Begriffe im Wandel von Ort und Zeit. Lokales vs. Globalisierung
Wanderer kommst du nach Köln und schlenderst über den wunderschönen Melatenfriedhof, so kann es geschehen, dass du vor einer bestimmten Familiengruft ins Grübeln kommst. In zierlichen Lettern ist die als Grabstätte der Familie ‚King Size Dick‘ ausgewiesen. Dick das doch mittlerweile auch für Leser deutscher Zunge umgangssprachlich so viel bedeutet wie Schwanz oder hochsprachlich Penis. Nebenbei im Familiengrab finden sich auch weibliche Personen. Erste Vermutung: Hier hat sich ein Pornodarsteller mit dem Alleinstellungsmerkmal sehr großer Penis öffentlich ein Denkmal gesetzt. Oder ein Zuhälter? Wie kann das sein einer traditionell katholischen Stadt? Ist das mit Zustimmung der Verwaltung und des Grünflächenamtes geschehen?
Ein Erklärungsversuch. King Size Dick ist der Künstlername eines in Köln weltberühmten Unterhaltungssängers, der seine Lieder gern in kölscher Mundart darbietet. Lokalkolorit eben. Und im Kölschen soll ‚Dick‘ - nicht eben brüllend originell - wohlwollend foppend eine überaus beleibte Person bezeichnen. Jener Dick lebt übrigens noch. Offenbar steht für den Künstler hier der lokale Referenzraum an Prio1 und nicht irgendwelchen überregionalen, internationale Gepflogenheiten. Das ist ehrenwert für einen originär Kölner aber mitunter verwirrend. Schließlich darf die Familiengruft als Beispiel dienen, dass Namen, Begriffe hin und wieder ihre Bedeutung verlieren oder ersetzt bekommen. Wir erinnern uns. Vor einigen Jahren noch las man in der Anforderungsliste in Jobannoncen häufig, Kandidaten sollten ‚Querdenker‘ sein. Und heutzutage? Man sieht, die Umwertungen machen keine Pause. Fälle gibt es zuhauf.
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