Jetzt soll aber nicht immer nur gemeckert werden. Es gibt
auch Jobannoncen, die die vornehmsten Saiten im Arbeitswilligen zum Klingen
bringen. Besonders superschön wird das - weil
unerwartet, wenn die Jobannonce von einem eher nüchtern
ingenieursgetriebenem Unternehmen kommt, das seinen potenziellen
Neumitarbeitern mit folgendem Statement
und eher persönlichen Fragen
anspricht.
Worte wirken
Genießen Sie
schöne Sprache …
… und suchen Sie solange bis die Formulierung sitzt?
… und suchen Sie solange bis die Formulierung sitzt?
Dann möchten wir Sie kennenlernen!
Worte wirken. Die Feder ist
mächtiger als das Schwert - das dürfte allseits bekannt sein.
Vertrackter wird es mit dem
Genießen von schöner Sprache. Allein die Formen von Genießen sind derart
vielfältig: das stille, das freudige, das jauchzende, das intellektuelle, das
sinnliche, das erotische...
Und weiter, was ist schöne Sprache? Jaja
das Italienische so musikalisch, das Französische so wohltönend, das Englische
so pragmatisch. Aber kann man die auch genießen mit dem Wörterbuch auf den Knien.
Verlassen wir Europa und wenden das Ohr in ferne Weltgegenden. Es soll ja
Menschen geben, die "Urdu" als schön empfinden. Der Arbeitswillige
gehört nicht zu diesem Kreis. Denn er versteht kein Wort Urdu und kann es
folglich auch nicht genießen.
Der Arbeitswillige fokussiert sich
ganz pragmatisch nur auf seine Muttersprache und findet Beispiele von Sprache,
die er wirklich genießen kann. Deshalb gibt es auf diese Frage ein fettes JA -
allen theoretischen und vielleicht auch
fruchtlosen Bedenkenverästelungen zum Trotz. Allein, was hat der mögliche
Arbeitgeber davon, wenn der Arbeitswillige genießt. Er soll ja auch etwas tun:
Suchen bis die Formulierung sitzt. Uii das kann dauern, bis eine Formulierung
vor dem kritischen Auge des Sprachgenießers Bestand hat, weil der zukünftige
Mitarbeiter ja aufgefordert ist, seinerseits schöne Sprache zu erzeugen. Schöne
Sprache ist halt mühsam. Und braucht seine Zeit. Davon können die Größen der
Schönsprache, unsere Dichter etwa, ein Lied singen .
Es sei denn, das Genießen hat mit
dem professionellen Formulieren nichts zu tun. Aber wie das nun konkret gemeint
ist, lässt sich ja beim Kennenlernen klären.
Bis dahin pflegt der Arbeitswillige seine schöne Seele. Denn schöne
Seelen haben schöne Gedanken und die schlagen sich mitunter in schöner Sprache
nieder. Die Botschaft an das Unternehmen: Der Arbeitswillige wäre gern dabei.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen