese Tattoo- Perspektiven dürfen wohl
Allgemeingültigkeit beanspruchen. Deshalb mein Rat an Unternehmen: Stellen Sie großflächig Tätowierte wenn überhaupt nur
befristet ein. Denn mit der Zeit werden diese Personen zwangsläufig immer
unzufriedener mit ihrer Körperverzierung werden. Diese Unzufriedenheit wird
sich auf das Gemüt legen und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
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