Heute geht es um eine ganz besondere Art von kleinen
Ferkeln und Beutelschneidern. Deren bevorzugtes Biotop ist das Internet. Ihr
vorgebliches Geschäftsmodell: Nachfrage und Angebot auf dem Jobmarkt zusammen
zu bringen. Das machen viele. Das ist im Grunde auch eine feine, hehre Sache.
Diese besondere Spezies ist aber leicht anders. Sie nimmt nämlich Geld und verspricht dafür Premiumleistungen, wie
vorsortierte, auf den Leib der
Arbeitswilligen zugeschnittene Angebote. Hinzu kommen meist auch Legionen von
verbündeten Headhuntern, die - nach Zahlung des monatlichen Beitrags - landauf
landab nach geeigneten Top-Jobs für den jeweiligen Arbeitswilligen suchen. So
lauten die Versprechen. Was ist dran? Ein Beispiel: (Ein weiteres gibt es unter
dem Stichpunkt "Autist" in diesem Blog.)
Zwei Tage vor dem Verfassen dieses Beitrags stieß dem
Arbeitswilligen ein verlockendes Angebot vor den Hut. Experteer.de verkündete, ein' Senior Text
Designer Change Management' werde gesucht und zwar in München. Gehaltsbenchmark
60K. Ja, da läuft einem doch das Wasser im Munde zusammen. Für so einen Job
würde man selbst München in Kauf nehmen. Um mehr zu erfahren, solle man sich
aber bei experteer anmelden. Gefragt,
getan. Und tatsächlich nach getaner Tat wird der Vorhang , hinter dem sich die
Tätigkeitsbeschreibung verbirgt, um ein Kleines mehr gelupft. Immerhin mehr als 10 Zeilen der Jobdefinition
sind zu sehen. Wer mehr will, wer gar den Namen des potenziellen Arbeitgebers
erfahren möchte... Tja , lieber Arbeitswilliger, da musst Du schon den Beutel
zücken und Premiummitglied werden. Denn nur als solches hast Du Zugang zu den
Informationen, die die emsigen Menschen von experteer mit Drohungen,
Schmeicheleien, Tüchtigkeit und Bienenfleiß dem potenziellen Arbeitgeber
exklusiv für das Premiummitglied aus dem
Kreuz geleiert haben. Also Zähneknirschen und zahlen, schließlich will man sich
selbst nicht vorhalten müssen, man habe wegen lächerlicher € 120 sein Jobglück verpasst? Nein! Der
Arbeitswillige setzt auf eine menschliche Eigenschaft - Bequemlichkeit. Er
nimmt an, dass die Herrschaften von experteer die Jobbeschreibung nicht
eigenhändig umgedichtet haben und gibt Fragmente des Textes in die Suchmaschine
ein. Bingo. Als ursprünglicher Jobanbieter entpuppt sich die wohlbeleumundete
Firma acc. . Das aber auch nur, weil das
Internet nicht so leicht vergisst. Denn auf deren Jobseite ist der Senior Text
Designer nicht zu finden. Anruf bei der
Jobhotline. Guten Tag. Gibt es diesen Job noch? Antwort der Hotlinedame: Nö! Ach was. Denkt sich der Arbeitswillige.
Sollte es vielleicht so sein, dass experteer lediglich Luftnummern für die
Lockakquise macht? Anruf bei der Pressestelle der Firma acc. (Tut mir leid,
jetzt wird es etwas kompliziert.) Frage:
In welcher Beziehung steht experteer zu acc? Das freundliche Gegenüber
des Arbeitswilligen lässt sich die Zusammenhänge erklären, schaut in sein Terminal, findet die Stelle und sagt:
Die ist bereits seit 8 Monaten ausgeschrieben. Seit 8 Monaten nicht besetzt. Aber auch nicht für
jedermann (m/w) einsehbar. Jedenfalls nicht über die Textsuchfunktion.
Papperlapp. Das ist ne Grille des acc- eigenen Jobportals und schwingt
bezüglich experteer nicht den Taktstock.
Der Arbeitswillige fragt nach, ob denn acc. experteer mit der Suche nach
geeigneten Kandidaten (m/w) beauftragt habe?
Tags darauf die Antwort des hilfsbereiten
Pressesprechers. Nein, acc. arbeite in
keiner Weise mit experteer zusammen. Auch die Gehaltsbenchmarks, die diese
angeben, seien Fantasie und Schneegestöber. Wahrscheinlich habe experteer
einfach die Anzeigen aus dem acc.-
Jobportal herausgesaugt . Und nein, er wolle Geschäftspraktiken von experteer
nicht bewerten.
Das möchte der Arbeitswillige auch nicht tun. Überlässt
die Bewertung lieber den geneigten Lesern. Vielleicht gibt es da draußen ja
irgendwen, der belegen kann, dass diese Plattformen wie experteer, jobleads
& Co etwas anders sind als kostenpflichtige Luftpumpen. Ein PS: Nach etwa 4
Wochen ploppt dieselbe Anzeige wieder bei experteer auf. Diesmal sagt uns
Experteer, es habe die Anzeige im April gefunden. Immerhin. wir haben August und die Stelle bei
acc steht seit Anfang des Jahres zur Besetzung. Warum das bei acc so ist? Dazu
vielleicht später.
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