Dienstag, 2. April 2013

Worte wollen wirken




Jetzt soll aber nicht immer nur gemeckert werden. Es gibt auch Jobannoncen, die die vornehmsten Saiten im Arbeitswilligen zum Klingen bringen. Besonders superschön wird das - weil  unerwartet, wenn die Jobannonce von einem eher nüchtern ingenieursgetriebenem Unternehmen kommt, das seinen potenziellen Neumitarbeitern mit folgendem Statement  und  eher persönlichen Fragen anspricht.

Worte wirken
Genießen Sie schöne Sprache …
… und suchen Sie solange bis die Formulierung sitzt?
 Dann möchten wir Sie kennenlernen!

Worte wirken. Die Feder ist mächtiger als das Schwert - das dürfte allseits bekannt sein.
Vertrackter wird es mit dem Genießen von schöner Sprache. Allein die Formen von Genießen sind derart vielfältig:  das stille, das freudige, das jauchzende, das intellektuelle, das sinnliche, das erotische...
Und weiter, was ist schöne Sprache? Jaja das Italienische so musikalisch, das Französische so wohltönend, das Englische so pragmatisch. Aber kann man die auch genießen mit dem Wörterbuch auf den Knien. Verlassen wir Europa und wenden das Ohr in ferne Weltgegenden. Es soll ja Menschen geben, die "Urdu" als schön empfinden. Der Arbeitswillige gehört nicht zu diesem Kreis. Denn er versteht kein Wort Urdu und kann es folglich auch nicht genießen.
Der Arbeitswillige fokussiert sich ganz pragmatisch nur auf seine Muttersprache und findet Beispiele von Sprache, die er wirklich genießen kann. Deshalb gibt es auf diese Frage ein fettes JA - allen  theoretischen und vielleicht auch fruchtlosen Bedenkenverästelungen zum Trotz. Allein, was hat der mögliche Arbeitgeber davon, wenn der Arbeitswillige genießt. Er soll ja auch etwas tun: Suchen bis die Formulierung sitzt. Uii das kann dauern, bis eine Formulierung vor dem kritischen Auge des Sprachgenießers Bestand hat, weil der zukünftige Mitarbeiter ja aufgefordert ist, seinerseits schöne Sprache zu erzeugen. Schöne Sprache ist halt mühsam. Und braucht seine Zeit. Davon können die Größen der Schönsprache, unsere Dichter etwa, ein Lied singen .
Es sei denn, das Genießen hat mit dem professionellen Formulieren nichts zu tun. Aber wie das nun konkret gemeint ist, lässt sich ja beim Kennenlernen klären.  Bis dahin pflegt der Arbeitswillige seine schöne Seele. Denn schöne Seelen haben schöne Gedanken und die schlagen sich mitunter in schöner Sprache nieder. Die Botschaft an das Unternehmen: Der Arbeitswillige wäre gern dabei.




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