Wozu noch Rechtschreibung?
Klagen werden laut, die aktuelle Schüler- und
Studentengeneration sei zunehmend weniger in der Lage, grammatisch korrekte und
den Regeln der Rechtschreibung entsprechende Texte zu produzieren. Den
Klageführern wird dann gern entgegengehalten, Rechtschreibung und Grammatik sei
eben recht kompliziert und überdies weitgehend verzichtbar. Hauptsache der
Sinn, die Botschaft lasse sich entschlüsseln. Lassen wir dieses Argument mal
ein wenig liegen und vor sich hin gären.
Vor nicht allzu langer Zeit, da empfing der
Arbeitswillige eine Mail, in der ihm eine Erbschaft in Aussicht gestellt wurde.
Ein entfernter Onkel sei an einem fernen Ort verblichen und der Arbeitswillige
sei nun erbberechtigt. Herzliches Beileid und herzlichen Glückwunsch.
Die Sache hat allerdings einen Haken. Die Mail informiert ,dass , wolle man nun die
'Erpschaft' antreten, gewisse 'documenter' bei
den 'Behorden' des entfernt liegenden Landes geregelt werden 'mussen'. Verständlicherweise machen derlei Einreichungen
Arbeit. Da ist es nur verständlich, dass der mit der Abwicklung befasste
'Rächtsanwalt' gerne eine Tätigkeitsgebühr von - sagen wir -350 € hätte . Bitte
"überwaisen" an Konto XYZ.
Eine unverhoffte Erbschaft ist ja ganz schön, zumal wenn
sich die Trauer über das Hinscheiden des Erblassers in engen Grenzen hält. Was
allerdings stutzig - um nicht zu sagen misstrauisch- macht, sind Stil und die
vielen Rechtschreibfehler der Mitteilung. Und
siehe da, Recherchen ergeben, diese Art von Mails sind nichts weniger als eine
versuchte Abzocke. Gott sei Dank, kam
das dem Arbeitswilligen rechtzeitig spanisch vor. Warum geben sich die Betrüger nicht ein wenig mehr Mühe. Es ist doch nicht zu viel verlangt,
dass sich diese kompetenten Rat beim Verfassen ihrer Mails einholen. Dann
hätten sie möglicherweise größeren Erfolg bei
ihrer Masche. Aber: Kompetenter Rat will bezahlt werden. Diese Kosten
scheuen die Betrüger. Sie können davon ausgehen, dass Empfänger, die
ihrerseits Schwierigkeiten mit Grammatik
und Rechtschreibung haben, kaum Fehler in Texten aufspüren werden. Es gilt:
Hauptsache die Message kommt rüber.
Themenwechsel
Da sucht das Unternehmen Net?? einen Mitarbeiter, den es
in die schöne Kunst der erfolgreichen Kommunikation einweisen möchte:
'PR
Voluntär/in im Bereich Marketing
/Kommunikation' so die Überschrift
der Jobannonce.
Voluntär? Was mag das sein? Steckt im Begriff etwa das lateinische
Voluptas (=Lust) oder eher voluntas (=Verlangen)? Eher nicht. Wahrscheinlich werden Volontäre gesucht. I.e. Menschen, die
einen guten Job machen aber nicht so teuer sind.
So, nun erinnern wir uns an die Mail mit der
Ankündigung der Erbschaft mit ihren Rechtschreibfehlern und
ziehen unsere Schlüsse. Nebenbei: Rechtschreibfehler in Jobannoncen sind gar
nicht mal so selten.
3 Kommentare:
Liebe(r) Anonym,
Ihr Hinweis, in dem Text habe es 'grammatikalisch' zu heißen, ergibt keinen Sinn. Für die Entdeckung von 3xf im Text 'Langsam reicht es' (offensichtlich) danke ich.
Guten Abend
Wieso ergibt das keinen Sinn? Laut http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-abc-grammatisch-grammatikalisch-a-311690.html ist beides synonym, wobei "grammatikalisch" altmodischer ist. Logischer finde ich allerdings die Beschreibung auf http://www.belleslettres.eu/blog/grammatikalisch-grammatisch.php , in der zwischen beiden Begriffen differenziert wird.
Viele Grüsse,
ein anderer Anonym
Wie Sie, lieber Anonym, sagen: Grammatikalisch /grammatisch werden synonym verwendet. Ist es so, dann escheint auch der Hinweis, in einem Text habe unbedingt das eine oder andere zu stehen, nicht stimmig. Der im Text verwendete Terminus nimmt allerdings den leichten Bedeutungsunterschied auf. Beste Grüße
Anton
Kommentar veröffentlichen