Schon mal etwas
gehört von 'Tendenzbetrieben / -unternehmen'
? Nein? Hier ein kurzer Abstecher zu Wikipedia. Dort ist zu erfahren: Ein
Tendenzbetrieb ist ein Betrieb, mit dem der Unternehmer nicht unbedingt oder
nicht nur Geld
verdienen will, sondern mit dem er ausschließlich bzw. zusätzlich andere
Ziele verfolgt, nämlich die im Gesetz erwähnten politischen, erzieherischen,
wissenschaftlichen oder künstlerischen Ziele (diese Aufzählung ist nicht
vollständig)....
Hin und wieder liest man bei Unternehmern unter
kirchlicher Trägerschaft, der Bewerber müsse die Gewähr bieten, dass er die
Ziele und moralischen Vorstellungen der jeweiligen Kirche aktiv mitträgt.
Beweis sei eine aktive Gemeindearbeit ersatzweise die Mitgliedschaft in einer
christlichen Kirche.
Was sind noch Tendenzbetriebe? Parteien. Die haben ja
angeblich auch ihre besonderen Weltanschauungen und Zielsetzungen. Und darauf
pochen sie, die Parteien. So scheint es undenkbar Pressesprecher der SPD
Fraktion zu sein, wenn man das
Parteibuch der NPD hat. (Nur so als Beispiel).
Was noch? Ach ja, Presseunternehmen. So sollten etwa
gerade redaktionelle Mitarbeiter der im Springer Verlag erscheinenden
Erzeugnisse gegen bestimmte, in der Springer-DNA festgelegte weltanschauliche
Grundsätze und Meinungen nicht verstoßen.
Halten wir kurz fest: Es geht um grundsätzliche Haltungen, die vom Mitarbeiter
eingefordert werden und das unternehmerische Credo , nicht 'nur Geld verdienen' zu wollen. Schon auch,
aber nicht sooo unbedingt. Man kann Axel Springer ja einiges vorwerfen, aber
nicht, dass er als armer Mann von uns gegangen ist. Axel Springer gilt ja als Erfinder der
Bild-Zeitung. Im Verlag und auch in der Öffentlichkeit schreibt sich BILD - anders als im Logo - stets in Großbuchstaben.
Damit ganz klar ist, hier ist nicht das gemeint, was bei Omi über dem Vertiko
hängt, sondern die Zeitung. BILD eben.
Und nun liest der Arbeitswillige in der Anzeige eines
eHealth-Unternehmens, das einen Texter sucht, mitzubringen sei unter anderem:
"Online Affinität und Begeisterung für
Literatur, Film, Humor und BILD"
Die Frage sei gestattet, ob man, wenn man sich für
Literatur, die diesen Begriff verdient, begeistert, sich gleichermaßen für die Bildzeitung erwärmen
kann. Das ist schon ein ziemlicher
Spagat.
Viel quälender ist
allerdings die Frage, warum die Begeisterung für diese Boulevardzeitung die Voraussetzung für ein gedeihliches
Arbeitsverhältnis bei dem Unternehmen
sein soll. Und wie ließe sich
eine derartige Begeisterung nachweisen? Durch auswendigen Vortrag der
Schlagzeilen zurückliegender Ausgaben oder dem Vorhandensein eines E-Abos?
Eine dahingehende Mailanfrage des Arbeitswilligen an das
zuständige Career-Center bleibt ohne Antwort.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen