Jetzt muss aber mal sorgfältig hingeschaut werden, ob
das, was so auf den Seiten von Unternehmensbewertungsseiten seitens
der Mitarbeiter und der potenziellen
Arbeitswilligen bekrittelt wird, alles mit rechten Dingen zugeht. Greifen wir
zum Beispiel mal ein Unternehmen aus der
PR-Branche heraus. Das erhält so ziemlich mit Abstand die miesesten
Noten von Bewerbern und derzeitigen sowie ehemaligen Mitarbeitern. Die Vorgesetzen seien nicht viel mehr als
Folterknechte, Beschimpfungen und Inkompetenz
an der Tagesordnung. Ausbeutung
sei die Grundmelodie in diesem Unternehmen. Trotz des selbst behaupteten
wirtschaftlichen Erfolges setzt das Unternehmen vor allem auf die Quälerei von
Nachwuchskräften getreu dem Motto - jung, billig, willig. (Nachzulesen ist das alles unter http://www.kununu.com/de/all/de/pr/media-consulta-deutschland/kommentare
) Diese Nachwuchskräfte wenden sich in der Regel und meist nicht ohne an der Seele Schaden genommen
zu haben von diesem Unternehmen binnen kürzester Frist wieder ab. Aber stimmt
das denn auch so? Ist das dort wirklich die Hölle? Ist es nicht eher so, dass
gerade die jüngeren Arbeitnehmer sich allzu rosige Vorstellungen machen von der
Arbeitsrealität? Sie gleich mit Widerwillen reagieren, wenn sie von
Vorgesetzten angeherrscht werden? Ja, die jungen Leute. Ihnen fehlt es häufig
noch an Einsicht in die Notwendigkeit,
Arbeitnehmer auch mal mit Strenge, Kopfnüssen und verbaler Prügel zu
Höchstleistungen anzutreiben. Wenden
sich nicht gerade die chronisch Mühseligen und Unzufriedenen an die
Öffentlichkeit, um ihr Lamento loszuwerden? Der Arbeitswillige kann da den
Unternehmer gut verstehen. Der sagt sich
zu Recht, mit Weicheiern sei kein Business erfolgreich durchzuziehen. Weil der Arbeitswillige sich zu den
Erfahrenen zählt, die auch mal eine unqualifizierte Beleidigung seitens
Vorgesetzter wegstecken und freundlich grinsend auch noch die 50. monatliche
Überstunde absitzen - denn wer braucht schon so einen neumodischen Tünkram wie
WorkLiveBalance - entschloss sich der Arbeitswillige bei eben jenem Unternehmen
zwecks Arbeitsaufnahme vorstellig zu werden.
Eine Antwort kam dann auch zu gegebener Zeit.
"vielen Dank
für Ihre Bewerbung und Ihr gezeigtes Interesse an einer Mitarbeit in unserem
Unternehmen. Anhand Ihrer interessanten Bewerbungsunterlagen konnten wir einen
durchaus positiven Eindruck von Ihnen und Ihren Qualifikationen erhalten.
Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir uns aufgrund der Vielzahl an qualifizierten Bewerbungen, die uns täglich erreichen, auf Kandidaten konzentrieren, die unserem Anforderungsprofil noch besser entsprechen.
Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen und wir möchten Ihnen versichern, dass sie ausschließlich von unternehmensspezifischen Auswahlkriterien geprägt ist und somit kein Werturteil über Ihre Kenntnisse und Qualifikation darstellt.
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und hoffen, dass Sie mit M.C. weiterhin positiv verbunden bleiben."
Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir uns aufgrund der Vielzahl an qualifizierten Bewerbungen, die uns täglich erreichen, auf Kandidaten konzentrieren, die unserem Anforderungsprofil noch besser entsprechen.
Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen und wir möchten Ihnen versichern, dass sie ausschließlich von unternehmensspezifischen Auswahlkriterien geprägt ist und somit kein Werturteil über Ihre Kenntnisse und Qualifikation darstellt.
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und hoffen, dass Sie mit M.C. weiterhin positiv verbunden bleiben."
Da hat der Arbeitswillige
wohl nicht den Nerv bei seiner Bewerbung getroffen. Mist. Ein Versuch der
Nachbesserung kann ja nicht schaden und so lässt er das Unternehmen wissen:
"Ihre Nachricht
macht mich traurig, denn Sie verweigern mir eine wichtige Erfahrung. Ich hätte
gern selbst erlebt, was denn nun dran ist an den Unternehmensbewertungen auf
einschlägigen Seiten (z.B kununu.com) Wenn man den Kommentaren dort Glauben
schenken wollte, so handelt es sich bei M.C. um die wohl übelste Bude, die sich
hierzulande finden ließe. Das kann ich nicht recht glauben. Steht dem doch der
allergrößte Erfolg in wirtschaftlicher Hinsicht entgegen. Überdies scheint die
Mitarbeiterfluktuation in Ihrem Hause erheblich zu sein. Das mag daran liegen,
dass Sie auf junge Mitarbeiter setzen. Diese haben vordergründig einen
unschätzbaren Vorteil: Sie können aufgrund ihres Anfängertums keine großen Ansprüche an die
Entgelte stellen. Der Nachteil scheint mir – wenn ich die Kommentare für bare
Münze nehme – , diese Kohorte ist ein wenig zimperlich. Ich hingegen habe in
meinem Berufsleben gelernt, die ein oder andere unqualifizierte Beschimpfung
weg zu stecken. Falls also das Betriebsklima tatsächlich so ist, wie es
vordergründig den Anschein hat, wären diese meine Soft Skills doch von einigem
Vorteil für Ihr Haus. Ich bitte Sie, diese Information bei einer der kommenden
Besetzungsrunden zu beherzigen. Falls Sie annehmen, lange Berufserfahrung zöge
automatisch überzogene Gehaltsvorstellungen nach sich - dem kann ich nur
entgegenhalten: Sie irren.
Damit Sie sehen können,
ich meine es von Herzen gut und möchte M.C auch weiterhin “positiv verbunden” bleiben,
erlauben Sie mir einen Hinweis auf eine kleine Inkonsistenz in Ihrem
Absageschreiben. Sie sagen “...dass wir uns aufgrund der Vielzahl
an qualifizierten Bewerbungen (...) auf Kandidaten konzentrieren, die unserem
Anforderungsprofil noch besser entsprechen”.
Eine VIELZAHL an
Bewerbungen kann niemals der GRUND für eine Konzentration auf Kandidaten
sein. Ein hinreichender Grund für eine Ablehnung wäre, dass andere
Kandidaten (m/w) womöglich besser in das Anforderungsprofil passen. Sie
sehen, Ihrer Formulierung fehlt es ein wenig an Sinn. Ich hoffe, ich konnte
hier weiterhelfen. Zumal ich die Überprüfung von Sinnhaftigkeit in Aussagen
unter anderem als meine Aufgabe betrachte.
Mit besten Grüßen
und möglicherweise auf demnächst."
Bislang keine Antwort. Möglicherweise denken Sie auch
noch über die Argumente des Arbeitswilligen nach. Und das kann dauern. Abschließend bleibt noch anzumerken: Ein
Indiz, dass das Unternehmen doch nicht so schlimm sein kann, ist die
Aussage mit der Vielzahl qualifizierter
Bewerbungen. Trotz der miserablen
Kritiken hat das Unternehmen keinen Fachkräftemangel. Da schlägt das Pendel aber gewaltig zu
Ungunsten der Kritikermemmen aus. Denn so ein Unternehmen lügt ja nicht, wenn
es sagt: Danke, wir haben genug Leute, die ihre Großmutter zur Prostitution
zwingen würden, nur damit sie bei uns arbeiten dürfen.
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