Miesepetrige Kritiker behaupten, in unserer komplett reglementierten
Lebens- und Arbeitswelt spiele die Leidenschaft eine nur noch marginale Rolle.
Dabei sei Leidenschaft nicht nur eine "conditio sine qua non" für
Erfolg, sondern auch eine allgemeine Bereicherung. Sie irren! ruft der
Arbeitswillige diesen Kritikern zu. Die Arbeitswelt ist voller
Leidenschaft/Passion. Nicht von ungefähr führt eine große deutsche Bank das Motto
"Leistung aus Leidenschaft" (Insidersprech: "Lal").
Fraglos ist Leidenschaft eine Haupttriebfeder
menschlichen Strebens. Das wissen Unternehmen ganz genau und fordern
Leidenschaft ein. Hingabe an den Geschäftszweck mit jeder Faser, jedem Atemzug.
Diesen Wunsch kann man ja nachvollziehen. Der Arbeitswillige findet das auch in
der Ordnung.
Nun prallte ihm in einer Annonce wieder Leidenschaft
entgegen: "Entfachen Sie unsere Leidenschaft!" (Auch in der Originalanzeige ist diese
Kernaufforderung rot hervorgehoben.)
Nun hat der Arbeitswillige so seine Erfahrungen mit dem Entfachen
von Leidenschaft. Allerdings eher im privaten Bereich. Ging es doch eher um den
engagierten Vortrag selbstverfasster Reime und den stürmischen Vortrag auf der
Gitarre, um die Passion der Angebeteten zu entfachen. Der Arbeitswillige muss
gestehen, es war nicht durchweg zielführend. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen
fragt er sich nun, wie es ihm gelingen möge, die Leidenschaft eines ganzen
Unternehmens zu entfachen. Denn das steckt ja wohl hinter dem "uns"
in der Anzeige.
Schauen wir doch mal was dieses Unternehmen, dessen
Leidenschaft von dem Arbeitswilligen entfacht werden möchte, treibt.
"Die XY DEUTSCHLAND GMBH gibt
Leidenschaft eine tiefere Bedeutung: Wir suchen in mehreren tausend Metern
Tiefe nach Erdöl und Erdgas. Mit professioneller Passion, einem Team von rund
600 Beschäftigten und als Teil eines der weltgrößten Energiekonzerne – der XY
Gruppe. Was wir von Ihnen fordern, sind Einsatzwille und Leistung. Kurz: Ihre
Mitarbeit mit ganzer Leidenschaft."
Aus dieser Selbstdarstellung darf der Arbeitswillige
schließen: Leidenschaft ist bei XY bereits reichlich vorhanden und wird von den
600 Beschäftigten gelebt. Und wenn nun ein Neuling gesucht wird, muss der
selbstverständlich in die Kultur passen. Das versteht der Arbeitswillige. Was
er nicht so ganz versteht ist hier die Aufforderung " Entfachen
Sie unsere Leidenschaft!". Das
kann ja nur heißen, dass es mit der bereits vorhandenen Leidenschaft nicht so
toll sein kann. Sonst müsste sie ja nicht vom Arbeitswilligen entfacht werden.
Überdies sagt der Volksmund, um Leidenschaft zu entfachen, genüge häufig nur ein
Funke. Wenn man nun die Tätigkeit des Unternehmens betrachtet - die Förderung
von Gas und Öl - und dann kommt nun noch der entfachende Funke der Leidenschaft
des Arbeitswilligen hinzu... Das könnte das Gemisch aus Gas und Öl zur
Explosion bringen. Wollen die das wirklich? Der Arbeitswillige fragt lieber mal
nach, wie das gemeint ist mit dem Entfachen der Leidenschaft. Über die
Erklärung seitens XY wird der
Arbeitswillige an dieser Stelle berichten.
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